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1356 - Am Abgrund des Lebens

1356 - Am Abgrund des Lebens

Titel: 1356 - Am Abgrund des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dann werde ich Sie Ihnen zeigen. Mich müssen Sie aber entschuldigen. Ich habe zu tun.«
    »Keine Sorge«, sagte ich lächelnd. »Sie können hier schalten und walten wie immer. Und wir werden uns auch nicht um andere Patienten kümmern, sondern einzig und allein um van Akkeren.«
    »Okay, dann bringe ich Sie mal zu Ihrem Zimmer.«
    Unsere Reaktion war eigentlich spontan erfolgt, aber wir waren sicher, dass wir das Richtige getan hatten. Wir waren beide unserem Bauchgefühl gefolgt, und das war bekanntlich nicht das schlechteste.
    Die Räume für Besucher lagen in einem anderen Trakt des Baus.
    Freundlicher war es hier auch nicht, und die Gitter vor den Fenstern gehörten schon zum Standard.
    Der Pieper des Arztes meldete sich. Dr. Turgis blieb stehen und schaute auf eine Nummer an seinem Gerät.
    »Sorry, aber ich muss jemanden anrufen.«
    »Bitte.«
    Er sprach mit einem Mitarbeiter, und sein Gesichtsausdruck wurde dabei nicht fröhlicher. Wir bekamen auch mit, dass er einige Male schluckte und dann sagte: »Okay, da kann man wohl nichts machen. Wir reden später darüber.«
    Jetzt war ich neugierig geworden. »Darf ich fragen, worum es in diesem Fall ging?«
    Ärgerlich schüttelte er den Kopf. »Der Mitarbeiter hat sich noch immer nicht gemeldet. Er ist wie vom Erdboden verschwunden.«
    »Wie heißt der Mann denn?«, fragte Suko.
    »Boris Nolan.«
    »Und? War er zuverlässig bisher?«
    »Wie ein perfektes Uhrwerk. So etwas kannte man nicht von ihm. Das ist schon ungewöhnlich.«
    Dem stimmten wir zu und erlebten die leichte Verunsicherung des Arztes. »Durch ihre Voraussagen und Annahmen haben Sie mich schon leicht von der Rolle gebracht. Soll man das Verschwinden mit dem in einen Zusammenhang bringen, was da eventuell passieren wird?«
    Suko hob die Schultern. »Das wissen wir nicht. Aber der Vorgang an sich ist für Sie schon rätselhaft – oder?«
    »Das ist er leider. Kommen Sie mit zu Ihrem Zimmer. Komisch, aber jetzt bin ich froh, dass Sie die Nacht über bleiben.« Er schüttelte den Kopf. »Boris Nolan ist ein verdammt zuverlässiger Mitarbeiter. Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum er nicht zum Dienst erschienen ist und warum er sich auch nicht abgemeldet hat.«
    Den Grund konnten wir uns auch nicht vorstellen. Aber froh waren wir über diese Sache nicht…
    ***
    Die Zeit!
    Boris Nolan wollte nicht über diesen Begriff nachdenken, denn er bekam sie nicht in den Griff. Die Zeit war ein Begriff, der kein Anfang und kein Ende hatte, und trotzdem versuchte der Mann, sie einzugrenzen. Er wusste, dass sie verging, aber in seinem Fall verging sie ihm viel zu langsam, und so hatte er seine Probleme.
    Der Tag war hell. Zwar stand keine strahlende Sonne am Himmel, aber es reichte auch so, um ihn weiterhin mit seinem Schicksal allein in der Hütte zu lassen.
    Er dämmerte dahin, aber er schlief nicht ein. In seinem Inneren bewegte sich das Fremde. Da strömte so vieles zusammen, um das er sich kümmern musste, aber nicht konnte, weil etwas anderes all sein Sinnen und Trachten überspannte.
    Es war der Hunger.
    Nein, es war die Gier, denn ein normaler Hunger konnte einfach nicht so stark sein.
    Andere Menschen hätten sich in seiner Situation den Magen vollgeschlagen, und auch er wartete darauf, seinen Hunger stillen zu können, aber er konnte nicht in die Klinik gehen, dort die Küche betreten und sich etwas zu essen geben lassen.
    Sein Hunger war ein anderer. Er wollte auch eine andere Nahrung haben. Nur etwas Flüssiges, nichts Festes, und diese Nahrung bestand aus einem ganz besonderen Saft – aus Blut!
    Ja, danach war ihm. Danach gierte er. Und nicht nur einfach Blut, nein, er brauchte das Blut der Menschen. In ihm steckte der Keim des Vampirs, der seinen ersten Schluck brauchte. Er würde Menschen anfallen wie ein Tier. Er würde sie regelrecht reißen, um dann das Blut zu schlürfen, das ihn von seinem ersten Hunger befreite.
    Die Zähne waren da. Das sprach von perfekten Vorbereitungen.
    Sie waren ihm gewachsen, und einige Male schon war er mit der Kuppe des Daumens über die Spitzen hinweggestreift.
    Er war nicht verwundert über seine neuen Zähne. Sie gehörten einfach zu seinem neuen Leben, und er würde sie als Waffe einsetzen.
    Nur wann?
    Es gab auch die verfluchte Schwäche, daran kam er nicht vorbei.
    Er hatte die meiste Zeit über auf dem Boden gelegen, aber es war auch die Zeit gekommen, als er sich erhoben hatte. Wacklige Beine, ein Druck im Oberkiefer und in der Brust. Die Schwankungen

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