1346 - Mallmanns Schicksal
darauf hin, dass sie Rache wollte.
Die Hexe näherte sich ihm mit kleinen Schritten. Sie wiegte sich dabei in den Hüften. Wieder gerieten ihre großen Brüste ins Schaukeln, als wollte sie die Dinger als Waffen benutzen.
Die Zunge bewegte sich dabei weiter. Sie huschte nach vorn, dann wieder zurück. Sie verschwand für wenige Augenblicke im Mund, um dann wieder vorzustoßen.
Sie war schnell. Mallmann würde es auch nicht schaffen, sie zu packen und aus dem Maul zu reißen. Das alles war ihm klar, und deshalb stellte er sich auf etwas anderes ein.
Was Dracula II machte oder anfasste, das machte er richtig. Und hier würde es auch so sein. Pardon kannte er nicht. Er wollte diese Hexe vernichten, aber das wusste sie nicht. Wahrscheinlich sollte er von der Schlange gebissen werden, damit sich Gift in seinem Körper verteilte. Aber er war kein Mensch, und das hatte sie wohl noch nicht richtig begriffen.
Dann ging er vor.
Völlig überraschend für die Hexe, die ausweichen wollte, es aber nicht schaffte.
Mallmanns Hände griffen wie kleine Schaufeln zu. Sie umklammerten nicht den Körper, sondern den Kopf. Sie bekamen die Ohren zu fassen. Er stand für einen Moment still, hielt dabei seinen eigenen Kopf zurückgedrückt und brachte das Gesicht aus der Reichweite der Schlange.
Dann drehte er den Kopf der Hexe nach links!
Er hörte ihr Schreien. Er sah sie taumeln, als er sie für einen kurzen Moment losließ, um danach sofort wieder zuzugreifen. Diesmal setzte er einen anderen Griff an.
Zwei Sekunden später lag alles hinter ihm. Seine Hände ließen die Hexe los, die auf der Stelle zusammenbrach und auf dem Boden liegen blieb, und das mit verdrehtem Kopf.
Dracula II hatte ihr das Genick gebrochen, und er glaubte nicht daran, dass sie als Zombie wieder aufstehen würde.
Er war zufrieden. So leicht ließ er sich nicht unterbuttern. Wenn sie ihm an den Kragen wollten, würden sie erleben, wie schwer dies war.
Mallmann überlegte, ob er den leblosen Körper wieder zurück in das Bett legen sollte. Zu einer Entscheidung kam er nicht, denn hinter seinem Rücken hörte er ein Geräusch, das er gut kannte.
Da wurde die Tür geöffnet.
Er drehte sich um.
Wieder stand ihm eine Frau gegenüber. Diesmal war es ein anderes Kaliber, denn er schaute in das Gesicht der Schattenhexe Assunga…
***
»Komm rein!«, sagte Shao nur.
Auf der Matte putzte ich mir brav die Schuhe ab, hängte meine Jacke auf und glitt hinein in die Wärme und in einen Geruch, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
Shao hatte das Essen schon so gut wie fertig, und wenn es so schmeckte wie es duftete, konnte ich mich nicht beklagen.
Obwohl sie und Suko Weihnachten nicht feierten, hatte Shao die Wohnung doch ein wenig geschmückt. Ganz im Gegensatz zu mir.
Da gab es nicht mal einen traurigen Tannenzweig.
Ich sah zwei Kränze an den Wänden, von denen rote Kugeln nach unten hingen. Auf dem Esstisch lag eine rote Decke mit einem Muster aus dunkelgrünen Streifen.
Suko war dabei, Wasser einzuschenken. Ein Glas war noch leer.
»Oder möchtest du lieber ein Bier?«, fragte er mich.
»Ich bleibe auch beim Wasser.«
»Gut.« Er deutete auf den Stuhl neben sich. »Du kannst dich übrigens schon setzen.«
»Danke.« Ich nahm Platz. Suko stellte die Flasche in einen Korb und schaute mich forschend an. »Na, wie ist es bei Bill Conolly gewesen? Alles wieder in Butter?«
»Das kann man sagen.«
»Du klingst nicht eben optimistisch.«
»Kann sein. Außerdem bin ich nicht nur bei den Conollys gewesen, sondern auch bei Jane Collins und hatte dort das nicht eben angenehme Vergnügen, einen weiblichen Vampir zu erschießen.«
Suko blinzelte für einen Moment. »Justine Cavallo?«
»Nein, nicht sie. Die Person hieß Esmeralda und stammte aus der Vampirwelt.«
»Sag das noch mal.«
Ich winkte ab und erstattete Suko einen Bericht darüber, wie es dazu gekommen war. Ich erzählte ihm alles, was ich erlebt hatte, und danach saßen wir uns schweigend gegenüber.
Shao kam mit dem Essen. Sie hatte die heiße Pfanne auf ein Holzbrett gestellt, das seinen Platz auf dem Tisch fand. Sechs Hähnchenschenkel lagen in einer Soße, die dunkelrot schimmerte. Auf der Oberfläche schwammen Chilischoten und auch einige abgezupfte Gewürzblätter.
»Was ist denn?« Shao schaute von einem zum anderen. »Wollt ihr nichts essen?«
»Doch, doch«, sagte Suko schnell. »Aber ich muss erst verdauen, was mir John berichtet hat.«
»Nein, nicht jetzt.« Shao
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