1348 - Asche zu Asche
das stille Foyer getreten war, fasste ich wieder nach meinem Kreuz.
Die Wärme war geblieben. Das allein sagte mir, dass ich vorsichtig sein musste. So normal wie sich der Film gegeben hatte, war er nicht. Hier lauerten schon andere Kräfte, die an irgendwelchen Rädern drehten.
Ich befand mich in einem leeren Foyer. Hier war weder ein Mensch zu sehen noch ein Vampir. Mein Blick erfasste die Schwingtür, hinter der der Ausgang lag. Ich ging langsam auf sie zu und sah in der Scheibe meine eigene Spiegelung.
Was lag hinter der Tür?
Nichts. Dunkelheit. Ich hätte eigentlich die Straße sehen müssen und auch die Lichter dort, ebenso wie den Betrieb. Da war leider nichts zu machen. Hinter der Tür stand die Dunkelheit wie eine Wand.
Dort lag die andere Welt. Die andere Dimension, die uns umgab.
Ich fühlte mich wie auf einer Insel, fasste nach dem Griff, um die Tür zu öffnen und musste es aufgeben.
Sie war verschlossen. Zwar bewegte sie sich leicht in den Scharnieren, als ich an ihr rüttelte, aber ich bekam sie nicht auf.
Dafür sah ich besser.
Es gab eine andere Welt. Ich sah schwache Lichter. Ich sah auch Bewegungen und konnte mir vorstellen, dass es die Straße war, an der das alte Kino gelegen hatte.
Allmählich freundete auch ich mich mit dem Gedanken an, dass ich mich in dieser Parallelwelt befand, in der auch der Schwarze Tod gesteckt hatte.
Und was war das Ziel? Warum wurden all die Menschen in das Kino geholt? Was wollte man ihnen beweisen?
Ich wusste es nicht.
Wieder rüttelte ich an der Tür und musste erneut das Gleiche erleben. Sie ließ sich nicht öffnen.
Wir waren gefangen. Anderen Kräftenoder Mächten ausgeliefert.
Der Griff in die Tasche verriet mir, dass sich das Kreuz noch immer nicht abgekühlt hatte. Die andere Magie blieb, aber sie war für mich nicht zu fassen. Mit Gewalt wollte ich die Tür nicht aufbrechen, sondern dorthin gehen, wo der Vorführer hockte.
Der Raum lag etwas erhöht, sodass ich drei Stufen in die Höhe gehen musste. Dann sah ich die Tür, an der noch ein altes Schild befestigt war, auf dem »Kein Zutritt« stand.
Mich kümmerte das nicht.
Ich drückte die Klinke.
Die Tür war abgeschlossen.
War das normal oder ungewöhnlich? Ich ging davon aus, dass in diesem Fall nichts normal war, aber mein Gefühl sagte mir, dass es wichtig war, den Raum zu betreten.
Die Tür hatte auch ein Schlüsselloch. Ich ging in die Hocke und schaute hindurch.
Zu sehen war nicht viel. Die Dunkelheit hatte sich wie eine dichte Decke über diese Kammer gelegt. Zwar gab es Licht, doch es war für mich zu schwach.
Die Tür aufbrechen, das war meine einzige Chance. Sehr stabil sah sie nicht aus, ich würde schon Anlauf nehmen müssen, um sie aufzubekommen. Drei Schritte sollten reichen.
Ich schaute noch mal genau hin, suchte mir eine Stelle über dem Schloss aus und startete.
Der Aufprall erwischte mich an der Seite. Ich spürte den Schmerz in der Schulter, hörte aber zugleich das Krachen, sodass ich den Schmerz ignorierte, erlebte keinen Widerstand mehr und stolperte in den kleinen Raum hinein.
Fast wäre ich gegen den großen Filmapparat gelaufen und hätte ihn womöglich umgestoßen. Aber ich hatte Glück und stolperte daran vorbei. Der Film lief weiter. An einem schmalen Tisch stützte ich mich ab. Aus dem linken Augenwinkel hatte ich gesehen, dass ich nicht allein in dieser Kabine war.
An der linken Seite stand jemand.
Das Licht hier war nicht eben üppig. Ich hatte nur das Glück, dass durch die offene Tür noch weiteres Licht in die Kammer fiel. In seinem Restschein sah ich eine Gestalt.
Sie trug einen dunklen Anzug mit langer Jacke. Dazu ein helles Rüschenhemd, das um den Hals herum dunkle Flecken hatte. D as alles war für mich nicht wichtig, es zählte nur das Gesicht, das ich verdammt gut von der Leinwand her kannte.
Vor mir stand der Vampir aus dem Film!
***
Im ersten Moment war ich so überrascht, dass ich nichts unternehmen konnte. Ich rechnete auch noch mit einer leichten Täuschung, aber das war leider nicht der Fall.
Struppige, schwarzgraue Haare wuchsen auf dem Kopf. Das Gesicht bestand für mich aus heller Haut und Schattenfalten. Der Mund war nicht geschlossen, sodass ich die beiden Blutzähne sah.
Wie kam der Vampir von der Leinwand hier in diese Kabine?
Es gab ihn noch im Film. Der Ton war nicht zu überhören, und so drang seine kreischende Stimme an meine Ohren.
Aber genau der selbe Typ stand vor mir.
Das Rätsel musste ich lösen.
Deshalb
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