1345 - Gruft der Erleuchtung
Warnung Erfolg hätte.
Wenn wir uns sinnlos opfern und Lao-Sinh trotzdem untergeht, gibt es niemanden mehr, der ein neues Tarkanium aufbauen könnte. Wir sind die Wissenden, und darum müssen wir überleben!"
„Und was wird aus den Kartanin, die Lao-Sinh errichtet haben?" fragte Dao-Lin-H'ay bitter. „Sie werden sterben."
„Einige werden überleben. Solange es uns Voica gibt, wird es auch die Fernraumschiffe geben, die nach Lao-Sinh fliegen. Man wird die Überlebenden retten und mit ihrer Hilfe ein neues Tarkanium gründen."
„Das klingt, als ob ihr es schon aufgegeben hättet!"
„Nein!" sagte Nana-Bea-Voica streng. „Ganz im Gegenteil."
„Wir können gar nicht aufgeben, denn wir wissen nicht, ob es überhaupt möglich sein wird, noch einmal ein neues Tarkanium aufzubauen", erklärte Tia-Mei.
„Die Hohen Frauen richten sich nach euren Befehlen", stellte Dao-Lin fest. „Sie werden die Schiffe bauen lassen, wenn ihr es ihnen sagt."
„Es geht nicht nur um die Schiffe und um die Frage, ob die Kartanin noch einmal ein solches Unternehmen verkraften können", sagte Sileio-Len düster. „Sondern es geht auch um die Zeit."
Dao-Lin wandte sich heftig nach der Voica um.
„Um die Zeit?" fragte sie scharf. „Wie soll ich das verstehen? Das hört sich ja ganz danach an, daß Lao-Sinh zu einem bestimmten Zeitpunkt bereit sein muß, das Volk der Kartanin aufzunehmen!"
„Sileio-Len hat sich ungeschickt ausgedrückt", murmelte Trei-Ri beschwichtigend. „Du weißt, daß wir alle schon sehr alt sind. Wir hatten gehofft, daß wir den Triumph der Kartanin noch miterleben können. Wenn wir noch einmal von vorne anfangen müssen, wird uns das aber wahrscheinlich nicht gelingen."
Dao-Lin senkte den Kopf, denn dieses Argument hatte sie nicht erwartet. Irgendwie hatte sie stets das Gefühl gehabt, daß die Voica sich ihrer selbstgewählten Aufgabe völlig unterordneten. Jetzt begriff sie, daß auch diese uralten Kartanin noch immer persönliche Wünsche und Sehnsüchte hatten.
„Vielleicht könnte das Scotaming uns helfen", sagte sie zögernd. „Es hat die Möglichkeit, Dinge zu orten, die sich Millionen Lichtjahre von uns entfernt ereignen. Warum sollte es nicht umgekehrt imstande sein, eine.
Nachricht dorthin zu übertragen?"
„Es wäre möglich", sagte das Scotaming, „wenn es in Lao-Sinh noch eine entsprechende Empfangsstation gäbe."
„Und die gibt es natürlich nicht", stellte Dao-Lin resignierend fest.
„Es wäre eventuell denkbar, daß es sie noch gibt", sagte das Scotaming zur Überraschung aller.
Die Wissenden waren wie erstarrt.
„Worauf wartest du dann noch?" fragte Daran-Ban schließlich. „Fang an zu senden!"
„So einfach ist das nicht", behauptete das Scotaming. „Es ist keine normale Empfangsstation, und ich kann sie nicht erreichen."
„Aber wer denn sonst?" fragte Sring-Hea aufgeregt, fast schreiend.
„Der, der in der Gruft ..."
„Sei still!" rief Nana-Bea, noch ehe das Scotaming seine Antwort beenden konnte. „Davon wollen wir nichts hören."
„Warum nicht?" fragte Dao-Lin empört. „Endlich bietet das Scotaming uns eine Lösung an, und ihr laßt es nicht sprechen? Warum?"
„Das geht dich nichts an!" sagte Nana-Bea schroff. „Wird es nicht Zeit, daß du dich wieder einmal um unsere Gäste kümmerst?"
Dao-Lin war wie vor den Kopf geschlagen.
„Wollt ihr mich loswerden?" fragte sie bestürzt. „Gehöre ich nun zu euch oder nicht?"
„Du bist noch jung", sagte Aroa-Ais beruhigend. „Aber du gehörst natürlich zu uns. Wir haben dich zu uns gerufen und dich in unsere Geheimnisse eingeweiht. Es gibt noch ein, zwei Dinge, die du nicht weißt. Du wirst sie erfahren, wenn es an der Zeit ist. Du mußt dich gedulden - wir alle mußten das tun."
„Sei nicht so vorlaut", hieß das wohl im Klartext. „Wir haben unsere Regeln, an die wir uns halten - selbst wenn ganz Lao-Sinh zum Teufel geht!"
Dao-Lin starrte die Voica an, dann drehte sie sich um und ging davon.
Vielleicht hatte Nikki Frickel recht, dachte sie, während sie durch die nüchternen Gänge des Scotaming eilte. Sie sind verknöchert und verkalkt!
Aber im selben Augenblick schämte sie sich dieses Gedankens.
*
„Sieh da, Dao-Lin-H'ay", sagte Nikki Frickel spöttisch. Diesmal lag sie auf den Polstern im Aufenthaltsraum, und über den Bildschirm flimmerte ein seichtes kartanisches Unterhaltungsprogramm. „Willst du uns mal wieder zu einem kleinen Ausflug abholen?"
Dao-Lin setzte zu einer Erklärung
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