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1351 - Die Materiequelle

Titel: 1351 - Die Materiequelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stattgefunden hatte.
    Sie schob diese Assoziation wieder beiseite.
    Es war Unsinn, darüber nachzudenken, ob es Querverbindungen zwischen den GysVoolbeerah, denen jener Garo Mullin, der Zen-Zahnorgel-Spieler, vor mehr als vierhundertfünfzig Jahren auf dem Planeten einer fast unendlich weit entfernten Galaxis begegnet war und dem GysVoolbeerah in seiner robotischen Vollprothese namens Mullin-Okra gab. Es konnte sie nicht geben. Oder doch!
    Bestand nicht das ganze Sein aus Querverbindungen?
    Sie blieb stehen, weil sie das Gefühl hatte, jemand oder etwas hätte ihr den letzten Gedankengang eingegeben.
    Lauschend legte sie den Kopf schräg.
    Flüsterten da nicht Stimmen? Vielleicht aus Regionen, die jedem Menschen sonst verschlossen blieben?
    Hatte das „Rumoren" im Hyperraum eine Undichtigkeit zwischen „Diesseits und Jenseits" bewirkt?
    Wollte sich ein Tor zur Unendlichkeit auftun?
    Zornig schüttelte Nikki Frickel den Kopf. Sie war zornig auf sich selbst, weil sie sich mit Überlegungen befaßte, mit der sich ihrer Ansicht nach nur Philosophen und andere Spinner zu befassen hatten, wie sie es oft genug lautstark formuliert hatte. „Schließ bitte den Druckhelm, Kommandantin!" sagte Mullin-Okra. „Wir stehen vor der Mannschleuse."
    Nikki befolgte den Rat. Sekunden später meldete sich Tassy und teilte ihr mit, daß die SORONG an der UMBALI-Endstufe angedockt hatte.
    Nikki deutete auf das Innenschott der Mannschleuse.
    Der GysVoolbeerah öffnete es. Gemeinsam mit ihm betrat sie die Schleusenkammer. Sie erschauderte und spürte, daß ihr alles immer unwirklicher vorkam, einschließlich ihrer selbst. Mit aller Willenskraft riß sie sich zusammen, um sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Als das Außenschott der Mannschleuse sich öffnete, sah sie in höchstens zwanzig Metern Entfernung eine von mehreren Scheinwerfern angeleuchtete hellgraue Fläche vor sich: ein Ausschnitt der UMBALI-Endstufe. Langsam öffnete sich dort ebenfalls ein Schott.
    Nikki Frickel gab ihrem Begleiter durch Zeichen zu verstehen, daß sie übersetzen würden, dann startete sie mit Hilfe ihres Gravopaks und steuerte mühelos in die Schleusenkammer der UMBALI-Stufe hinein.
    Dennoch wuchs ihr Unbehagen weiter. Ihr kam es sogar vor, als dauerte die Überwindung der lächerlichen Distanz von rund zwanzig Metern das Dreifache der Zeit, die es tatsächlich hätte dauern dürfen.
    Ich darf mich nicht verrückt machen! dachte Nikki angestrengt.
    Dennoch kam es ihr wie die Szene aus einem Traum vor, als sie neben Mullin-Okra in die RUSSARU einschleuste, zwischen mehreren Kartanin in weißen Uniformen durch einen Korridor ging und schließlich den hallenförmigen Raum einer Raumschiffszentrale betrat. „Zinh-Mam-K'oos", stellte sich die Kommandantin der RUSSARU vor. „Mein Schiff ist dein Schiff, denn dich schickt die Stimme von Ardustaar."
    Nikki Frickel hörte es - und hörte es auch wieder nicht, denn gerade in diesen Sekunden brach eine Flut von wirren Empfindungen und Gedankenfetzen über ihr Bewußtsein herein und brachte sie total aus dem Konzept.
    Es ist ein Raumkoller! dachte sie, als sie wieder halbwegs klar denken konnte. Etwas, das mir nie zustoßen kann! „Was kann die Ursache für die Abweichung um rund 880.000 Lichtjahre gewesen sein?" hörte sie sich fragen. Es klang, als fragte eine dritte Person.
    Immer noch in der Annahme, Opfer eines Raumkollers zu sein, der durch die ungeheuerliche Leere ringsum hervorgerufen worden war, zwang sie sich dazu, ihren Blick auf eben jene Leere des intergalaktischen Raumes zu richten, die in den Bildschirmen der Panoramagalerie der RUSSARU genauso abgebildet wurde wie auf der SORONG.
    Sie blickte in einen nachtschwarzen Abgrund.
    Und im nächsten Moment in ein schlagartig auflammendes düsterrotes Leuchten, das aus zerrissenen Raum-Zeit-Strukturen hervorzubrechen schien.
    Und das plötzlich Sterne gebar! Millionen und aber Millionen Sterne, die in dem wahnwitzigen Leuchten materialisierten, als wären sie 'mit einem multidimensionalen Donnerschlag von irgendwo in den eben noch so leeren intergalaktischen Raum durchgebrochen.
    Nikki Frickel glaubte, diesen Donnerschlag zu hören. Er betäubte sie und war gefolgt von einem brodelnden Tosen, das aus allen Kontrollpulten der Hauptzentrale hervorbrach.
    Schreiend sanken die anwesenden Kartanin in sich zusammen.
    Nikki hatte das Gefühl, als fiele etwas unglaublich Fremdartiges unsichtbar über sie her und gösse blankes Entsetzen in ihre Adern.

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