1348 - Asche zu Asche
den Schwarzen Tod, aber er hatte bereits bewiesen, dass er sich nicht einschüchtern ließ. Ich brauchte nur an die Gestalten zu denken, die ich auf seiner Sense gesehen hatte.
Zudem hatte er sich neue Helfer geholt oder geschaffen. Es waren diese widerlichen Würmer innerhalb der Erde in der Vampirwelt, die vom Schwarzen Tod beherrscht wurde.
Drakula II befand sich nun bei Assunga!
Er war ein Heimatloser geworden. Man hatte ihn hin und her geschubst. Nun schien er eine Bleibe gefunden zu haben. Ob ihn die allerdings befriedigen konnte, stand in den Sternen. Er war immer selbstständig gewesen und hatte stets die Initiative übernommen.
So konnte ihm die neue Konstellation nicht gefallen, in der er gewissermaßen zum Stillstand gezwungen worden war.
Dann gab es noch Jane Collins und die bei ihr lebende Vampirin Justine Cavallo. Als ich an die Blutsaugerin dachte, musste ich einfach den Kopf schütteln. Sie und Assunga vertrugen sich wie Feuer und Wasser. Justine hatte versucht, in die Welt der Hexen einzubrechen, um diese Geschöpfe zu Vampiren zu machen. Es war bei den Versuchen geblieben, denn Assunga hatte immer wieder zurückgeschlagen.
Wie man es auch drehte und wendete, im Moment befanden wir uns in einer Situation, die man als unentschieden bewerten konnte.
»Noch Kaffee, John?«
Glenda musste die Frage zweimal stellen, bevor ich nickte. Sie reichte mir die Kanne und ich schaute dem Strom der braunen Flüssigkeit nach, als er sich in meine Tasse ergoss.
Meine Gedanken kehrten wieder zurück in die Realität, denn Sir James erschien. Als er uns beisammen sah, lächelte er und wünschte dann ein gutes neues Jahr.
Wir gaben den Wunsch zurück, und er fing sofort unsere Stimmung auf. »Begeistert scheinen Sie nicht zu sein.«
»Stimmt«, sagte ich.
Sir James, der seinen Platz auf einem zweiten Stuhl eingenommen hatte, knöpfte sein Jackett auf. Den angebotenen Kaffee lehnte er ab und krauste die Stirn.
»Ich habe mich mit dem Bericht beschäftigt, den ich auf meinem Schreibtisch fand. Er war sehr informierend, dass muss ich schon sagen. Ich kenne jetzt die neuen Konstellationen, und es wird sich zeigen, was sich daraus entwickelt. Ich denke, dass sich die Parteien erst finden müssen. Gegner gibt es, und es würde uns wohl kaum stören, wenn sie sich gegenseitig bekämpfen.«
»Richtig«, sagte Suko.
Sir James lächelte. »Den Bericht habe ich gelesen, sehr genau sogar, und jetzt möchte ich fragen, ob noch etwas hinzugefügt werden muss.«
»Nein«, sagte ich. »Es hat sich nichts Neues ergeben. Die Fakten sind zumindest für uns geblieben.«
»Aber Sie würden trotzdem nicht aufatmen.«
»Nein.«
»Gut. Dann müssen wir abwarten. Ich denke, dass das neue Jahr nicht weniger interessant wird als das alte, aber das will ich jetzt mal dahingestellt bleiben lassen.« Er lächelte irgendwie wissend und meinte dann: »Arbeitslos werden Sie nicht sein, denn ich bin auch gekommen, um sie an einen Fall heranzuführen.«
Wir sagten nichts. Dass es schon so früh losging, war mir nicht recht. Nur konnte ich nichts dagegen tun. Ich hatte meinen Job zu machen, und so etwas wie heute erlebten wir oft. Da hatte es einen Vorfall gegeben, um den wir uns kümmern mussten, und es musste nicht unbedingt der Schwarze Tod seine Knochenhände im Spiel haben.
»Worum geht es?«, fragte ich.
»Um eine Frau. Sie heißt Cindy Mora. Und ihr ist etwas passiert, dem Sie nachgehen sollten.«
»Was hat sie erlebt?«
»Das wird sie Ihnen selbst sagen, John. Sie befindet sich noch unter ärztlicher Aufsicht, aber ich denke, dass sie in der Lage ist, Ihnen etwas zu berichten.«
»Haben Sie einen Tipp?«, fragte ich.
Sir James schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn, doch ich werde schweigen. Machen Sie sich selbst ein Bild…«
***
Die plötzliche Dunkelheit war für Cindy Mora wie ein Schock. Sie fühlte sich so unsicher, weil sie nichts mehr sah. Auch nicht ihre Hand, die noch immer auf der Schulter des Mannes lag, der neben ihr gesessen hatte. Aber war es tatsächlich die Schulter, die sie berührte, oder gab es da ein Loch?
Sie glaubte eher an die letzte Möglichkeit. Irgendetwas war bei der Berührung weggebrochen. Im Nachhinein spürte sie noch das Rieseln der feinen Körner über ihre Haut.
Sie wartete ab und hielt dabei den Atem an. Es war so schrecklich still im Kinosaal geworden. Kein Zuschauer hielt sich mehr dort auf. Alle waren nach draußen gegangen. Es dachte auch niemand mehr daran, wieder
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