1348 - Asche zu Asche
steckte. Es konnten viel Dämonen sein, die sich damit beschäftigten und ihre Finger ausgestreckt hatten, doch einen konkreten Hinweis hatte es nicht gegeben.
Ich wartete. Die Dunkelheit hielt an. Jetzt war kaum noch eine Stimme zu hören. Auch das Knistern der Tüten war verstummt. Dafür hörten wir die bedrohliche Musik. Wer sie vernahm, der ahnte sofort, was ihn auf der Leinwand erwartete.
Gleichzeitig mit der Musik erschien auf der Leinwand eine verlassene Landschaft mit blattlosen Bäumen und Sträuchern. Dafür sahen sie aus, als wären sie mit grauem Staub gepudert.
Es war ein Land ohne Leben. Feindlich für Mensch und Tier, unheimlich leer wie eine Wüste, bis plötzlich die Musik anfing zu schreien und auf der Leinwand wie vom Blitz getroffen ein schreckliches Gesicht erschien. Das eines Vampirs!
***
Obwohl die meisten Zuschauer den Film schon mehrere Male gesehen hatten, waren sie von dem Erscheinen des Blutsaugers doch überrascht worden. Das äußerte sich in ihren Reaktionen.
Einige schrien erschreckt auf. Nicht nur weibliche Zuschauer, sondern auch männliche.
Suko und ich waren ebenfalls zusammengezuckt. Es war schon ein toller Einstieg, den wir da zu sehen bekamen. Das Gesicht des Blutsaugers war einfach nur grauenhaft. Eine widerliche Fratze. Alt und trotzdem alterslos. Mit blutleeren Lippen, aber mit Blutspritzern im Gesicht und am grauen Hals.
Das Maul stand offen. Zwei Zähne schauten hervor und wiesen auf die Gier nach Blut hin.
Hatte es so ausgesehen, als wollte der schreckliche Kopf von der Leinwand her in den Zuschauerraum springen, so zog er sich jetzt zurück. Begleitet von einer pfeifenden Musik wurde er immer kleiner und verschwand im Dunkel des Hintergrunds.
Es war schon ein toller Anfang, dem ein Szenewechsel folgte, der das glatte Gegenteil war.
Eine feiernde Gesellschaft in einem schlossähnlichen Raum. Die Schrift war in das Bild einkopiert worden. So erfuhr der Zuschauer, welche Schauspieler mitmachten, und auch der Name des Regisseurs war zu lesen, und das in großen Buchstaben, von denen das Blut tropfte.
Noch waren keine Gespräche zu hören. Nur ein allgemeines Raunen untermalte eine feiernde Gesellschaft, in der die Damen elegante Roben trugen und die Männer in ihren Smokings umherstolzierten wie die Gockel.
Die Kamera holte ein Paar heran. Sie war noch jung und schön.
Die Frisur bildete einen Turm auf dem Kopf. Pechschwarz wie das Gefieder eines Raben.
Er sah fast aus wie ein Greis und sprach mit brüchiger Stimme.
»Vergiss nicht, dass du meine Frau bist, auch heute nicht. Ich bin derjenige, der dich finanziert. Die Leute reden sowieso schon. Ich will nicht, dass ich hier zum Gespött aller gemacht werde. Denk daran, dass ich noch lebe, mein Täubchen.«
Die junge Frau lachte nur hell auf, drehte sich dann ab und nahm ein mit Prickelwasser gefülltes Glas von einem Tablett.
Der Regisseur hatte die Stimmung der Feier gut getroffen. So ausgelassen sich die Gäste auch gaben, sie schafften es nicht, ganz fröhlich und locker zu sein. Ein Schatten blieb immer zurück, der diese Fröhlichkeit beeinträchtigte.
Die junge Frau trug ein hellblaues Kleid mit weitem Ausschnitt und eng um die Taille geschnürt. Das Outfit der Menschen wies darauf hin, dass diese Szene im vorletzten Jahrhundert spielte.
Zu Zeiten Queen Victorias, unter deren Regentschaft so vieles möglich war, wenn man es nur unter den Teppich kehrte.
Die Kamera verfolgte die junge Frau. Sie lief durch den großen Saal auf eine breite Doppeltür zu, die weit offen stand. Dahinter lag ein Garten, in den sie sich begab.
Dort war es dunkel. Die Lichter aus dem Saal verloren sich. Hecken bildeten einen kleinen Irrgarten, und so war alles perfekt für einen Überfall.
Natürlich lief die Frau in diesen Irrgarten hinein. In ihrem hellen Kleid war sie gut zu erkennen. Sie stoppte erst, als sie eine Bank erreicht hatte und sich darauf niederließ.
Die Musik war verstummt. Nur das heftige Atmen der Frau drang in den Zuschauerraum hinein. Aber im Hintergrund baute sich bereits die bedrohliche Musik auf.
ER lauerte in der Nähe!
Noch war er nicht zu sehen, aber die hektischen Fahrten der Kamera deuteten darauf hin, dass er sich bereits auf den weg gemacht hatte, um sein Opfer zu finden.
Die Frau merkte etwas.
Sie setzte sich angespannt hin, duckte sich sogar leicht, als wäre etwas an ihrem Kopf vorbeigestrichen, und wie ein wahrer Teufel erschien plötzlich der Blutsauger hinter ihr.
Ein Gesicht in
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