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1356 - Die Botschaft der Letzten Tage

Titel: 1356 - Die Botschaft der Letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Entsetzen. Das Psionische Netz zerfiel. Ein Netzstrang nach dem anderen löste sich auf.
    Raumschiffe, die unterwegs waren, um Güter von hier nach dort zu transportieren, fielen aus dem Netz und dümpelten hilflos im All. Auf den Welten, die auf Zulieferungen von außen angewiesen waren, begannen die Bewohner zu darben und zu hungern. Unruhen entstanden. Das Chaos breitete sich aus.
    Denn wenn das denkende Geschöpf mit physischer Not konfrontiert wird, dann wäscht es sich die Tünche der Zivilisation vom Leib und wird zum Barbaren.
    Für das alles gab es nur eine Ursache: den Zusammenbruch des Psionischen Netzes. Nachdem ich genug gesehen hatte, machte ich mich auf den Heimweg. Ich war sicher, daß die Querionen inzwischen Mittel und Wege gefunden hatten, wie der Not zu steuern sei, wie der Zerfall des Netzes aufgehalten werden könne. Wie fürchterlich wurde ich enttäuscht! Niemand hatte seit Beginn der Katastrophe auch nur ein einziges Wort der Erklärung von den mächtigen und weisen Querionen gehört. Sie hüllten sich in Schweigen. Das einzige, was sie hatten verlauten lassen, war, daß eine Generalversammlung aller Gänger des Netzes abzuhalten sei. Der Aufruf war über Psi-Funk hinaus ins Reich der Zwölf Galaxien gegangen - über Psi-Funk, der von Stunde zu Stunde unzuverlässiger wurde, weil auch seine Signale sich entlang den Strängen des Psionischen Netzes fortpflanzen. Ich konnte es nicht glauben, daß die mit dem Wissen einer uralten Kultur ausgestatteten Querionen in den zweieinhalb Wochen, die seit Beginn der Katastrophe verstrichen waren, weiter nichts getan hatten, als einen Aufruf zu erlassen, der nur von der Hälfte aller Netzgänger gehört wird und den von dieser Hälfte wiederum nur die Hälfte wird befolgen können, weil das Psionische Netz immer weiter zerfällt.
    Ich glaube es auch jetzt noch nicht. Deswegen bin ich hier. Ihr habt begonnen, der Not und dem Chaos zu steuern, nicht wahr? Ihr seid dabei, Kräfte zu aktivieren, mit denen das Netz wiederhergestellt werden kann? Sagt mir, daß ihr tätig seid! Gebt mir zu verstehen, daß ihr dem Jammer und dem Elend ringsum nicht untätig zuseht! Sagt es mir, bevor ich den Glauben an die Weisheit der Querionen verliere!"
    Die letzten Worte hatte er mit aller Kraft der Lunge hinausgestoßen. Sie donnerten an der Rundwand entlang und hallten aus dem Innern des Kegeldachs zurück. Aber als das letzte Echo verklungen war, da blieb es still. Nichts regte sich in der Halle des Anfangs, in der alle Netzgänger seit fünfzigtausend Jahren die Riten der Initiation absolviert und den psionischen Imprint, den Abdruck des Einverständnisses, empfangen hatten.
    Da wandte der Arkonide sich um und stapfte schweren Schrittes die Reihen der Sitze wieder hinauf. Auf halbem Weg zur Tür blieb er noch einmal stehen. Seine Stimme war gedämpft, aber die hervorragende Akustik des Gebäudes trug seine Worte dennoch quer durch den Raum, als er sagte: „Ihr habt aufgegeben. Ihr habt versagt. Ihr zieht euch zurück, weil ihr das Wissen nicht besitzt, wie man der Katastrophe begegnen muß. Ihr seid Schwächlinge!"
    Dann ging er weiter. Er streckte die Hand nach dem schweren, metallenen Türgriff aus. Da hörte er plötzlich eine Stimme. Ihre Worte materialisierten unmittelbar in seinem Bewußtsein. Auf diese Weise sprachen nur die Querionen zu einem Gänger des Netzes. „Wir verstehen deinen Zorn", sagte die Stimme. „Wir verstehen deine Bitterkeit. Aber du, Atlan, nimmst unter den Gängern des Netzes keine Sonderstellung ein. Du zeichnest dich vor keinem anderen aus, und wie die anderen wirst du warten müssen bis zum Tag der Versammlung. Dann, Atlan, sollst du erfahren, wie die Querionen die Zukunft sehen. In der Zwischenzeit, Atlan, halte deinen Sinn offen und versuche zu begreifen, daß die Entwicklung des Universums sich nicht auf der Basis arkonidischer Logik und Moral vollzieht.
    Und jetzt geh!
     
    3.
     
    Sie war schön wie immer. Der nachdenkliche Blick der großen, dunklen Augen jagte ihm einen Schauder über den Rücken. Das schwere schwarzbraune Haar fiel in sanften Locken auf die Schultern. Sie trug ein leichtes, bequem geschnittenes Hauskleid mit einem dezent gehaltenen Ausschnitt. Um den schlanken Hals schlang sich ein goldenes Band, das vorne mit einem großen, zum Cabochon geschliffenen Klasthenit verziert war.
    Sie ergriff die dargebotene Hand mit beiden Händen und zog den Besucher durch die Türöffnung. „Es erfreut mein Herz, dich zu sehen,

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