1342 - Die Totmacher
kann, wie Ihrem Bruder.«
»Hör auf, du Gesetzesknecht. Rede nicht so wie ein verdammter Anwalt, Blaine.«
»Man wird Sie kriegen.«
»Hä, hä, nicht mich!«
»Das haben schon viele gesagt. Ich habe sie alle erlebt, wenn sie vor dem Richter standen. Dann allerdings war es zu spät, noch etwas zu bereuen. Lassen Sie sich das gesagt sein, Gannon.«
Er reckte sein Kinn vor. »Du bettelst doch nur um dein Leben. Das ist alles. Du versuchst, deinen Tod hinauszuzögern, aber das wird dir nicht gelingen. Ich mache dich fertig.« Er kniff das linke Auge zu, er wollte mich als Ziel ins Visier nehmen und er hob den rechten Arm mit der Axt an.
Es war klar, das er sie über den Tisch schleudern würde, und zwar so schnell, dass ich nicht mehr ausweichen konnte.
Beide standen wir an den Schmalseiten des Tisches. In den nächsten Sekunden musste die Entscheidung einfach fallen.
Sie fiel nicht.
Etwas störte.
Nicht hier in der Küche, sondern draußen im Flur. Da hatte sich was verändert. Wir hörten eine Stimme, aber was sie sagte, verstanden wir nicht. Jedenfalls war Gannon klar geworden, das weder die Blonde noch Wendy gesprochen hatten.
»Scheiße!«, schrie er und schleuderte die tödliche Axt auf mich zu…
***
Fünf Sekunden und nicht mehr!
Das war genau die Zeit, die Suko blieb und in der er agieren konnte. Die Distanz zwischen ihm und den beiden anderen Personen war nicht zu groß. Trotzdem musste er sich beeilen, denn eine so kurze Zeitspanne war schnell abgelaufen.
Wendy und die Blonde bewegten sich nicht mehr. Sie standen auf dem Boden wie festgelötet. Für sie war die Zeit stehen geblieben und sie würden später auch keine Erinnerung an das haben, was geschehen war.
Suko war schnell. Er als Träger des Stabs konnte sich bewegen, und er huschte über den Boden hinweg, als würde er ihn kaum berühren. Für ihn war wichtig, dass er die Frau entwaffnete und danach genau das Richtige tat.
Die fünf Sekunden waren noch nicht vorbei, da hatte er die beiden so unterschiedlichen Personen erreicht. In dieser kurzen Zeitspanne durfte Suko alles mit einem Gegner machen, er durfte ihn nur nicht töten. Würde er das tun, wäre die Kraft des Stabs verwirkt gewesen.
Mit der Karatefaust schlug er zu.
Er war Könner genug, um die Schläge dosieren zu können und das hatte er auch diesmal getan.
Der Hieb erwischte die Frau mit der Waffe am Hals. Sie zuckte kurz, dann brach sie zusammen.
Suko fing sie ab.
In diesem Moment war die Zeitspanne vorbei. Nur Wendy erwachte aus ihrer Erstarrung. Sie sah Suko, riss den Mund auf und wollte schreien, aber Suko legte ihr schnell eine Hand auf den Mund und den freien Zeigefinger auf seine Lippen.
Zugleich hörte er den Schrei des Mannes, der aus der offenen Küchentür drang…
***
Lou Gannon hatte die Axt geworfen und zugleich geschrieen. Er musste sich einfach Luft verschaffen.
Ich bekam beides mit. Wie gesagt, der heranfliegenden Axt hätte ich nicht entwischen können, aber ich griff zu einem anderen Mittel und rammte den Tisch vor.
Das passierte einen winzigen Bruchteil vor der Sekunde, als Gannon seine Waffe losließ.
Der Tisch rammte mit der schmalen Kante in seinen Unterleib. Er selbst kam bei dem Wurf aus der Fasson. Da er nach hinten geschleudert wurde, flog die Axt zwar in meine Richtung, doch sie verließ ihre eigentliche Bahn und zischte über meinen Kopf hinweg.
Wo sie hinflog sah ich nicht. Ich hörte zwar einen Aufprall, da aber befand ich mich schon auf dem Weg nach vorn. Ich hatte den Tisch nicht losgelassen und rammte ihn weiter.
Gannon war zu überrascht, um mir Widerstand entgegen zu setzen. Er prallte mit dem Rücken gegen den hohen Kühlschrank, in dessen Innern einiges ins Wackeln kam.
Für einen Moment war er eingeklemmt.
Ich nutzte die Zeitspanne aus. Bevor er sich versah, klemmten zwei eiserne Ringe um sein Handgelenke, und ich war sicher, dass er damit keine Axt mehr schleudern würde.
Als ich ein Räuspern hörte und den Kopf drehte, sah ich Suko auf der Türschwelle stehen. Da er Beifall klatschte und dabei grinste, war mir klar, dass auch er seinen Job erledigt hatte…
***
Gemeinsam verließen wir das Haus. Zwischen uns ging Wendy wie jemand, der erst vor kurzem aus dem Schlaf erwacht war. Begriffen hatte sie noch nicht alles und ich hoffte, dass sie dieses Trauma bald überwunden hatte.
Wir zogen die Tür auf.
Der Nebel waberte durch die Straße. Wir hörten die schrillen Halloween-Geräusche, sahen bunte und verschwommene
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