1344 - Das Ende der Hybride
verloren.
Die Einkünfte aus meinen Studien über die Tier- und Pflanzenwelt Swoofons und meine finanziellen Reserven aus den früheren Jahren ermöglichen mir ein relativ sorgenfreies Leben. Die Ereignisse in der Milchstraße berühren mich nicht. Ich weiß ohnehin aus Comanzataras damaligen Worten und aus denen der Majsunta-Hybride Jacaranda, daß mich irgendwann in diesem Jahr das Geschehen einholen wird. Ich habe mich innerlich darauf eingestellt, auch wenn meine pflanzliche Freundin kaum noch etwas dazu sagt.
Sie wartet auf Huakaggachua.
Comanzatara hat in den vergangenen Jahren ein paar gedankliche Ausflüge in ihre Vergangenheit gemacht und mir davon berichtet. „Gedankliche Ausflüge", so hat sie das genannt. Viel schlauer geworden bin ich dadurch kaum, denn ihr Wissen ist sehr bruchstückhaft. Ich will dennoch versuchen, ihre Behauptungen zu einem einigermaßen verständlichen Bild zusammenzusetzen. Vieles daran erscheint mir sehr phantastisch.
Sie behauptet, sie sei über 50.000 Jahre alt, aber sie weiß nicht, woher sie stammt. Ihr Volk nennt sie die Zataras, und es sieht so aus, als sei dieses irgendwo in der Mächtigkeitsballung Estartu zu finden. Es spricht aber auch einiges dafür, daß es dieses Volk in seiner ursprünglichen Form dort gar nicht mehr gibt. Es ist ihr nämlich nie gelungen, zu einer Artgleichen einen mentalen Kontakt zu schlagen. Huakaggachua hat sie bis jetzt nur in der Zukunft gesehen.
Das kann bedeuten, daß sie jetzt „noch gar nicht existiert".
Jacaranda bezeichnet Comanzatara als eine Verwandelte oder Mißbrauchte. Sie scheint ihr nicht ganz geheuer zu sein. Ich gebe zu, daß es mich auch seltsam berührt, von einer Pflanze zu wissen, die unfreiwillig mit drei Siganesen, einer Terranerin und einer Wyngerin in einer Gemeinschaft leben muß. Dieser Zustand der Hybride dauert nun schon rund fünfzehn Jahre an. Was mag in den Lebewesen vorgehen, die an sie gekettet wurden?
Ich versuche mir vorzustellen, wie Huakaggachua aussehen könnte. Irgendwie paßt es nicht in mein Weltbild, daß es neben Comanzatara eine zweite Fraupflanze ihrer Art geben könnte.
Doch zurück zu den Zatsras. Meine Studien beruhen natürlich allein auf den Untersuchungen, die ich mit Comanzatara angestellt habe, und auf dem, was sie mir mitgeteilt hat.
Wenn ich ihr glaube, und das muß ich eigentlich, dann gibt oder gab es einmal eine große Zahl Zataras. Ihr Aussehen ist das einer durch und durch weiblich wirkenden Pflanze von etwa 70 Zentimetern Größe. Ihr Körper besteht aus den feingliedrigen Wurzeln, dem geschwungenen Stamm mit den femininen Formen, vier Blättern und der Knospe oder Blüte.
Letztere ist mit dem Kopf eines Hominiden vergleichbar. Die Blüte besteht im Innern aus unzähligen winzigen Blättchen, die in allen denkbaren Farben im Wechselspiel erstrahlen können. Dabei leuchten sie manchmal aus sich selbst heraus. Darum herum befinden sich größere Blütenblätter, die nur in den Farben Rot bis Blau strahlen können.
Die jeweils vorhandene Farbe spiegelt die Gemütsverfassung Comanzataras wider, wobei dunkles Blau für größte Trauer und Niedergeschlagenheit steht, hellstes Rot für Glücksgefühle. Dieses helle Rot habe ich bei Comanzatara noch nie gesehen, aber sie hat mir gesagt, daß sie so leuchten könnte, wenn sie ihr Ziel einmal fände oder sich selbst erkennen würde.
Vermutlich sind diese beiden Wunschvorstellungen miteinander identisch. Sie selbst scheint das nicht zu wissen, und über diesen Punkt läßt sich mit ihr auch nur schlecht eine Diskussion führen.
Der Stamm ist purpurfarben. Er verbreitet sich von unten nach oben und schnürt sich dann wieder wie eine Taille ein. Darüber erweitert er sich wieder zu zwei Halbkugeln, die an die typisch weiblichen Merkmale meines Volkes erinnern.
Auf dem Stamm sitzt noch ein kurzes Stück von dunkler Farbe, einem Hals vergleichbar, und darauf befindet sich der Blütenkopf.
Nicht nur am Beispiel Ferbelin Destowitschs habe ich erfahren, daß sie Harmonie und Wärme auf eine fast unbegreifliche Art ausstrahlt. Sie besänftigt Wesen in ihrer Umgebung. Ihr Einfluß auf mich selbst macht das auch deutlich.
Von ihren phantastischen Fähigkeiten habe ich einiges erfahren. Sie selbst sagt, daß diese nicht unbedingt für alle Zataras zutreffen müssen, denn die „Strangeness" habe sie verändert. Vermutlich meint sie damit den Unterschied zwischen der Umwelt der Milchstraße und der ihrer Heimat, die ja wohl Estartu
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