135 - In der Falle
General scheint den Bündnisvertrag mit Ihnen tatsächlich einzuhalten.«
Collyn Hacker war ein schwarzhäutiger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren und ging dem Beruf eines Untergrundkämpfers nach. Dem Weltrat zu schaden, wann und wo immer sich die Gelegenheit dazu ergab, das war drüben in Meeraka sein Lebensinhalt gewesen. Nun, nach der Zerschlagung der Running Men, war er auf dem Weg zu seinem Kommandanten: Mr. Black in Moskau. Gleich nach Erfüllung des Auftrags, um den die Allianz ihn hier gebeten hatte, würde er seinen Weg fortsetzen.
Quart’ol verabschiedete sich bereits wieder. Matthew Drax fühlte einen Stich in seinem Herzen, dass sein langjähriger Freund ihn kaum beachtet hatte. Quart’ol nahm ihm wohl immer noch krumm, dass er, entgegen eines Versprechens, in Gibraltar Hilfe von der Allianz herbei gefunkt hatte. Was richtig gewesen war, denn sonst waren sie jetzt alle beiden tot.
Trotzdem war es ein Vertrauensbruch gewesen.
Sie sahen die Qualle abtauchen. »Sehr gut«, sagte General Charles Draken Yoshiro. »Auf Bündnisse mit Militärs ist einfach Verlass. Übermitteln wir General Crow so rasch wie möglich unseren Dank.« Über Funk rief er einen EWAT herbei.
»Ich hätte nicht gedacht, dass er die Anlage so schnell liefert«, staunte die Queen. »Ich sehe es als weiteren Beweis, dass er es tatsächlich ernst meint mit dem Bündnis.«
»Es kann nie genug Beweise geben«, murmelte Matt. Er hielt Crow nach wie vor für gefährlich für die Allianz. Dass er sich geändert hatte, konnte – oder wollte? – er nicht glauben.
Mr. Hacker packte die erste Kiste und trug sie dem EWAT entgegen, der aus den schwarzen Ruinen des alten Parlamentsgebäudes heranschwebte. Matt sah ihm hinterher.
»Wir sind verdammt dazu«, fügt er hinzu.
Gleich nach ihrer Ankunft vor fünf Tagen hatte Matt das Octaviat um eine Krisensitzung wegen der Lage in Berlin gebeten. Eine Nacht lang hatten sie beraten, am nächsten Morgen Arthur Crow über ISS-Funk angerufen und um das Material gebeten. Und nur vier Tage später hatte der Chef des Weltrats über eine unterseeische Transportröhre der Hydriten geliefert.
Leider blieb keine Zeit mehr, ein speziell angepasstes Programm für das Gerät zu schreiben; so mussten sie mit einem bestehenden vorlieb nehmen.
Eines, das Matt bei seinem ersten Kontakt mit dem Weltrat bereits kennen gelernt hatte und sich daher bestens darin auskannte.
»Pass gut auf dich auf, Matt«, sagte Queen Victoria. »So gut dein Plan ist, so gefährlich ist er auch.«
»Ich weiß.« Matt legte den Arm um Aruula, die sich von links an ihn schmiegte. Das tat sie immer, wenn die Queen mit ihm sprach. Man gewöhnt sich an alles.
»Sind deine Biochemiker erfolgreich gewesen?«, wollte er wissen.
Victoria nickte, griff in ihre Gewänder und reichte ihm eine Stechampulle mit einer Flüssigkeit. »Vorsicht damit, Matt! Außerhalb unserer Hochleistungsklinik ist das Zeug genauso gefährlich wie dein Plan.«
»Hoffentlich.« Matt steckte die Ampulle ein und wandte sich an den Schwarzen, der sich gerade nach der nächsten Kiste bücken wollte. »Dann machen Sie sich abreisefertig, Mr. Hacker. In zwei Stunden brechen wir nach Berlin auf.«
»Geht klar«, erwiderte Hacker. »Aber die Abmachung gilt: Wenn ich den Job erledigt habe, seile ich mich nach Moskau ab. Berlin liegt schließlich auf halbem Weg.«
Matt schlug dem Jüngeren auf die Schulter.
»Selbstverständlich. Schließlich unterstehen Sie nicht dem Kommando der Allianz. Sie werden Mr. Black bald wieder sehen…«
Wenig später hob Ark IX Richtung Kontinent ab. Die Kisten aus Washington, Matthew Drax, Aruula und Mr. Hacker befanden sich mit an Bord.
***
Berlin, Ende März 2521
Jenny hasste die Bateras an der Decke der Kerkerzelle. Ein schreckliches Orakel. Noch finsterer als die Tage, die gingen, werden die Tage sein, die kommen, schien es zu sagen. Das Tier hatte Bulldoggs letzte Nachricht gebracht. Mindestens dreizehn Tote. Keine Spur von Miouu und ihrem Riesen. Zehn Tage alt, diese Nachricht.
Fünf Tage alt, hart und verschimmelt war das Stück Brot in der Blechschüssel neben ihr. Bis gestern hatte sie noch davon gegessen.
Neun Stunden alt war die Nachricht von Matt. Während er den Kanal überflog, hatte er mit ihr gesprochen. Er war auf dem Weg nach Berlin.
Jenny lehnte gegen die Außenmauer des Gefängnisses. Mit beiden Händen hielt sie das Funkgerät fest. Durch das Gitterfenster über ihr fielen Strahlen der Frühlingssonne in
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