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1347 - Am Ereignishorizont

Titel: 1347 - Am Ereignishorizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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angeschlossen."
    „Danke", sagte Tifflor. Natürlich hatte er die Stimme erkannt. Captain Ahabs dröhnendes, volltönendes Organ war unverkennbar. Stalker hatte damit gerechnet, daß die Sendung abgehört wurde. Er hatte keinen Hehl daraus gemacht, daß er eine Aktion gegen Sotho Tyg Ian plante. Aber er wollte den Sotho nicht wissen lassen, wer der Angreifer war.
    Julian Tifflor starrte vor sich hin, ohne wirklich wahrzunehmen, was er sah. Der Anblick des Schwarms winziger Leuchtreflexe auf dem schematischen Bild schien ihm etwas sagen zu wollen. Er dachte lange darüber nach, dann wurde es ihm klar. Irgendwo inmitten des Schwarms befand sich jetzt die IG-331. An Bord waren Stalker, Sid Avarit, Guang Da-G'ahd und Fazzy Slutch. Wieviel Hoffnung hatte er, sie jemals wiederzusehen? Er kannte Stalkers Plan nicht. Sotho Tal Ker war keiner von der Sorte, die sich auf aussichtslose Unternehmen einließen. Er mußte etwas ausgeheckt haben, was eine halbwegs vernünftige Aussicht auf Erfolg hatte. Guang-Da-G'ahd und Fazzy Slutch waren über ihre Handlungsweise niemand Rechenschaft schuldig. Was Sid Avarit getan hatte, war dagegen ein eindeutiger Fall von Desertion. Aber was spielte das jetzt für eine Rolle? Er würde sich verantworten müssen, wenn er zurückkehrte. Falls er zurückkehrte! Aber eine Rückkehr gab es nur, wenn das Unternehmen Erfolg hatte. „Kontakt in dreihundert Sekunden", sagte die Hamiller-Tube.
    Julian Tifflor versuchte, seine Gefühle zu analysieren. Von Rechts wegen hätte Stalkers eigenmächtiges Handeln ihn zornig machen müssen. Aber er empfand nicht einmal Ärger. Er war besorgt. Das Vorhaben war riskant. Es war durchaus möglich, daß er keinen der vier je wieder zu sehen bekam. Dabei war ihm Stalkers Schicksal persönlich gleichgültig. Für die Kartanin empfand er Sorge, weil er meinte, für ihr Wohl verantwortlich zu sein. Sie war die Gesandte der Wissenden. Wenn ihr etwas zustieß, hatte er die Verantwortung zu tragen. Mit Sid Avarit und Fazzy Slutch verband ihn persönliche Zuneigung. Der Gedanke, daß er niemals mehr ein Wort mit dem struwwelköpfigen Anti wechseln, niemals mehr über einen von Fazzys Scherzen lachen würde, machte ihn traurig.
    Blieb ihm noch die Hoffnung. Daran klammerte er sich. Stalker war undurchschaubar. Er dürstete nach Rache, aber er wollte die Befriedigung seines Rachedursts genießen. Er war nicht zu einer Selbstmordmission aufgebrochen. „Wünsch uns Glück. Wir werden es brauchen", hatte Stalker gesagt. Das wollte er tun. Er wünschte ihnen Glück.
    Wie hieß Fazzy Slutchs Glaubensbekenntnis? Ich hab' schon von vielen gehört, die an Heldenmut gestorben sind, aber die Feiglinge kommen meistens davon. „Hals- und Beinbruch, Feigling!" sagte Julian Tifflor leise vor sich hin. „Kontakt in zweihundert Sekunden", meldete die Hamiller-Tube und fügte hinzu: „Tirzo wünscht Sie zu sprechen, Sir."
    „Schalte ihn durch."
    Ein kleines Blickfeld entstand über der Konsole. Der schüsselförmige Schädel des Blue erschien. „Ich habe von Arfrar gehört, daß die Behälter mit Anti-KM-Serum in einwandfreiem Zustand empfangen wurden", sagte Tirzo. „Die Nakken haben mit dem Serum ein wenig experimentiert und sind von der Wirkung beeindruckt. Von den aufsässigen Pterus ist nichts mehr zu fürchten."
    Julian Tifflor warf einen raschen Blick auf das schematische Bild. Die leuchtende Wolke der Robotschiffe war nur noch Zentimeter von dem grünen Ring des Psifelds entfernt. „Bedeutet das", fragte er, „daß die Nakken in der Lage sein werden, uns zu helfen?"
    „Es bedeutet zunächst, daß die Situation an Bord der Kontrollstationen sich stabilisiert hat", antwortete Tirzo. „Darüber, wie und ob er uns helfen kann, äußert sich Arfrar in einer Weise, die für mich schwer verständlich ist."
    „Begreift er, was wir vorhaben? Weiß er, daß die Robotflotte UD-HURU anfliegt?"
    „Das weiß er. Er gibt uns keine Erfolgschancen. Er meint, Sotho Tyg Ian werde die Roboteinheiten im Handumdrehen vernichten."
    Tifflor fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Das war auch seine Meinung. Er hatte dem Versuch mit dem Robotverband von Anfang an keine großen Aussichten zugestanden. Aber in einer Lage wie dieser mußte selbst die winzigste Erfolgschance wahrgenommen werden. „Arfrar ist der Ansicht, daß Sotho Tyg Ian in Kürze zuschlagen wird", fuhr Tirzo fort. „Er sagt, wir werden es daran erkennen, daß das Universum plötzlich in Flammen steht."
    „Was geschieht dann?"

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