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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Pferdedecken waren blutbespritzt. Der Captal tauchte in die unvorbereitete Menge der Franzosen ein, schwang die Axt, hörte Schreie, versetzte die Pferde des Gegners in Panik, drang immer weiter vor, und die ganze Zeit schrie er. Schon flüchteten die Franzosen. Männer stiegen hastig in den Sattel und gaben ihrem Pferd die Sporen. Andere riefen, dass sie sich ergaben, und die Gascogner galoppierten tötend über die ganze Flussaue, drehten um und galoppierten zurück, um weiter zu töten. Der Captal hatte geglaubt, mit der dicht stehenden Menge der Franzosen würde sich ein Kampf entwickeln, doch stattdessen löste sich die Menge auf, die Männer flohen, und er verfolgte sie – es gab keine einfachere Art zu töten als bei einer Verfolgung. Sein Schlachtross hängte sich an das Pferd des Flüchtenden, holte zu ihm auf, wartete auf den Druck seines Knies, der ihm mitteilte, dass die Axt ihr Werk getan hatte, und suchte sich ein neues Opfer, und zur Rechten und Linken des Captals taten andere Gascogner das Gleiche. Sie hinterließen eine Spur aus blutenden, verwundeten, zuckenden Männern, aus reiterlosen Pferden, aus Toten, und immer weiter galoppierten sie, verfolgend und tötend, als wäre diese Todesorgie der Ausgleich für all den Verdruss ihres tagelangen Rückzugs. Ein Franzose riss entsetzt sein Pferd nach links, und das Tier verlor den Stand. Zwei tote, blutige Gänse, die der Franzose erbeutet hatte, hingen am Hinterzwiesel seines Sattels, und Federn flogen, als das Pferd stürzte. Der Mann schrie, weil sein Bein von dem Pferd eingeklemmt wurde und brach, dann versuchte er wegzukommen, als der Captal mit seiner Axt ausholte. Der Schrei verstummte. Eine Frau rief um Hilfe, doch ihr Mann war geflohen, und sie war von Gascognern umringt auf einem blutigen Schlachtfeld zurückgeblieben.
    Der Captal rief nach seinem Trompeter. «Blas zum Rückzug», befahl er.
    Seine Männer hatten getötet, sie hatten triumphiert, sie hatten wenigstens drei große Herren gefangen, sie hatten Dutzende getötet und selbst kaum einen Kratzer davongetragen, aber die Verfolgung ging in Richtung des Hauptverbandes der französischen Armee, und es wäre eine Sache von Minuten, bis die Armee reagierte und schwerbewaffnete und gerüstete Männer zum Gegenangriff schickte. Deshalb drehte der Captal wieder zu dem Hang um, ritt mit seinen Männern hinauf und verschwand im Wald. Das Tal, das so friedlich ausgesehen hatte, war mit Blut befleckt und mit Leichen übersät.
    Die Armeen waren aufeinandergetroffen.
     
    «Die Abtei von Sankt Junien?», hatte der Bauer gesagt. «Gewiss, Messire, durch das Tal», er deutete mit einem schmutzigen Finger nach Norden, «ist nicht weit, Herr. Ihr könnt an einem Vormittag einen Ochsen hintreiben und auch wieder zurück.» Der Mann hatte Korn gedroschen, als die Hellequin in sein Dorf kamen, und er hatte die Reiter erst bemerkt, als ihr Schatten den Eingang seiner Scheune verdunkelte. Mit dumpfem Erstaunen hatte er die berittenen Männer angestarrt, war dann auf die Knie gefallen und hatte sich fahrig übers Haar gestrichen. Thomas hatte ihm erklärt, dass ihm keine Gefahr drohe, dass sie ihm nichts Böses wollten, und dann, wie schon hundert Mal auf dieser Reise, hatte er gefragt, wo die Abtei von Sankt Junien war, und zum ersten Mal hatte es jemand gewusst. «Dort sind Mönche, Messire», sagte der Mann in einem ängstlichen Versuch, behilflich zu sein. Sein Blick zuckte nach links, zweifellos stand dort das Wohnhaus der Familie. Seinen Dreschflegel, zwei Holzknüppel, die mit einem Lederstreifen verbunden waren, hatte er auf den Boden fallen lassen, damit ihn diese grimmigen Männer auf den Pferden nicht für eine Waffe hielten.
    «Wer ist dein Herr?», fragte Thomas.
    «Der Abt, Messire», sagte der Mann.
    «Was für Mönche sind es?», fragte Thomas.
    Die Frage verwirrte den Mann. «Schwarze Mönche, Herr?», sagte er unsicher. Offensichtlich wusste er nicht, was ein Benediktiner war.
    «Waren noch andere Soldaten hier?»
    Diese Antwort fiel ihm leichter. «Schon lange nicht mehr, Herr, aber ein paar sind am Sankt-Perpetua-Tag gekommen, das weiß ich noch. Sie sind gekommen, aber nicht geblieben.»
    «Und seither keine?»
    «Nein, Herr.»
    Der Sankt-Perpetua-Tag war ein halbes Jahr her. Thomas warf dem Mann eine Silbermünze zu und ließ sein Pferd umdrehen. «Wir gehen nach Norden», verkündete er seinen Männern knapp und gab seinem Pferd die Sporen.
    Die Dämmerung brach herein, es war an der

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