1353 - Die Fratze des Todes
ab.
Die Streetworkerin, die bisher nichts gesagt hatte, mischte sich ein.
»Wie wäre es, wenn du mal daran denkst, wem du alles Unrecht getan hast? Da bist du in den nächsten Stunden beschäftigt. Noch ein Rat. Verlasse die Wohnung nicht. Wenn der Killer unterwegs ist, könnte es ein tödlicher Fehler sei…«
Mason schwieg. Doch sein Blick sagte, dass Fleur Aubry genau den richtigen Ton getroffen hatte…
***
Blut!
Es kam Blut aus seinen Händen, aber das machte dem Mörder nichts aus. Es war gut, dass er so reagiert hatte. Es hatte sein müssen. Er hatte neue Zeichen setzen wollen. Zum einen für sich, zum zweiten für die Menschen hier im Haus und zum dritten auch für den Teufel und seine höllischen Kräfte und Mächte.
Zwei Tote und zwei Seelen, die jetzt abtauchen konnten in die tiefsten Bereiche der Finsternis. Sie gehörten keinem Menschen mehr und waren zu einer Beute des Teufels geworden.
Er hatte sich wieder zurückgezogen. Die Dunkelheit umschloss ihn wie ein Panzer. Dort hockte er auf dem Boden und hielt mit den Armen seinen eigenen Körper umschlungen.
In seinem Kopf tuckerte es. Das Geräusch störte ihn nicht. Er nahm es locker hin. Das war immer so. Auch als Mutant musste er sich mit dem Stress auseinander setzen.
Auf allen vieren hüpfte er durch sein Verlies. Einige Blutspritzer hatten sein Gesicht getroffen und klebten in der Nähe des Mundes.
Auf dem Altar blieb er hocken. Er hätte zufrieden sein können, nur war er genau das nicht.
Nicht etwa, weil sich der Teufel mit seiner Flüsterstimme nicht meldete, nein, nein, da gab es noch ein anderes Problem, und daran hatte er schon zu knacken.
Es gab einen Verfolger!
Es gab einen, der sich in diesem verdammten Haus aufhielt und ihm auf die Spur kommen wollte, wobei er es schon beinahe geschafft hatte.
Er wusste nicht, wer der Verfolger war. Jedenfalls ein Mensch, der sich nicht fürchtete und ihm sogar ein Opfer abgenommen hatte.
Wäre der Kerl nicht gewesen, er hätte…
Seine Gedanken brachen ab. Er schüttelte sich und rutschte von einem Augenblick zum anderen in einen neuen Zustand hinein.
Wäre Licht gewesen, hätte jeder sehen können, wie er auf dem Altar hockend zusammensackte und den Kopf nach vorn beugte.
Es kam wieder über ihn. All die Traurigkeit. All das Verlassensein.
Er konnte nichts dagegen tun. Plötzlich dachte er daran, was er getan hatte und was er immer tun musste, weil ihn die andere Macht manipuliert hatte und nicht aus den Klauen ließ.
Es war einfach zu schrecklich für ihn. Er war nicht dazu in der Lage, sich darüber hinwegzusetzen. Plötzlich peinigte ihn ein schlechtes Gewissen. Das Monster in ihm tötete gern, der Mensch nicht.
Er hörte wieder die Stimmen!
Niemand hielt sich in seiner Nähe auf, aber er vernahm sie trotzdem. Sie umwirbelten seinen Kopf. Sie zischelten ihm etwas zu, sie lachten ihn auch aus, sie peinigten ihn, sodass er irgendwann nicht mehr konnte und laut aufschrie.
Er presste die Hände gegen seine Ohren und sank auf dem Altar zusammen.
Er wollte nicht mehr töten. Zugleich aber wusste er, dass die Nacht noch lang war und er nicht so schnell erlöst werden würde.
Dann erreichte ihn die Stimme. Sie sprach hechelnd und zischelnd zugleich.
»Du musst weitermachen! Die Hölle ist erst zufrieden, wenn sie es dir sagt…«
Er schwieg und schüttelte den Kopf.
»Hast du mich nicht gehört?«
»Doch, habe ich!«
»Mach weiter! Noch in dieser Nacht, verstehst du das? Noch in dieser Nacht! Man hat dich gesehen. Es gibt einen Zeugen. Du kennst ihn doch. Er ist jetzt mit der Frau zusammen. Schlag zu!«
Die Depression war vorbei. Das Tier war wieder in ihm erwacht.
Er hörte sich selbst knurren.
»Wen soll ich holen?«, fragte er dann.
»Am besten beide. Die Frau und den Mann!«
»Ja, ja, und dann…?«
»Werde ich dir vielleicht die Freiheit wiedergeben…«
***
Suko war ziemlich überrascht, als er sah, was man aus einer Wohnung auch in diesem Haus alles machen konnte. Da blieb ihm beinahe vor Staunen der Mund offen.
Die Behausung war nicht größer als seine, aber die Möbel, die sich dort verteilten, besaßen nicht den Glanz des Sperrmülls. Sie waren harmonisch aufeinander abgestimmt, und Suko musste daran denken, das Shao und er auch mal eine Weile mit Rattan-Möbeln gelebt hatten, was allerdings jetzt vorbei war.
Fleur Aubry hatte ihren größten Raum als Wohn- und Arbeitszimmer eingerichtet. Die Tür zum Schlafzimmer war nicht geschlossen. Da überall das Licht
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