1347 - Der Schwarze Tod, Assunga und ich
weiterhin war sie ein »menschliches Pendel«, das bei der Bewegung auf mich zu die geballte Macht des Kreuzes mitbekam und plötzlich Feuer fing.
Aus der Gestalt schossen plötzlich die Flammen hervor. Sie griffen im Nu um sich, und dann stand die gesamte Gestalt in Flammen. Sie hing noch in der Schlinge. Als ein brennendes Pendel glitt der Vampir noch immer in der Schlinge hängend vor und zurück.
Er brannte jetzt lichterloh. Die Flammen hielten den Körper umfangen wie Tücher. Ich konnte durch die zuckende Masse schauen und sah dahinter die Gestalt.
Sie bewegte ihren Kopf hektisch von einer Seite zur anderen. Für mich sah das Gesicht aus, als würde es jeden Augenblick zusammenschmelzen, was auch eintrat, denn es lief plötzlich die verbrannte Haut an den Knochen entlang, und die Haare auf dem Kopf sprühten, als wären sie in ein Feuerwerk hineingeraten.
Dann löste sich die Schlinge. Der Kopf rutschte aus der Öffnung hervor. Der Galgen selbst brannte nicht, denn es war kein normales Feuer, das den Vampir umgebracht hatte. Von ihm war nichts mehr zurückgeblieben, das man noch als Körper hätte bezeichnen können. Seine Kleidung, seine Haut und letztendlich auch die Knochen waren durch das magische Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden. Schließlich rieselte vom Galgen herab eine Staubfahne, umhüllt von einem widerlich stinkenden Rauch.
Die vier anderen Vampire hatten darauf geachtet, nur nicht zu nahe an das Feuer zu geraten. Es war ihnen auch gelungen, denn nicht die kleinste Flamme war auf ihre Körper übergesprungen.
Nach wie vor hingen sie in ihren Schlingen und pendelten hin und her. Auch jetzt noch wollten sie nach mir treten, aber sie erwischten mich natürlich nicht.
Zwei weibliche und zwei männliche Vampire hingen an den Galgen. Noch immer hatte ich keine Antwort bekommen, woher sie stammten und wer sie in diese Gegend geschafft hatte.
Allmählich verzog sich der Rauch. Auch der widerliche Gestank wurde weggetragen. Dass die Blutsauger nach wie vor in den Schlingen hingen, störte mich im Moment nicht. Ich fühlte mich wieder besser. Besonders die Vernichtung des Wiedergängers hatte mir Auftrieb gegeben. Ich überlegte, ob ich mir die vier anderen Gestalten vornehmen sollte, aber ich dachte auch daran, dass es einen Grund gab, dass sie hier hingen, und den wollte ich natürlich erfahren.
Die Vampire konnten in ihren Schlingen schaukeln. Mir kam es fast vor, als hielte sich ein anderer Vampir sie als Reserve.
Wer?
Mallmann?
Nein. Er hatte nichts mit Blutsaugern zu tun, die am Galgen hingen, denn damit konnte er nicht viel anfangen. Er brauchte Helfer, die ihm zur Seite standen.
Deshalb setzte sich auch immer mehr die Überzeugung in mir fest, dass diese Welt oder diese Umgebung nicht von Dracula II beherrscht wurde. Ich würde auch darauf kommen, wo ich mich befand. Da musste ich nur scharf genug nachdenken. Die Lösung lag mir praktisch schon auf der Zunge, wenn ich das zusammenfasste, was in der Vergangenheit passiert war.
Es gab die ›Straße‹. Es gab auch die Häuser, die darauf warteten, von mir durchsucht zu werden. Das war für mich wichtig, denn ich glaubte nicht daran, dass diese Umgebung so unbewohnt war. So etwas konnte ich mir nicht vorstellen.
Mit langsamen Schritten ging ich wieder zurück. Hinter meinem Rücken baumelten die Blutsauger in ihren Schlingen, das machte mir nichts und ließ mich kalt.
In das Haus, in dem ich wieder aus meinem Zustand erwacht war, ging ich nicht hinein. Jetzt war etwas anderes wichtiger. Ich wollte…
Nein, ich wollte nicht mehr.
Plötzlich stockten meine Gedanken, und ich setzte auch die Bewegungen nicht mehr fort. Ich blieb stehen, und meine Augen weiteten sich, als ich die Bewegung schräg gegenüber sah. Im Magen spürte ich einen leichten Druck. Die Gestalt konnte ich nicht genau erkennen, da sie aus dem Wald trat und noch für einen Moment in seinem leichten Schatten blieb. Es dauerte nur zwei oder drei Sekunden, bis mir klar wurde, wer den Wald verlassen hatte und Kurs auf mich nahm.
Das rote D auf der Stirn war einfach nicht zu übersehen, und so erwartete ich Will Mallmann, alias Dracula II…
***
Besonders überrascht war ich nicht. Es hing auch damit zusammen, dass ich die Vampire in den Schlingen hängend gesehen hatte, denn Mallmann war schließlich der König der Vampire oder hatte sich zu einem König erhoben.
Das war in der Vergangenheit auch richtig gewesen. Nun jedoch hatten sich die Verhältnisse
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