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1347 - Am Ereignishorizont

Titel: 1347 - Am Ereignishorizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wollte Tifflor wissen. „Entweder erlebt keiner von uns die nächste Minute mehr, oder es gelingt den Nakken, dem Pfeil der Bahnenergie eine neue Richtung zu verleihen und die beiden komplexvarianten Entitäten miteinander zu koppeln."
    Noch während Tirzo sprach, erschien in seinen Frontalaugen der Ausdruck der Hilflosigkeit. Julian Tifflor sah es. „Du weißt auch nicht, was das heißt, wie?" erkundigte er sich. „Ich zitiere in Gedanken für Gedanken", antwortete der Blue. „Ich habe keine Ahnung, wovon die Rede ist."
    „Wenigstens scheint es zu bedeuten, daß wir noch nicht aufzugeben brauchen." Tifflor sagte es mehr, um sich selbst Mut zu machen. „Bleib auf dem Posten, Tirzo. Wenn sich auf einer der Kontrollstationen etwas tut, müssen wir es sofort wissen."
    „Ich bin auf meinem Posten", versprach Tirzo.
    Das Bildfeld erlosch. Julian Tifflor hatte dem Blue nichts davon gesagt, daß Sid Avarit desertiert war. Er würde es beizeiten über Super Grapevine erfahren. Bis dahin mußte alles von ihm ferngehalten werden, was seine Konzentration hätte stören können.
    Wenn das Universum plötzlich in Flammen steht, dachte Tifflor. Dem Pfeil der Bahnenergie eine neue Richtung verleihen und die beiden komplexvarianten Entitäten miteinander koppeln. Manchmal war es zum Verzweifeln. Die Nakken dachten auf einer anderen Ebene als der Mensch und seine galaktischen Mitbürger.
    Wenn alles überstanden ist, dachte Julian Tifflor, müssen wir eine brauchbare Kommunikationsmethode entwickeln. Es bringt nichts, wenn wir wie das Delphische Orakel aneinander hinreden. „Kontakt in einhundert Sekunden", sagte die Hamiller-Tube.
    Die Nakken gehörten ganz ohne Zweifel mit zu den geheimnisvollsten Geschöpfen, die dem Menschen auf seinem Weg durchs All begegnet waren. Sie waren in den Dienst der Ewigen Krieger getreten - und fünf von ihnen hatten Sotho Tyg Ian auf seinem Zug zur Milchstraße begleitet -, ohne daß ihnen der Kodex der Krieger, die Philosophie des Permanenten Konflikts etwas bedeutet. Es sah so aus, als dienten sie den Kriegern nur, weil ihnen die Arbeit als Schaltmeister großer psionischer Anlagen Spaß machte. Sie besaßen eine natürliche Begabung, mit psionischen Kräften umzugehen. Man hatte spekuliert, daß sie womöglich eine natürliche diapathische Begabung besäßen -nicht latent wie Tirzo, sondern deutlich ausgeprägt und ohne zusätzliches Hilfsmittel aktivierbar.
    Irgendwann, dachte Julian Tifflor müde, wird sich das alles klären lassen. Er kam nicht dazu, weiter seinen Gedankennachzuhängen. Die Hamiller-Tube meldete sich von neuem. „Kontakt in zehn Sekunden. Die Robotschiffe haben die Triebwerke desaktiviert."
    Der Pulk der leuchtenden Reflexe auf dem Schemabild hatte die Farbe geändert und schimmerte jetzt in hellem Blau. Die Schiffe waren ortertechnisch nicht mehr zu erfassen. Was Tifflor sah, war eine Computersimulation. per Computer wußte, wo sich die Schiffe befanden und mit welcher Geschwindigkeit sie sich bewegten, und zeichnete die Reflexe an die passende Stelle. „Kontakt - jetzt!" sagte die Hamiller-Tube.
    Julian Tifflor spürte, wie sich ihm der Magen verkrampfte. Die Spannung war fast unerträglich. War es möglich, daß das Wagnis gelang? „Alle Einheiten haben das Feuer eröffnet", meldete die Hamiller-Tube. Ein Schauer winziger Blitze huschte über das Bild. Ein Regen greller Funken ergoß sich in Richtung des Lichtflecks, der die Position der Station UDHURU markierte. Julian Tifflor hielt den Atem an. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und so fest verkrampft, daß ihm die Nägel in die Haut schnitten.
    Da leuchtete das Bildfeld auf. Grelle Helligkeit tauchte für den Bruchteil einer Sekunde Tifflors Arbeitsplatz in blendendes Licht. Tifflor sah nichts mehr. Die überreizte Netzhaut gaukelte ihm bunte Ringe vor, die durch die Finsternis tanzten.
    Als sich die Augen von dem Schock erholt hatten, waren auf dem Schemabild nur noch der Leuchtfleck der Station und der grüne Ring des Psifelds zu sehen. Julian Tifflor war zumute, als hätte ihn jemand mit Eiswasser übergossen. Seine Stimme war ein rauhes Krächzen, als er auffuhr: „Hamiller - was ist los?"
    „Ich erhalte keine Signale mehr, Sir", antwortete die Hamiller-Tube. „Kein einziges?" bellte Tifflor. „Kein einziges, Sir."
    Julian Tifflor sank in sich zusammen. 120 Schiffe ausgelöscht - mit einem einzigen Feuerschlag!
    Verzweiflung griff nach seinem Herzen. Es gab keine Möglichkeit, dem Ungeheuer

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