135 - In der Falle
so aus, als hätte der Feind den Zeitriss gefunden, durch den damals Mefju’drex in diese Epoche gelangt ist. Dorthin haben sie dich gebracht und hinein geworfen.«
»Wie konntet ihr mich finden?«
»Die Lage in Berlin ist wieder unter unserer Kontrolle. Es war also ein Leichtes, deinen Verbleib aufzuklären. Allerdings wird der Zeitriss von einer Armee des Feindes bewacht. Es hat mich große Anstrengungen und einige Opfer gekostet, dir zu folgen.«
»Dafür bin ich dir dankbar. Aber wir können doch zurückkehren?«
»Auch auf dieser Seite wird der Riss bewacht – und hier sind wir auf uns allein gestellt. Wir sind stark, aber nicht unbesiegbar, wie du ganz richtig bemerkt hast.«
Ora’leq’tarquan stand auf und wickelte sich in sein Handtuch.
Sie stiegen die Stufenbänke hinunter.
»Wenn wir die ganze Stadt unter unsere Kontrolle brächten, könnten wir es schaffen.« Est’sil’aunaara folgte ihm in die Kachelhalle.
»Und wie stellen wir das an?« Ora’leq’tarquan hatte jetzt wieder die Gestalt des schwarzen Arztes angenommen. Er stieg in ein Wasserbecken, aus dem Dampf quoll.
»Du fragst, wie nur ein Leq fragen kann! Mit dem Virus natürlich!« Est’sil’aunaara sprang hinterher. Das Wasser war so heiß, dass sie sich nach Daa’mur versetzt fühlte, wenn sie die Augen schloss. »Wir können aber nicht mit jedem Primärrassenvertreter dieser Stadt einzeln in Kontakt treten. Es würde Jahre dauern, bis wir alle infiziert hätten.« Sie öffnete die Augen. Ora’leq’tarquan betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Du weißt doch über den cerebralen Virus Bescheid?«
»Aber natürlich.« Der Arzt griff nach einem Schwamm am Beckenrand und begann sich zu waschen. »Ich habe sogar Virenstämme mitgebracht. Wir könnten das Trinkwasser der ganzen Stadt damit infizieren. Die Frage ist nur, ob dieser Übertragungsweg nicht die Wirkung des Virus beeinträchtigt.«
»Natürlich nicht.« Est’sil’aunaara stieg aus dem Becken.
»Ob du sie küsst, dich mit ihnen paarst oder ob du den Virus direkt in ihre Blutbahn injizierst – Hauptsache, er gelangt in ihren Körper. Dann setzt er sich im Stirnhirn fest und unterdrückt ihre Persönlichkeit und ihren Willen. Nach zwei Tagen schon ist es ein Kinderspiel, sie zu steuern.«
Auch der Schwarze kletterte jetzt aus dem heißen Wasser.
Sie trockneten sich gegenseitig ab. »Aber… ich meine – angenommen, die Primärrassenvertreter der gesamten Stadt wären mit dem Virus infiziert, können wir denn alle gleichzeitig kontrollieren?«
Est’sil’aunaara wurde unwillig. »Wir greifen in die Gedanken derer ein, denen wir Befehle erteilen wollen. Also in erster Linie den Bewaffneten am Zeitriss! Sie will ich steuern, und dazu müssen sie infiziert sein! Verstehst du das nicht?« Sie nahm ihm das Handtuch weg und frottierte seine Brust.
»Selbstverständlich verstehe ich.«
»Am besten, du verlegst dich aufs Schweigen und Hören, damit du von mir lernst.« Sie warf das Tuch ins Becken. »Und jetzt komm! Wir müssen zurück in unsere Zeit. Unser Volk braucht uns.« Sie zogen sich an, verließen die Villa in menschlicher Gestalt und fuhren in die Innenstadt.
Eine halbe Stunde später hielt Ora’leq’tarquan in der Tiefgarage eines Hochhauses. Mit dem Lift fuhren sie in die oberste Etage. Der Schwarze führte Est’sil’aunaara in ein weiträumiges Labor. Männer und Frauen in weißen Mänteln arbeiteten an Computern, Labortischen und Mikroskopen. Sie grüßten scheu, als das Paar eintrat. Niemand schien sich daran zu stören, dass Est’sil’aunaara Männerkleidung trug, die ihr zudem viel zu groß war, seit sie wieder die ihr angenehmere Frauengestalt angenommen hatte. Das Personal schien vollständig unter Ora’leq’tarquans Kontrolle zu stehen. Diese Leistung hätte sie ihm nicht zugetraut.
Der Schwarze trat vor eine chromblitzende Wand mit zahlreichen kleinen Türen und einer durchgehenden Konsole mit Kontrollinstrumenten. »Das sind die Autoklaven« , erklärte er, während er die Instrumente kontrollierte. »An die tausend Brutkulturen lagern darin. Ich gebe ihnen hundertzwanzig Grad Celsius. Sie verdoppeln sich praktisch stündlich.«
»Das ist ja…« Est’sil’aunaara staunte. »Warum kannst du mit diesen Geräten umgehen? Hat Jeecob’smeis es dir beigebracht?«
»So ist es«, bestätigte Ora’leq’tarquan. Er führte sie zu Wassertanks voller infizierten Wassers.
»Wie gehen wir vor?« Sie stellte sich vor ihn hin und stemmte die
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