1351 - Templergold
Fische. Wobei besonders der Hai ins Auge fiel, der sein Maul weit aufgerissen hatte. Er schwebte wie eine Bedrohung über den Gästen.
»He!«, rief Rose, als sie die neuen Gäste sah. »Ihr seid auch mal wieder im Lande?«
»Klar«, erwiderte Orry. »Wir haben nur einen kleinen Ausflug gemacht.«
»Super. Bei diesem Wetter?«
»Ich habe einen alten Kumpel besucht.«
Sie hatten sich inzwischen gesetzt, und die Tochter des Hauses trat an ihren Tisch.
»Was kann ich für euch tun?«
»Ein großes Bier für mich«, bestellte Orry. »Und was willst du, Lilly?«
»Auch eins.«
»Gut.«
»Und was zu essen!«, rief Orry. »Ich habe nämlich Hunger wie ein Wolf. Der frische Fisch…«
»Ist heute nicht gebraten worden«, erklärte Rose. »Meine Eltern sind auf einem Geburtstag. Und die Feier wird sich bestimmt über zwei Tage hinziehen.«
»Das ist Mist.«
»Nehmt doch was anderes. Wir haben noch geräucherten Heilbutt. Der ist super.«
»Nehmen wir.«
»Aber erst das Bier«, sagte Lilian.
»Klar.«
Sie bekamen es serviert. Dann zog Rose sich zurück, um das Essen zu holen. Es wurde still in der Gaststube. Zwei Lampen spendeten gelbliches Licht, das sich in den Scheiben fing und sie sogar recht wertvoll aussehen lies.
Lilian sagte nichts. Sie hielt den Blick gesenkt und schaute auf die Tischplatte.
»He, was hast du?«
Sie zog den Mund schief. »Ich denke an Paris.«
»Ach. Noch immer?«
Ein Schauer rann über ihr Gesicht. »Ja, noch immer. Ich kann es einfach nicht vergessen.«
Orry beugte sich vor. »Es war ein Unfall, verstehst du? Ein verdammter Unfall. Keiner von uns beiden hätte damit rechnen können, dass er eine so weiche Birne hat oder wie auch immer. Wenn du dir das vor Augen hältst, kannst du alles andere vergessen.«
»Du hättest nicht so fest zuschlagen sollen.«
»Ach, ach«, höhnte Orry. »Aber das er uns reinlegen wollte, daran denkst du nicht. Dieser Bruné war ein linker Hund. Der hat sich den Schmuck selbst unter den Nagel reißen wollen. Der wusste genau, was er wert war. Und ich bin noch immer froh, dass ich nicht versucht habe, ihn hier abzusetzen.«
»Aber Bruné schien auch Bescheid zu wissen.«
»Zufall. Jedenfalls konnte er uns nicht gefährlich werden, das muss man so sehen.«
Lilian hob die Schultern. »Und für uns? Wie sieht unsere Zukunft aus, Orry?«
Er grinste scharf. »Wie hast du sie dir denn vorgestellt?«
»Wir könnten verschwinden. Ich habe mich in Liverpool wohl gefühlt.«
»Hör auf. Die Stadt stirbt doch. Oder lebt nur vom Geist der Beatles. Damit hatten wir nichts zu tun. Hier liegt die Kohle. Hier in der Nähe. Wir müssen sie nur holen. Wenn wir das geschafft haben, sind wir reich. Dann hauen wir auch ab. Aber in die Karibik und lassen uns die Sonne auf den Body scheinen.«
Lilian Dexter lächelte bei diesem Gedanken. Ihre Frage klang lauernd. »Und du glaubst nicht, dass noch mal etwas schief läuft?«
»Nein. Beim nächsten Mal packen wir es anders an. Man lernt immer aus seinen Fehlern.«
Lilian wollte etwas erwidern, aber sie hörte Schritte und sah, dass Rose kam.
Sie hielt zwei Teller in den Händen. Darauf verteilt lagen der Fisch und einige Scheiben Brot. Sie lächelte, als sie an den Tisch herantrat und das Bestellte servierte.
»Er schmeckt super«, erklärte sie, zog einen freien Stuhl heran und ließ sich nieder. Ob es ihr erlaubt worden war oder nicht, nach so etwas fragte Rose nicht. Es hatte sich noch niemand beschwert, denn man kannte Rose hier und nahm die Dinge, die sie tat, sehr locker.
»Sieht wirklich gut aus, dein Fisch!«, lobte Lilian.
»Der ist auch toll.«
Orry trank Bier. Bis auf einen letzten Schluck hatte er seinen Krug bereits leer getrunken.
Die Bestecke lagen auf dem Teller. Rose rückte etwas zurück, stemmte die beiden Ellenbogen auf die Oberschenkel und drückte die Fäuste gegen ihr Kinn.
Sie freute sich, dass es ihren Gästen schmeckte, die auch nicht mit Lob sparten. Dass sie wirklich Hunger hatten, war daran zu sehen, dass sie auch das Brot aßen.
Ein frisches Bier holte Rose für Orry ebenfalls und ließ ihn zunächst einen Schluck trinken, bevor sie das sagte, was ihr schon lange auf dem Herzen gelegen hatte.
»Es ist wieder gesehen worden!«
Die beiden Gäste reagierten zunächst nicht.
Rosi wiederholte ihre Bemerkung. Erst danach schauten die beiden auf.
»Was hast du damit gemeint?«, fragte Lilian leise.
»Es!«, wiederholte Rose überlaut. Dann senkte sie ihre Stimme.
Der Blick des
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