1353 - Die Fratze des Todes
brannte, konnte Suko einen Blick in den Nebenraum werfen und sah dort ein gemachtes Bett.
»Alle Achtung«, lobte er.
Fleur musste lachen. »Hätten Sie hier nicht erwartet, wie?«
»Nein.«
»Setzen Sie sich doch. Ich kann uns einen Tee kochen.«
»Bitte.«
Suko vernahm das bekannte Knarzen des Sessels, als er sich darauf niederließ. Er streckte die Beine aus und schaute sich noch mal um, wobei er sich für die Bilder an den Wänden interessierte. Ihre Motive wiesen auf die Heimat der Besitzerin hin, denn sie zeigten Menschen und Szenen aus dem karibischen Raum.
Dann stand er wieder, denn Fleur war zu einem Schrank gegangen und öffnete dort eine Tür. Dahinter lag eine winzige Küche, in der alles vorhanden war. Ein kleiner Herd, ein Kühlschrank ebenso und sogar schmale Regale sowie Schubladen für die Bestecke.
»Das ist nicht schlecht!«, flüsterte er.
Fleur lachte und drehte sich um. »Meinen Sie die Küche?«
»Genau die.«
»Die Industrie hat sich eben umgestellt. Man weiß inzwischen, dass es immer mehr Singles gibt, und dem hat man Rechnung getragen. Für kleine Wohnungen ist sie ideal.«
»Das glaube ich.«
Die Streetworkerin beschäftigte sich mit der Zubereitung des Tees.
So fand Suko die nötige Muße, um über den Fall nachzudenken, der bei ihm noch immer nicht in festen Händen lag, denn er wusste nicht, wo er zupacken sollte.
Es gab den Killer!
Es gab die sechs Toten!
Aber er irrte herum, obwohl er wusste, dass sich der Mörder in seiner Nähe befand.
Wer war er? Wer verbarg sich hinter der Maske? Hinter diesem verfluchten Tier?
Von einem Tier hatte Mason gesprochen. Suko wollte das nicht unterschreiben oder erst, wenn er ihn zu Gesicht bekommen hatte.
Dann konnte er noch immer fragen, ob es sich um ein Tier oder um einen Mutanten handelte.
Er glaubte an den Mutanten. Das Wort Hilfe ließ ja einige Rückschlüsse zu. Hier steckte jemand in einer Lage, die ihm selbst nicht gefiel und aus der er gern herausgekommen wäre. Er kannte nur den Weg nicht. Wahrscheinlich war er mit einem Fluch belegt worden, von dem er sich jetzt freimachen wollte.
Aber wie?
Das ging wahrscheinlich nur durch den Tod. Ja, indem er auch sein Leben hingab. Dann endlich war er frei. So paradox sich dies auch anhörte, aber man musste so denken.
Der Mörder litt selbst am meisten wegen seiner verdammten Bluttaten.
Und jetzt?
Suko wollte eine Antwort auf eine Frage finden, obwohl er sie konkret noch nicht gestellt hatte. Alles wies darauf hin, dass dieser Mensch aus seinen Fesseln befreit werden musste. Dazu musste er gefunden werden. Und genau das war das Problem. Weder Fleur Aubry noch Suko hatten auch nur die geringste Ahnung davon, wer sich hinter diesem Killer verstecken konnte.
Warten, auf eine Chance lauern. Reden und versuchen, durch scharfes Nachdenken zu einem Ziel zu gelangen.
Es würde sehr schwer werden, da Suko bisher nicht wusste, wo er ansetzen sollte.
Er blieb sitzen und schaute auf den Rücken der Streetworkerin, die sich mit dem Aufgießen des Tees beschäftigte und das Getränk jetzt fertig hatte.
Sie hatte die Kanne und zwei Tassen aus hellem Porzellan auf das Tablett gestellt.
»So, ich denke, es wird unseren Geist beflügeln, Suko.« Sie verteilte die Tassen.
»Das ist nur zu hoffen.«
Fleur Aubry schenkte ein. Suko nahm weder Sahne noch Milch. Er trank ihn so, und musste der Frau ein Kompliment machen.
»Er schmeckt.«
»Danke. Ich trinke ja mehr Kaffee. Doch wenn ich Gäste habe, greife ich auch mal zu Tee.«
Suko sah die Uhr an der Wand und wunderte sich darüber, wie schnell die Zeit vergangen war. Nur noch zwei Stunden bis Mitternacht. Das war kaum zu fassen.
Die Streetworkerin hatte ihre Tasse abgesetzt und dabei die Stirn in Falten gelegt. Sie überlegte, und Suko erging es nicht anders.
»Wir haben ein Problem«, sagte sie.
»Erfasst. Es gibt einen Killer, der um Hilfe bittet, aber es gibt keine Spuren.«
»Genau das ist es.«
Suko beugte sich vor. »Und sie wissen wirklich nichts, Fleur?«
»Nein, sonst hätte ich Ihnen etwas gesagt.«
»Gehen Sie denn davon aus, dass der Mörder hier im Haus lebt?«
»Das schon.«
»Da hätten wir eine Basis.«
Warum Fleur lachte, das erfuhr Suko erst danach. »Nein, Suko, das ist keine Basis. In diesem Haus leben verdammt viele Menschen. Er braucht auch nicht seinen Unterschlupf hier zu haben. Es gibt noch die beiden anderen Bauten, in denen ich mich auch hin und wieder umschaue. Ich kann Ihnen versichern, dass es
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