1355 - Der Kaiser kehrt zurück
Löschknopf war eingeschaltet, das Gerät hatte nicht aufgenommen. Er spulte die Magnetscheibe zurück und schaltete auf Wiedergabe.
Die Lautsprecher blieben stumm. Seine gesamten Aufzeichnungen waren gelöscht worden.
Eubanks sprang auf. Er warf fast einen Sessel um. Er stürzte hinaus auf den Korridor und in sein Labor hinein. Er drückte den Beamten das Gerät in die Hand und forderte sie auf, auch an ihm nach Spuren zu suchen. „Alles vernichtet", stöhnte er. „Die Ergebnisse von fünf Monaten Forschung mit einem einzigen Handgriff eliminiert. Wenn ich das Schwein erwische, dann schlage ich es tot. Es kann nur Dunnegan gewesen sein. Wer anders hätte ein Interesse daran, mir ein Bein nach dem anderen zu stellen."
Er redete sich seinen Zorn von der Seele, und die beiden Beamten hörten aufmerksam zu. Als Eubanks schwieg, tauchte der Spezialist hinter den Projektoren auf. „Nichts festzustellen. Es muß ein Fachmann gewesen sein, der den Eingriff vornahm. Ich kann nichts mehr machen. Alles, was gelöscht wurde, muß neu eingegeben werden. Im System selbst ist kein Fehler vorhanden."
Dominik Eubanks schloß für ein paar Sekunden die Augen. Es konnte nicht wahr sein. Es war alles nur ein böser Traum. Er taumelte zum Interkom und stellte die Verbindung mit der Zentrale her. Das Gesicht eines Akonen tauchte auf. Eubanks kannte ihn nicht mit Namen. Er gehörte zu den Gästen der Fakultät. „Sage Dunnegan, daß ich gleich rüberkomme", pfiff er. „Ich will einiges klären."
„Tut mir leid, Dunnegan ist nicht hier", sagte der Akone freundlich. „Er ist zu einer Besprechung ins HQ-Hanse gefahren!"
„Danke!"
Eubanks schaltete ab. Seine hohe Gestalt straffte sich ein wenig. Er schritt hinüber zu dem Tisch und nahm den Beamten das Aufzeichnungsgerät aus der Hand. „Laßt es da, ich brauche es. Ich muß von vorn anfangen. Zum Glück ist da hoch alles drin."
Er tippte sich an die Stirn. Die beiden Beamten sahen ihn verständnislos an, aber dann packten sie ihre Sachen und verließen das Labor. Der Professor folgte ihnen.
Eubanks setzte sich an den Tisch und zog aus der Schublade eine Folienrolle hervor. Er begann zu schreiben, und ab und zu sprach er ein paar Sätze in sein Tagebuch. Er verlor das Zeitgefühl und merkte erst am Summen seines Armbandes, daß es später Abend geworden war. Er hatte seine Arbeit fast abgeschlossen und arbeitete noch zwei Stunden weiter. Sein Magen knurrte zornig, aber er achtete nicht darauf. Er rekonstruierte fast im Wortlaut, was sich vorher in seinem Tagebuch und in der Syntronik befunden hatte. Als er das Tagebuch ausschaltete, fielen ihm fast die Augen zu.
Er hatte jetzt alles doppelt, einmal im Tagebuch und einmal auf Folie. Und er hatte vor, dem Saboteur eine Falle zu stellen.
Noch war es ihm nicht gelungen, jenes hyperphysikalische Phänomen genau zu entschlüsseln. Aber er hatte eine Vermutung und präzisierte sie mit einer willkürlich gewählten Zahl. „Und so komme ich zu dem Schluß, daß es sich um eine Anzeige für einen Vorgang handelt, bei dem etwa drei Millionen Sonnenmassen beteiligt sind", sprach er in sein Tagebuch. „Und ich werde den Beweis dafür antreten."
Er legte das Tagebuch sichtbar auf seinen Tisch und setzte sich mit dem Nachtdienst in der Zentrale in Verbindung. „Ich gehe jetzt", verkündete er. „Bis morgen mittag!"
ERINNERUNG III:
Die Stadt
Die Zeitrechnung auf Onyx wäre irgendwann in Stumpfsinn ausgeartet, deshalb hatten die Gestrandeten von Anfang an die Bordzeit beibehalten, die der terranischen Standardzeit entsprach. Nach ihr gerechnet schrieb man den vierzehnten September des Jahres 439 NGZ. In früheren Jahren hatten sich die Angehörigen der Hanse-Karawane noch mit Fragen befaßt, wie es etwa in der Milchstraße aussah. Das lange Warten auf Srimavo oder andere Besucher war vergebens gewesen. Niemand war in das Lyra-System gekommen, und Raumfahrer, die aus der Ferne oder der Nähe das System orteten, erhielten keinen gerade einladenden Ortungsbericht. Es lohnte sich nicht, Onyx zu besuchen oder sich um den glutflüssigen Klumpen zu kümmern, der den ersten Planeten darstellte.
Der Gedanke, für immer und ewig auf dieser Welt gefangen zu sein, hatte manchen der Gestrandeten beinahe in den Wahnsinn getrieben, und es hatte etliche hundert Fälle gegeben, in denen Männer oder Frauen einfach hinausgegangen waren aus den Kuppeln und dem Tal, um draußen zwischen den nackten Felsen den Schutzanzug zu öffnen und
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