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1348 - Asche zu Asche

1348 - Asche zu Asche

Titel: 1348 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vorführer und dem großen Apparat mit den Filmrollen. So hätte es zumindest sein müssen, doch ich war mir nicht sicher, ob das zutraf. Ich hatte auch keinen Angestellten gesehen, der hier die Menschen kontrollierte. Jeder wusste sofort, was er zu tun hatte, und jeder Besucher verhielt sich auch entsprechend.
    Hinter den Öffnungen in der Wand schimmerte ein schwaches Licht, das nicht von irgendwelchen Schatten durchbrochen wurde, die sich vor den Lichtstrahlen bewegten.
    Wir hatten die zweite Reihe fixiert, denn dort war an der rechten Seite genügend Platz. Die erste Reihe war bereits von den Besuchern in Beschlag genommen worden.
    Die kleine Gruppe der Grufties schob sich in die fünfte Reihe hinein. Das junge Mädchen schaute sich noch kurz um. Mein Blick traf den ihren. Ich glaubte, in ihren Augen einen starren Blick zu sehen, war mir aber nicht hundertprozentig sicher.
    Suko und ich gehörten zu den letzten Besuchern, die ihre Plätze einnahmen. Der Fall hier erinnerte mich an das Kino des Schreckens, das Suko und ich vor Jahren erlebt hatten. Da waren plötzlich Monster auf der Leinwand lebendig geworden, und ich fragte mich, ob das hier auch der Fall sein würde.
    Die Menschen, die damals hier in das Kino gingen, waren wirklich nicht zu beneiden. Es gab keine Polster auf den Sitzflächen.
    Das Holz kam mir hart wie Beton vor. Hier über eine Stunde zu sitzen und auf die Leinwand zu starren, glich schon einer Qual.
    Damals kannte man es eben nicht anders. Und wenn der Film spannend war, nahm man eben einiges in Kauf.
    Es war nicht laut, trotz der vielen Besucher. Die Leute wussten genau, wie sie sich zu verhalten hatten. Sie sprachen leise miteinander, aber es waren nur wenige, die das taten. Die meisten blieben ruhig und schauten auf die bleiche Leinwand.
    Ich saß ganz außen. Suko hockte links neben mir. Als ich an ihm vorbeischaute, wirkten die Menschen in der Reihe wie Zinnfiguren.
    Niemand stand auf, keiner sprach mit dem anderen, alles hielt sich in Grenzen. Es war auch die Erwartung vor dem Beginn, die die Menschen so still verharren ließ.
    Suko stieß mich mit dem Ellbogen leicht an. »Was sagst du?«, fragte er leise.
    »Muss ich das?« Ich lachte leise auf. »Es ist alles sehr seltsam. Nichts Normales. Die Kräfte und Handlungen der hier sitzenden Menschen scheinen sehr gedämpft zu sein.«
    »Sie stehen unter Kontrolle, John.«
    »Unter wessen?«
    »Wenn ich das wüsste, ginge es mir besser. Jedenfalls haben wir eine Grenze überschritten. Ich bin sicher, dass die Menschen draußen auf der Straße etwas anderes sehen.«
    »Eine leere Einfahrt. Eine Stätte der verbrannten Erde, durch die der Wind fegt.«
    »Ja.« Suko nickte. »Und die Besucher werden aus welchen Gründen auch immer angelockt, gehen hier in das Kino, tauchen ein in die Vergangenheit, und wenn sie es wieder verlassen, zerfallen sie zu Staub. Ist das richtig so?«
    »Ich hoffe es nicht.«
    »Aber es hat Menschen gegeben, die zu Staub zerfallen sind. Zum einen Cindy Mora und dann der Mann, neben dem sie gesessen hat.« Suko wies in die Runde. »Ich hoffe, dass es hier keinen Menschen gibt, der vor unserer Nase zu Staub zerfällt.«
    »Wenn ja, werden wir es zu verhindern wissen.«
    Suko lächelte. »Hoffentlich.«
    Auch ich drehte mich noch mal um und erkannte, dass sich das Kino bis auf den letzten Platz gefüllt hatte. Zumindest fiel mir kein freier Sitzplatz auf.
    Schon jetzt tat mir der Hintern weh. Solche Sitze war man eben nicht mehr gewohnt. In den Kinos unserer Zeit setzte man auf Bequemlichkeit. Man musste das auch tun, denn es gab nicht wenige Filme, die über zwei Stunden liefen.
    Wenn gesprochen wurde, dann nur flüsternd. Es gab Zuschauer, die Tüten mit Popcorn in das Kino mitgebracht hatten. Selbst ihr Knistern hörte sich leise an.
    Ich legte die Beine zusammen, schwang sie nach rechts und konnte sie so in den Seitengang hineinstrecken. So war meine Haltung etwas angenehmer geworden.
    Es kam, was kommen musste.
    Ein Gong ertönte!
    Kein Vorhang musste sich zur Seite bewegen, um die Leinwand freizugeben. Dafür dunkelte es langsam ein. Die Köpfe der Zuschauer vor uns schienen von der grauen Finsternis aufgesaugt zu werden, bis sie schließlich eine Galerie der Schatten bildeten.
    Ich stellte mir vor, was passierte, wenn alle Menschen in der ersten Reihe zu Staub zerfielen. Es war eine Horrorvision, an die ich lieber nicht denken wollte.
    Noch immer hatten wir keinen Hinweis darauf, wer hinter dieser ganzen Sache

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