135 - Der schreckliche Pakt
Scheitelpunkt befand sich gut drei Meter über seinem Kopf.
Während die Farben klarer wurden, geschah noch etwas. Die Wände und der Boden begannen zu spiegeln. Dorian sah sich selbst.
Aber wie!
Es waren keine normalen Spiegelbilder. In der Wand, vor der er stand, sah er seinen eigenen Rücken. Er wandte den Kopf nach rechts, sah seine eigene linke Seite, und im Bild war sein Kopf ebenfalls von ihm weggedreht! Erstaunlicherweise gab es aber keinen Unendlichkeitseffekt, wie er sonst bei gegenüberliegenden Spiegeln auftritt. Es gab jeweils nur ein einziges Bild. Das gegenüberliegende Bild wurde nicht mit aufgenommen.
Ein Blick nach unten verriet ihm, daß auch der Regenbogenboden zum Spiegel geworden war. Dorian war es, als schwebte er drei Meter über seinem eigenen Kopf; also genau der Abstand zwischen sich und dem Scheitelpunkt der Pyramide, wie es in der Wirklichkeit war.
Der Dämonenkiller zog eine gnostische Gemme hervor und drückte sie gegen die Spiegelwand.
Aber er war nicht in der Lage, diese Wand zu berühren. Zugleich sah er, wie sein ihm den Rücken zuwendendes Spiegelbild etwas Unsichtbares gegen eine ebenfalls unsichtbare Wand drücken wollte.
Die Spiegelbilder waren grotesk.
Es mußte etwas mit dieser Spiegelbildmagie zu tun haben, daß er die Wand nicht mit der Gemme berühren konnte. Vielleicht gab es eine Art Rückkopplung oder Wechselwirkung, über die er selbst und seine Hilfsmittel von den Spiegelbildern beeinflußt wurden. Er versuchte es noch einmal, aber wiederum geschah nichts.
Er versuchte es mit dem Kommandostab des Hermes Trismegistos und versuchte die Wand zu durchstoßen. Aber auch das gelang ihm nicht. Sie dehnte sich zwar wie Gummi nach außen, aber hielt dem Druck schließlich stand. Immerhin, erkannte er, vermochte er die Wand damit wenigstens zu berühren.
Da hörte er das höhnische Lachen.
Rene d'Arcy hatte seine Wohnung in Orleans erreicht. Er holte die magische Pyramide aus der Tasche und stellte sie auf einen niedrigen Tisch. Dann ließ er sich davor in einem Sessel nieder und betrachtete die Pyramide.
„Magischer Spiegel" wurde sie genannt. Sie war eine starke Waffe. Schon einmal hatte er einen solchen „magischen Spiegel" besessen, vor geraumer Zeit. Damals war ein mächtiger Magier aufgetreten, der versucht hatte, Asmodi zu entthronen und dafür andere Dämonen zu seiner Unterstützung zu gewinnen.
Damals war seine Pyramide, sein „magischer Spiegel", im Zweikampf gegen den Gesichtslosen zerstört worden.
Rene d'Arcy hatte mehrere Jahre gebraucht, bis es ihm gelang, eine neue Pyramide zu konstruieren. Sehr viel Arbeit steckte darin, und diese neue Pyramide konnte mehr als die alte. Sie war in der Lage, auch Illusionen größeren Ausmaßes, zu erschaffen. So hatte d'Arcy dem Dämonenkiller die umgestürzten brennenden Bäume äußerst realistisch vorgaukeln können, einschließlich der dazugehörigen Hitze. Und so hatte er Dorian Hunter im Innern dieser faustgroßen Pyramide fangen können.
Aber der Einsatz des „magischen Spiegels" barg auch Gefahren. Wenn er ihn nicht absolut unter Kontrolle hielt, konnten sich die Spiegelbilder verselbständigen… und mit fünf Doppelgängern des echten Dämonenkillers war d'Arcy nun wirklich nicht gedient.
Er. verzog das Gesicht.
Die verschiedenfarbigen Seiten des Würfels waren undurchsichtig. Aber so wie Dorian sich selbst im Innern gespiegelt sehen konnte, so konnte d'Arcy ihn auch von außen sehen. Amüsiert verfolgte er die Anstrengungen Hunters, auszubrechen.
Es könnte ihm vielleicht gelingen, wenn er es schaffte, diesen Kommandostab richtig einzusetzen. Aber wahrscheinlich kam er nicht darauf. Für alle anderen Versuche war die Pyramide zu stark. Und so wie Dorian selbst verkleinert worden war, waren auch die magischen Energien der Gemme und des Kommandostabs verkleinert worden. Sie waren zu schwach, um etwas gegen die Pyramidenwände auszurichten.
Es sei denn…
Aber da der Dämonenkiller nicht wußte, auf welche Weise die Pyramide geschaffen worden war, kannte er auch ihre Struktur und ihre Kräfte nicht. Der Dämon lachte höhnisch auf, als er sah, wie Hunter versuchte, mit einem kleinen dünnen Stab die Pyramidenwand aufzustechen.
Der Gefangene vernahm das Lachen. Er zuckte zusammen, drehte sich einmal um seine eigene Achse, als könne er den Lachenden sehen. Aber das ging nicht. Die spiegelnden Wände blieben undurchsichtig.
„Dorian Hunter", sagte Rene d'Arcy.
„Wer bist du?" scholl es von
Weitere Kostenlose Bücher