1346 - Mallmanns Schicksal
des Vlad Dracula gefallen. In dessen Reich hatte ihn Assunga gefunden. Von diesem Tag an war er ihr Markenzeichen.
Der Mantel gab ihr eine große Macht über andere Menschen. Sie war in der Lage, mit ihnen zu verschwinden, wenn sie die beiden Hälften des Mantels um die jeweilige Gestalt drapierte. Da waren beide in der Lage, gewaltige Entfernungen und Dimensionssprünge zu überbrücken, sodass Assunga für ihre Feinde so gut wie nicht zu fassen war. Das hatten schon des Öfteren John Sinclair und seine Freunde erlebt.
Mallmann kannte sie. Sie hatte ihn beim Aufbau der Vampirwelt unterstützt. Später hatten sich ihre Wege dann getrennt, und er glaubte auch nicht daran, dass sie jetzt unbedingt zu seinen Feinden gehörte. Sie musste eigentlich auf seiner Seite stehen und ebenfalls zu einer Feindin des Schwarzen Tods werden.
Was sie dachte, sah Mallmann ihr nicht an. Sie blieb auch weiterhin auf ihrem Platz stehen, und nur die Augen bewegten sich, weil sie jede Einzelheit wahrnehmen wollte.
Natürlich sah sie die leblose Gestalt auf dem Boden. Der Blick wurde noch eisiger.
»Du hast sie getötet!«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich wollte Blut!«
Assunga verengte ihre Augen. Die Lippen verzogen sich spöttisch. Mallmann fühlte sich unter diesen Blicken missachtet oder wie ein Stück Dreck. »Und? Hast du es bekommen?«
»Nein. Es klappte nicht. Es war nicht das Blut, wie ich es mir vorgestellt habe.«
»Und dann hast du sie vernichtet!«
»Eine Schlange griff mich an. Ich hasste sie plötzlich. So blieb mir nichts anderes übrig.«
Die Schattenhexe hob ihre Augenbrauen an. »Und dafür habe ich dich gerettet?«, fragte sie.
»Du kennst mich.«
»Ja«, sagte sie leise, »ich kenne dich, und du hast dich wirklich nicht verändert. Du bist noch immer die blutgierige Bestie von früher. Daran gibt es nichts zu rütteln.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber etwas ist trotzdem anders geworden. Du bist nicht mehr so stark. Du bist angegriffen worden. Man hat dich verletzt. Du bist nicht mehr in der Lage, dich in eine übergroße Fledermaus zu verwandeln, und du wärst dem Schwarzen Tod aus eigener Kraft nicht mehr entkommen. Ich und mein Mantel haben dich gerettet und in die Welt der Hexen geschafft. Und deshalb muss ich dich fragen, Mallmann, wo bleibt die Dankbarkeit? Sieht sie so aus, dass du meine Verbündeten tötest?«
»Es ging nicht anders.«
Sie lächelte. »Ja, es ging nicht anders«, wiederholte sie dann.
»Wenn man es mit deinen Augen sieht.«
Dracula II hob nur die Schultern.
Assunga wartete, ob er noch etwas sagte, doch das tat er nicht.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie. »Was hast du dir vorgestellt? Du bist jetzt ein Flüchtling. Ein Vertriebener. Man hat dich aus deiner Welt entfernt und dir einen großen Teil deiner Macht genommen. Jetzt stehst du allein, und du selbst weißt nicht, wie es weitergehen soll. Kann man sagen, dass du wieder am Anfang stehst?«
Mallmann hatte den Spott deutlich aus den Worten hervorgehört.
Er spürte die Stiche der Demütigung. Er war nicht mehr der große Herrscher und Könner. Er konnte keine Befehle mehr erteilen. Er musste sich ganz und gar auf Assunga verlassen, was ihm einfach nicht gefallen konnte. Ihm war, als wäre er in ein tiefes Loch gefallen. Hätte er ein normales Herz besessen, dann hätte es bestimmt wie verrückt geschlagen, so aber blieb er nur steif stehen.
»Habe ich Recht?«
Das wollte Mallmann nicht zugeben. Zu lange hatte er sich als Dracula II fast unbesiegbar gefühlt. Davon konnte er sich auch jetzt nicht lösen.
»Ich stehe nicht allein!«
»Ach? Tatsächlich? Wer sollte dir denn noch helfen wollen?«
»Du hast mir schon geholfen«, erklärte er.
»Das ist wohl wahr. Aber du musst akzeptieren, wenn ich dir sage, dass du mich enttäuscht hast. Du hast dich benommen wie ein Idiot. Du hast eine Freundin von mir grundlos getötet. Nur weil du deiner verdammten Gier nachgeben musstest. Wieso setzt du jetzt noch auf mich als Partnerin? Was bringt dich dazu?«
Dracula II hatte sich wieder etwas gefangen. So fiel es ihm auch leicht, die Antwort zu geben.
»Es geht um die Zukunft. Um unsere Zukunft. Oder willst du es hinnehmen, dass die Vampirwelt so mir nichts dir nichts in den Besitz eines anderen übergegangen ist? Du selbst hast bei ihrem Aufbau mitgeholfen. Du bist nicht dagegen gewesen, dass ich darin lebe. Das alles solltest du dir vor Augen halten. Sie war auch für dich immer ein Stützpunkt, aber jetzt haust der
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