1355 - Der Kaiser kehrt zurück

Titel: 1355 - Der Kaiser kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

Vom Netzwerk:

die eineinhalb Sekunden zu ertragen, bis die Dekompression zur Bewußtlosigkeit führte und zum Herzstillstand, der noch vor dem Hirnschlag durch Sauerstoffmangel eintrat.
    Mehrere hundert Mitglieder seiner Karawane hatte Argyris in dieser Zeit verloren. Die meisten waren bei Ausflügen rund um den Planeten ums Leben gekommen. Die Natur hatte sie vernichtet, aber nie hatte es überlebende Zeugen gegeben. Der Vario-500 argwöhnte, daß etwas anderes dahintersteckte als nur eine unberechenbare Natur. Es gab keine Natur auf diesem trostlosen Planeten.
    Trotz sparsamer Rationierung waren am Ende des vierten Jahres die mitgenommenen Lebensmittel zu Ende gegangen. Damit lag der Verbrauch höher als erwartet. Argyris hatte damit gerechnet, daß sie fünf Jahre reichen würden. Die Versorgung wurde auf die internen Produktionsanlagen der Schiffe umgestellt.
    Vor allem die Karracken als Großschiffe besaßen umfangreiche Produktionszentren. Nachdem im zweiten Jahr auch das letzte dieser riesigen Schiffe aus seiner Felsspalte herausgezogen worden war, hatten sich die Hanse-Spezialisten als erstes darangemacht, entstandene Schäden an den Schiffen zu reparieren.
    Die Koggen und Karracken waren weiterhin unter ihren Schutzschirmen aufbewahrt worden, aber dann, nach dem fünften Jahr, beschloß das Komitee, die Schirme abzuschalten. Die Energie würde in den folgenden Jahren für die Produktion von Lebensmitteln benötigt.
    Also überließ man die Schiffe der Natur, die ausschließlich in der Lufthülle bestand. Argon war ein Edelgas, das konservierende Wirkung besaß und den aggressiven Sauerstoff so gut wie unwirksam machte. Es kam nicht mehr zu Angriffen von Wolkenballungen, und der Großteil der Gestrandeten, die nach wie vor in den Schiffen lebten, hatte nichts mehr zu befürchten. Es entstand der Eindruck, als hätte der Planet sich an ihre Anwesenheit gewöhnt.
    Wenn jemand nicht an diese Version glaubte, dann war es Anson Argyris. Er hatte die letzten Jahre oft weit entfernt vom Tal verbracht. Unbemerkt von den anderen, hatte er in verschiedenen Masken den Planeten umrundet und Untersuchungen angestellt. Die Netztheorie hatte sich längst als überholt erwiesen. Die energetisch aktiven Gebiete auf Onyx waren nämlich über Nacht spurlos verschwunden, um nach einem knappen Jahr wiederaufzutauchen und allerlei Phänomene zu erzeugen. Tausende von Wissenschaftlern hatten kilometertiefe Stollen in den Fels getrieben. Um Energie zu sparen, hatten sie das meiste mechanisch oder mit eigenen Händen gemacht. Sie hatten keine unterirdischen Kavernen gefunden und auch keine Hinweise darauf, daß es jemals im Planeteninnern intelligentes Leben gegeben hatte.
    Der Vario-500 hatte nichts anderes erwartet. Er hatte sich ein anderes System zurechtgelegt, und da er ein Roboter war, konnte niemand seinen Gedankengängen folgen, höchstens ein paar Positroniker, aber diese belästigte er nicht in der Weise, daß er sie mit seinen Ansichten behelligt hätte. Er zog still davon, lebte eine Woche südlich des Äquators, zwei Wochen am südlichen Pol und bewanderte dann die Nordpolregion. Er suchte die Lösung auf seine Fragen auf der Nachtseite des Planeten und im Terminatorbereich, der ähnlich wie beim irdischen Mond ein wenig schwankte. Er fand nichts. Es gab auf ganz Onyx nicht einmal Hinweise darauf, daß sich früher schon einmal Lebewesen auf dieser feindlichen Welt aufgehalten hatten.
    Also kehrte Argyris zurück und schlüpfte wieder in seine PVK-Maske des Kaisers von Olymp. Das zehnte Jahr begann. Die Wissenschaftler hatten noch immer keine zufriedenstellende Möglichkeit gefunden, aus dem Felsgestein Nährstoffe für die Gefangenen des Planeten zu gewinnen. Der Fels besaß einfach keine Nährstoffe, und allein von ein paar in ihm gebundenen Metallen konnte weder ein Blue noch ein Mensch leben.
    Das zehnte Jahr versprach also ein entscheidendes Jahr für die Zukunft zu werden, es mußte darüber entscheiden, ob die Gestrandeten überlebten oder nicht.
    Denn über eins waren sich alle im klaren: Die Vorräte an Konzentratriegeln hielten nicht einmal einen Monat an. Und die Rohstoffe zur Erzeugung von Nahrungsmitteln in den Anlagen der Schiffe waren aufgebraucht. Es gab nichts mehr zu beißen auf Onyx, und das war das Todesurteil für über hunderttausend Intelligenzwesen.
    Hermke Eibachen stand an der mittleren Galerie und blickte aus Kuppel zwei hinaus. Drüben, bei Kuppel eins, wanderten ein paar Schatten vor den Schleusen auf und