1346 - Mallmanns Schicksal
schwieg!
Die Schattenhexe lächelte, als ahnte sie, welch einen Kampf der Vampir ausfocht. In seinem Gesicht zuckte es. Ein Mensch hätte die Haut schweißnass gehabt, bei einem Blutsauger war eine Schweißproduktion nicht möglich. Er litt trotzdem, was Assunga jedoch nichts ausmachte. Sie hatte ihren Spaß dabei.
Dicht vor ihm blieb sie stehen. Mallmann sah sie, doch er nahm sie nicht richtig zur Kenntnis. Er reagierte auch nicht, als sie die Schnalle löste und die beiden Hälften des Mantels zu den verschiedenen Seiten hin wegstreifte.
Dracula II wollte zurückgehen.
»Nein, du bleibst stehen!«
Er gehorchte und sah dabei ein, dass er schon jetzt nicht mehr Herr seines eigenen Willens war.
»Wenn dich mein Mantel umschlingt, werden wir wieder die Rückreise zum Schwarzen Tod antreten. Noch hast du eine letzte Chance. Du musst mir deine Entscheidung mitteilen.«
Dracula II gab eine Antwort. Allerdings mit einer Stimme, die kaum zu verstehen war.
»Ich habe mich entschieden.«
»Wofür?«
»Gegen Justine Cavallo!«
Assungas Lachen brandete durch die Hütte, und sie klappte den Mantel dicht vor Mallmann zusammen, der sich nicht rührte und zu einer Salzsäule geworden war…
***
Die Nacht war vorbei, und es war in den letzten Stunden nichts passiert. Ich wachte am Morgen auf und dachte daran, als ich unter der Dusche stand, dass wir am vergangenen Abend die Weichen für den heutigen Tag gestellt hatten.
Wir würden zusammen bei den Conollys Weihnachten feiern.
Nur nicht mit dem Gefühl einer echten Freude. Es würde mehr ein Zusammenhocken werden. Ein Kreis, der uns vor einer Gefahr schützte. Oder aus dem hervor wir besser reagieren konnten.
An ein großes und festliches Weihnachtsessen war natürlich nicht zu denken. Wir mussten versuchen, die Weichen für die Zukunft zu stellen, und das unter dem Tannenbaum.
Ich fuhr am Morgen ins Büro, weil ich Sir James dort treffen wollte. Glenda Perkins hatte frei, aber sie würde bei der Feier ebenfalls dabei sein. Ich würde sie später abholen.
Suko und Shao waren zu Hause geblieben. Sie fanden den Weg allein zu den Conollys.
Vom Büro aus rief ich bei Jane Collins an, die sich mit normal klingender Stimme meldete.
Ich stellte meine Frage trotzdem. »Hat es irgendwelche Probleme mit Justine gegeben?«
»Nein, hat es nicht.«
»Was macht sie?«
Jane musste lachen. »Sie hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Wenn sie ein kleines Kind wäre, würde ich sagen, dass sie schmollt.«
»Das ist gut.«
»Nein, ist es nicht, John.«
»Warum nicht?«
»Weil ich sie so nicht kenne. Sie scheint wirklich depressiv geworden zu sein.«
Diesmal musste ich lachen und erkundigte mich danach, ob es einen Grund dafür gab.
»Ich wüsste keinen.«
»Gut, dann beobachte sie weiter. Ich werde dich zusammen mit Glenda abholen.«
»Wann?«
»Am Nachmittag.«
»Ich warte.«
Kaum hatte ich aufgelegt, als Sir James erschien. Da die Bürotür nicht geschlossen war, trat er locker ein, blieb in meiner Nähe stehen und nickte.
»Hallo, Sir.«
»Weihnachtlich sehen Sie nicht eben aus, John.«
»Stimmt. Mir ist danach auch nicht zu Mute, wenn ich ehrlich sein soll.«
Er setzte sich auf Sukos Stuhl. »Ich denke, dass wir uns darüber unterhalten sollten.«
Ich schaute auf seinen dunkelgrauen Anzug. Sir James war zwar nicht festlich gekleidet, aber ich wusste, dass er das Weihnachtsfest in seinem Club verbringen würde. Deshalb hatte ich ihn auch gar nicht erst dazu überredet, mit zu den Conollys zu kommen.
Ich hatte das Gefühl, so etwas wie einen Jahresrückblick zu geben, weil ich mich mit der Vergangenheit beschäftigte und dabei das Wiederkommen des Schwarzen Tods im Vordergrund stand.
Sir James begriff dies alles, kam aber dann auf etwas anderes zu sprechen. »Dass wir die Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet haben, steht fest, aber sie spielt auch hinein bis in die Gegenwart, und darum sollten wir uns ebenfalls kümmern.«
»Wir sind dabei, Sir.«
»Und?«
»Treten auf der Stelle.«
Sir James lehnte sich zurück. »Ich habe es mir gedacht. Ich habe in der letzten Zeit viel nachgedacht und bin zu einem nicht sehr glücklichen Ergebnis für uns gekommen. Wir haben die Rückkehr des Schwarzen Tods nicht verhindern können. Alte Feinde sind wieder zu neuen geworden. Ich denke, dass sich die verschiedenen Parteien jetzt geordnet haben. Es gibt auch auf der anderen Seite Streit, Hader und Kämpfe. Das alles wissen wir, und ich möchte unsere Feinde mit einem
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