1344 - Fluchtburg der Engel
relativ gesehen.«
»Aha.« Sir James begriff. »Das hört sich an, als wäre der Fall für Sie noch nicht beendet.«
Leise stöhnte ich auf. »Das könnte wohl hinkommen, Sir.«
»Und wie geht es weiter?«
Er bekam zunächst einen knappen Bericht über die Vorgänge.
Danach blieb ich weiterhin vage. »Ich muss mal sehen, ob Bill und ich den Hintergrund aufhellen können.«
»Genauer.«
»Das kann ich nicht.«
»Sie wollen es nicht?«
»Vielleicht beides, Sir. Ich weiß auch, in welch einem Stress Sie stecken.«
»In drei Tagen geht es uns besser – hoffentlich. Ich weiß ja, dass ich mich auf Sie verlassen kann.«
»Natürlich.«
Wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Außerdem war Sir James gedanklich bei seiner Aufgabe. Da konnte er keine Ablenkung gebrauchen.
»Fertig?«, fragte Bill.
»Ja.«
»Dann lass uns verschwinden.«
Wir gingen. Und ich war froh dabei, diese ungastliche Stätte verlassen zu können…
***
Mit einem Taxi waren wir zuerst zu Bills Porsche gefahren und dann zu ihm nach Hause, wo Sheila schon auf uns wartete und mich herzlich begrüßte.
»Wie Sieger seht ihr nicht eben aus«, erklärte sie und traf dabei den Nagel auf den Kopf.
»Volltreffer, Sheila.«
»Und was war?«
Ich winkte ab. »Später.«
Im Esszimmer hatte Sheila bereits den Tisch gedeckt. Ich hatte nichts zu essen bestellt, doch als Sheila die selbstgebackene Pizza aus dem Ofen holte, da lief mir schon das Wasser im Mund zusammen.
Bill holte Bier, mit dem wir unseren ersten Durst löschten. Sheila saß ebenfalls am Tisch. Sie aß allerdings nichts. Hin und wieder nippte sie an ihrem Rotwein.
Bill und ich sprachen während des Essens nicht über den Fall.
Später, als wir im großen Wohnzimmer vor dem Kamin zusammensaßen, war das natürlich Thema Nummer eins.
Er und ich fassten noch mal zusammen, damit auch Sheila eingeweiht wurde, die sich ebenso wunderte wie wir uns gewundert hatten.
»Also dieser Fall ist wirklich rätselhaft«, fasste sie flüsternd zusammen.
»Und er ist noch nicht beendet!«, erklärte ich, wobei Bill zustimmend nickte.
»Wieso denn nicht?«
»Manon Lacre hatte ein Ziel!«, stellte ich klar. »Ein kleines Hotel mit dem Namen Little House. Ich kenne es nicht. Ich weiß auch nicht, wo wir es suchen sollen, aber wir wissen, dass es von zwei Schwestern geleitet wird.«
»Deren Namen ihr ebenfalls nicht wisst – oder?«
»So ist es.«
»Das wird kein Problem sein«, erklärte Bill. Er stellte sein Weinglas zur Seite und stand auf. »Ich schaue mal im Internet nach. Bin gespannt, was sich da findet.«
»Gut.«
Als Bill verschwunden war, stöhnte Sheila leise auf. Sie machte auf mich einen leicht traurigen Eindruck. »Es sind keine guten Zeiten, John«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wenn ich die letzten Wochen Revue passieren lasse, kann ich nur den Kopf schütteln.«
»Du denkst an den Schwarzen Tod.«
»Sicher.«
»Er hat mit diesem Fall nichts zu tun.«
»Das weiß ich«, sagte Sheila und strich einige blonde Haarsträhnen aus der Stirn. Die Flammen, deren Widerschein durch die Glasscheibe vor dem Kamin drangen, hinterließen auf ihrem Gesicht und dem Oberkörper ein unruhiges Muster. »Es sind mehr die Folgen, über die ich mir Sorgen mache, auch wenn sie mit eurem aktuellen Fall keine Verbindung haben. Stimmt es, dass sich die blonde Bestie Justine Cavallo bei Jane Collins eingenistet hat?«
»Ja. Eingenistet ist das richtige Wort.«
»Und für wie lange?«
»Ich kann es dir nicht sagen, sondern darüber nur spekulieren. Ich kann mir vorstellen, dass sie zumindest so lange bleibt, bis sie die Spur des verschwundenen Will Mallmann aufgenommen hat. Was dann passiert, kann ich nicht vorhersagen. Jedenfalls wird sie weitermachen, und ich denke, dass sie keine Freundin oder Verbündete des Schwarzen Tods werden wird. Er hat die Vampirwelt übernommen. Das ist ein Stich mitten ins Herz, Sheila. Wenn Mallmann noch in der Lage ist, sich zu wehren und wieder zurück zu Justine Cavallo findet, werden die beiden auf jeden Fall versuchen, die Vampirwelt wieder zurückzuerobern. Das ist jetzt noch Zukunftsmusik. Wir haben momentan andere Probleme.«
»Diese Manon Lacre ist tot, wie ich von euch hörte.« Sheila blickte mich fragend an. Ihren Kopf hatte sie dabei ein wenig zur Seite gedreht. »Glaubst du denn, dass es noch mehr Menschen gibt, die ein Schicksal wie sie hinter sich haben?«
Ich zuckte die Achseln.
Sheila ließ nicht locker. »Warum wollte sie dann dieses Hotel
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