1347 - Am Ereignishorizont
UDHURU mithören können. Aber er hatte keine Ahnung, wie groß die Reichweite des Radiokoms war. Er bekam keine Antwort. Seine Angst wurde übergroß. Der Cybermed reagierte ein zweites Mal und fügte der Atemluft eine Dosis Depathol bei.
Fazzy beruhigte sich schließlich. Aber es war eine dumpfe, von mühsam verdrängter Furcht erfüllte Ruhe, die ihn umfing. Er blickte in die Runde. Er sah die leuchtende Fläche der Akkretionsscheibe auf der einen, die solide Wand der zentrumsnahen Sterne auf der anderen Seite. Und er sagte mit leiser, zitternder Stimme: „Herr - wenn es dich wirklich gibt, halt deine Hand über mich!"
Ein greller Blitz!
Das Universum schien vor Helligkeit aus den Fugen zu bersten. Die Reaktion der kleinen Muskeln, die die Lider bewegten, kam viel zu langsam. Wie ein Stich mit einem glühenden Messer fuhr es Fazzy ins Gehirn. Er schrie.
Er war geblendet. Er sah nicht, wie die entfesselten Energien sich blitzend und zuckend im Feldschirm seines SERUNS austobten. Er nahm überhaupt nichts mehr wahr. Er schrie, bis ihm von seinem eigenen Lärm die Ohren dröhnten. Dabei hatte er die Augen fest zusammengekniffen, als spielte es jetzt noch eine Rolle, ob er blind oder sehend in den Tod ging.
Ein Ruck brachte ihn halbwegs zur Besinnung. Ein Ruck? Im Zustand des freien Falls gab es keine Rucke! „Reiß dich zusammen!" sagte eine Stimme, die ihm bekannt vorkam.
Er öffnete die Augen. Das erste, was er sah, waren Myriaden winziger, glühender Punkte, die sich mit mäßiger Geschwindigkeit durch das All bewegten. Sie konnten nicht weit entfernt sein, sonst hätte er sie vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Helligkeit nicht wahrnehmen können. Dann bemerkte er die Gestalt, die schräg über ihm hing. Sie war nur zur Hälfte zu sehen - nur auf der Seite, auf der sie vom Licht der Akkretionsscheibe beschienen wurde. Die kugelf örmige Rundung des Helms blitzte und funkelte wie poliertes Silber. „Sid, du?" fragte Fazzy ungläubig. „Ich bin's", kam die Bestätigung. „Wir sind alle hier."
„Du ... meinst, ... wir ... sind ... nicht ... nicht..."
„Tot? Red keinen Blödsinn, Mann. Wir sind so gesund wie immer. Du auch. Dein Cybermed sagt mir das."
Fazzys Blick wanderte von rechts nach links, von oben nach unten. Er sah zwei silbrig schimmernde Punkte, die sich nicht zu bewegen schienen. Das mußten Captain Ahab und die Kartanin sein. Ihre Geschwindigkeit und Flugrichtung waren dieselbe wie seine. „Was sind das für glühende Punkte, die überall urnherschwirren?" fragte er. „Die Überreste der Robotflotte", antwortete Sid Avarit. „Der Sotho hat sie mit einem Schlag vernichtet."
„Auch ... auch ..."
„Ja, auch die IGdreidreieins. Sie hat uns gute Dienste geleistet. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, ist Stygian jetzt davon überzeugt, daß er diesen Angriff mit Bravour zurückgeschlagen hat."
„Schwätzt nicht soviel!" Das war Captain Ahabs Stimme. „Man weiß nicht, ob es hier Sonden gibt."
Aber Fazzy Slutch hatte in den vergangenen dreißig Minuten, seit die IG-3 31 zum Verband der Robotschiff egestoßen war, so viel Angst ausgestanden, daß er nicht so einfach zur Ruhe zu bringen war. „Wie weit noch? Welche Richtung?" wollte er wissen. „Eine gute Stunde noch", antwortete Sid Avarit hastig. „Wir hatten vierzig Prozent Licht relativ zu UD-HURU, aber mittlerweile haben die Gravo-Paks mit dem Bremsmanöver begonnen."
„Und was ..."
„Ruhe jetzt!"
Damit mußte Fazzy sich begnügen. Er hörte das leise Zischen des Klimasystems. Der Kopfschmerz war verflogen. Die Depathol-Dosis wirkte nach.
Das künstliche Schweref eld verlieh ihm ein Gefühl innerlicher Stabilität.
Eigentlich war alles gar nicht so schlimm, wie er es sich anf angs vorgestellt hatte. Er versuchte, sich selbst durch die Augen eines unbeteiligten Beobachters zu sehen: ein winziges Stäubchen im All, vor dem majestätischen Hintergrund der riesigen Akkretionsscheibe schwebend, bekleidet mit einer Schutzkombination, deren technische Ausstattung nur minimale energetische Streugeräusche von sich gab. Da hätte es mit dem Teufel zugehen müssen, wenn die Geräte des Sothos ihn entdeckten! Er hatte nichts zu befürchten.
Wenigstens vorerst nicht.
Sid Avarit blieb in seiner Nähe. Captain Ahab und Guang-Da-G'ahd trieben im Abstand von einhundert Metern nebeneinanderher. Die Tätigkeit der Gravo-Paks war koordiniert. Die Abstände veränderten sich nicht. Fazzy war in der Hauptsache damit beschäftigt,
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