135 - Madame La Roshs Marterhaus
wird. Das Haus sei verhext, hieß es. La
Rosh, der ein bedeutender Kenner alter und vergangener Völker war, hatte sich
im Hinblick auf sein Spezialgebiet auch mit den Giften dieser Völker befaßt.
Angeblich soll es ihm gelungen sein, alte Kräuter anzubauen und alte Essenzen
zu mischen... aber das weiß niemand so genau. Es gibt, wenn es um die Person
und die Arbeit Barry La Roshs geht, überhaupt keine Bestimmtheiten. Alles nur
Vermutungen, alles Gerüchte. Aufklärung hat nur Madame versucht, und es ist ihr
auch gelungen, in einige Familien hier in Blomington Verständnis zu wecken für
ihre Situation. Die Menschen, so sagt sie, brauchten keine Angst zu haben. Im
Hause gäbe es keine Gifte mehr. Das Ministerium hätte alles nach dem Tod ihres
Mann abgeholt. Niemand brauche zu befürchten, daß irgendwelche Nerven- oder
Zellgifte in die Luft oder ins Wasser gerieten und die Bevölkerung
gefährdeten.«
Er winkte ab, und damit war das Thema für ihn
erledigt.
Für Kunaritschew aber war es gerade durch die Aussagen
des Sheriffs erst interessant geworden, denn er hatte schließlich eine
Beobachtung gemacht, die Klings Worte Lüge straften. Madame verfügte über
Gifte. Und über was für welche! Stoffe, die Leder und Textilien und den
menschlichen Organismus mit Haut und Knochen in Sekundenschnelle und ohne großen
Aufwand auflösten, gab es in dieser Form sicher nur einmal im rätselhaften,
geheimnisumwitterten Haus La Rosh.
Oder mußte er das von einer anderen Warte aus sehen?
Gab es möglicherweise Gifteinflüsse in unmittelbarer Nähe des La Rosh-Hauses
direkt in der Luft, die man dort atmete? Bewirkten diese Stoffe
Halluzinationen?
Davon schien Kling eher überzeugt zu sein, denn die
Tatsache, daß der Motorradfahrer nirgends aufgetaucht war, schien zu beweisen,
daß Kunaritschew etwas beobachtet hatte, was es gar nicht gab.
Auch diese Spezialisten, bei denen er nicht wußte, wo
er sie eigentlich einreihen sollte, waren schließlich keine Supermänner und
konnten sich täuschen.
Kling hatte Vorurteile. Er sah nur seine eigene
Meinung, hielt alles andere für dummes Geschwätz und schien die Tatsache
überhaupt nicht wahrhaben zu wollen, daß Edward Baesly auf unnatürliche Weise
krank und aggressiv geworden war.
»Er hat getrunken oder gehascht oder beides«, stellte er lakonisch fest. »Und der Teufel mag
wissen, auf welche Weise er zu diesen merkwürdigen Haupterscheinungen gekommen
ist!«
Auch das war einsichtig, war durch nichts bewiesen -
aber Kling - nahm es hin und sah nichts Verdächtiges darin. Obwohl gerade diese
Tatsache so verdächtig wie sonst nichts war.
Klings Benehmen war nicht minder eigenartig wie das
des Mannes auf dem Motorrad, wenn man es genau betrachtete.
Kunaritschew war seltsam berührt, als sich ihm diese
Gedanken aufdrängten.
Es war eigenartig: Sobald er mit Menschen
zusammentraf, die etwas vom La Rosh-Haus zu wissen schienen, stimmten die
Grundlagen seines Denkens nicht mehr. Oder die des Denkens der anderen. Etwas
war hier verschoben.
Mehr denn je bedeutete dies, auf der Hut zu sein...
Gemeinsam mit Sheriff Kling exerzierte Iwan
Kunaritschew seinen Plan durch wie abgesprochen. Der Anstoß sollte von Klings
Office kommen.
Er sollte Madame La Rosh anrufen.
So geschah es...
»Wir haben den Verdacht, Madame«, sagte er freundlich
nach der Begrüßung, »daß Ihr Haus mal wieder von Personen beobachtet wird, die
eigentlich dort nichts zu suchen haben. Meinem Sergeant ist ein Verdächtiger
aufgefallen, der dort herumgekrochen ist.«
X-RAY-7, der nahe genug am Telefon stand, konnte auch
das verstehen, was Madame La Rosh sagte. »Ein Verdächtiger? In welcher Weise
hat er sich verdächtig gemacht, Sheriff?«
»Wir haben Spuren gefunden, die darauf hinweisen, daß
der Mann an Ihrer Wasserleitung manipuliert hat. Wir möchten Sie bitten,
Madame, in der nächsten Stunde kein Wasser zu entnehmen, bevor die
Angelegenheit nicht untersucht ist.«
»Sheriff, Sie befürchten...«
»Wir befürchten, Madame, daß jemand beabsichtigt,
Unruhe zu stiften.
Man will offenbar einen bestimmten Vorfall
provozieren, damit es heißt, die Schuld kann nur im Haus La Rosh zu suchen
sein. Es gibt noch immer Kräfte, die etwas in Gang setzen wollen, um den Namen
La Rosh in den Schmutz zu ziehen.«
»Aber Sheriff, ich kann mir das gar nicht vorstellen,
ich...« Elvira la Rosh war sprachlos.
»Sie wissen, was man dem Haus La Rosh alles
anzudichten versucht: Hexerei, Schwarze Magie, Umgang mit
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