135 - Madame La Roshs Marterhaus
Bekanntwerden des Mordes an dem Gärtner und dem bisher noch unbekannten
Begleiter des Suzuki-Fahrers kontrollieren lassen.
»Ich muß Sie enttäuschen, Mister Kunaritschew: aber
wir haben keinen Motorradfahrer entdeckt. Niemand hat Blomington verlassen.«
»Dann befindet er sich noch in der Stadt.«
»Möglich. Aber wo?« Der untersetzte Mann mit der
geraden Nase und den lustigen Augen musterte Iwan mit eigenartigem Blick.
X-RAY-7 kam sich in diesem Augenblick so vor, als ob Kling ihn nicht ganz ernst
nähme mit dem, was er gesagt hatte. Was er ihm einfach hatte mitteilen müssen,
um die Arbeit der örtlichen Dienststellen mit der ihren zu koordinieren.
»Ich weiß sehr wohl, welche Gerüchte über das La
Rosh-Haus im Umlauf sind, Mister Kunaritschew.« Kling winkte mal wieder ab. Das
schien eine seiner Lieblingsgesten zu sein. »Die Leute erzählen viel. Ich
selbst war schon dort gewesen - Mrs. La Rosh ist eine äußerst charmante und
gastfreundliche Frau. Man erzählt, daß Menschen, die sich dort schon
aufgehalten haben, auf rätselhafte Weise erkrankten. Andere seien angeblich
schon gestorben, nur weil sie diesem Haus einen Besuch abgestattet hätten.
Unsinn! Bin ich krank geworden? Bin ich gestorben?« Wieder dieses Abwinken.
»Man sollte solchen Menschen verbieten, überhaupt noch mal den Mund
aufzumachen. Dem Haus La Rosh haftete seit eh und je etwas Geheimnisvolles an.
Schon zu Lebzeiten von Mister Barry La Rosh. Das hing wahrscheinlich mit seiner
Arbeit zusammen, in die kein Außenstehender jemals Einblick gewann.«
»Er beschäftigte sich mit der Erforschung und
Herstellung von Giften, nicht wahr?«
»Ja. Sogar das Verteidigungsministerium hat sich seine
Kenntnisse zunutze gemacht.«
Hier erfuhr Iwan praktisch nichts Neues. Dies alles
war ihm anhand PSA-interner Recherchen bereits bekannt.
Interessant jedoch waren für ihn die Hinweise, die
Kling in bezug auf La Roshs Forschungen gab und der allgemeinen Reaktionen, die
dies hier in der Bevölkerung auslöste.
»Die Menschen von Blomington waren auf der einen Seite
stolz, jemand in ihrer Nachbarschaft zu wissen, der so berühmt war, auf der
anderen Seite neidisch, Mister Kunaritschew. La Rosh lud nur Fremde ein, hier
in der Stadt schuf er sich keine Freunde, keine Bekannten. Das stachelt erst
recht die Phantasie an. La Rosh lebte stets zurückgezogen, aber er holte sich
die Menschen in seinen Park, in sein Haus, und wenn man manchmal die Straße in
jenen Nächten entlangfuhr, die direkt unten am Hügel vorbeiführt, dann konnte
man die Lampions und Illuminationslichter sehen. Wenn der Wind günstig wehte,
hörte man die Musik, die Stimmen und das Lachen der illustren Gäste.
La Rosh liebte das Leben - aber er arbeitete für den
Tod. Wahrscheinlich nahm der eine oder andere ihm auch das übel.«
»Ein rätselhaftes Haus, ein rätselhafter Mann.«
»Man wob eine Legende um das Haus, um den Mann, Mister
Kunaritschew. Das ist in Wirklichkeit alles. La Rosh hatte Angst, sein Haus
noch zu verlassen. Er mußte mit Anschlägen rechnen, mit Entführungen, nachdem durchgesickert war, womit er sich
beschäftigte. Kurz danach starb er auch schon. Und selbst das hat seine eigene
Geschichte. Es gibt heute noch Stimmen, die behaupten, Barry La Rosh wäre
überhaupt nicht tot. Er hätte die Geschichte seines plötzlichen Ablebens nur in die Welt gesetzt, um sich völlig abzukapseln und ganz seinen Forschungen zu
leben. Das ist purer Unsinn. Ich habe La Roshs Grab mit eigenen Augen gesehen!«
»Wo wurde er beigesetzt?«
»Droben auf seinem eigenen Grund und Boden. Madame hat
seinerzeit eine Sondergenehmigung erwirkt und auch erhalten.«
»Hm, das ist interessant. Das wußte ich bisher nicht.
- Sagen Sie, Sheriff, wie kam es eigentlich, daß Sie, der doch sonst nie zum
Bekanntenkreis der La Roshs zählte, doch schon mal im Haus waren?«
»Das ist schnell erzählt. Madame schrieb mir eines
Tages einen Brief und bat mich zu einem Gespräch. Da bin ich natürlich
hochgefahren.«
»Und was wollte Madame La Rosh von Ihnen?« hakte
Kunaritschew nach, als Kling eine Weile gedankenversunken sitzen blieb, den Blick
in eine imaginäre Ferne gerichtet, als müsse er sich überlegen, ob er
weitersprechen solle oder nicht.
»Ach so, ja, entschuldigen Sie... ich war einen Moment
lang nicht bei der Sache. Sie bat mich darum, dafür Sorge zu tragen, daß die
Verunglimpfungen endlich aufhörten. Ihr war zu Ohren gekommen, daß viel über
die Forschungen und das Haus geredet
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