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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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drehte sich im Sattel um und hob die Hand zu seinem Knappen Hunold. «Helm, Schild, Lanze, und halte die Axt bereit.» Dann sah er zu seinem Standartenträger hinüber, der seinen Blick auffing und grinste. «Aufschließen!», rief er seinen Männern zu. Er nahm den Helm, klappte das Visier auf und zog ihn über der Kettenhaube auf den Kopf. Er schob seinen linken Arm durch die Schlaufe seines schwarz-gelben Schildes und nahm den Griff in die Hand. Sein Knappe half ihm, die Lanze auszubalancieren. Am ganzen Waldrand machten sich Männer auf die gleiche Art bereit. Einige zogen nur ihr Schwert, während Guillaume, ein riesenhafter Mann auf einem ebenfalls riesigen Pferd, einen Morgenstern mit Eisenspitzen trug. «Keine Trompete», rief der Captal. Wenn er den Angriff mit einer Trompete einleitete, würde der Gegner ein paar Sekunden früher gewarnt. Es war besser, aus dem Wald zu stürmen und halb den Abhang hinunter zu sein, bevor die Franzosen begriffen, dass ihnen an diesem schönen Nachmittag der Tod einen Besuch abstattete. Das Pferd des Captals wieherte und stampfte mit dem Huf auf. «Im Namen Gottes, der Gascogne und König Edwards», sagte der Captal und gab seinem Pferd die Sporen.
    Bei Gott, dachte er, es gab nichts, was sich mit diesem Gefühl vergleichen ließ. Ein gutes Pferd, ein fester, hoher Sattel, eine Lanze und ein überrumpelter Gegner. Das Donnern der Hufe erfüllte den Nachmittag, Erdklumpen wirbelten hoch durch die Luft, als dreihundertsiebzehn Reiter aus dem Wald brachen und den Hang hinuntergaloppierten. Das Banner des Captals mit den leuchtend silbernen Jakobsmuscheln auf dem schwarzen Kreuz vor dem gelben Feld flatterte, als der Standartenführer es hoch in die Luft hob. «Sankt Quiteira und die Gascogne!»
    Der Captal lachte. Sankt Quiteira? Sie war eine christliche Jungfrau gewesen, hatte sich geweigert, einen Heidenfürsten zu heiraten. und war enthauptet worden. Ihr kopfloser Rumpf aber hatte sein eigenes, abgetrenntes, blutüberströmtes Haupt aufgehoben und auf einen Hügel bis zu einer Stelle getragen, wo angeblich bis zum heutigen Tage Wunder geschahen. Sie war eine Schutzheilige der Gascogne. Eine verdammte Jungfrau! Aber vielleicht würde sie ihm das Wunder bringen, das er brauchte. Siebenundachtzig gegnerische Banner könnten ein Wunder sehr wohl erforderlich machen. «Sankt Quiteira und Sankt Georg!», rief er, sah einen Franzosen, der sein Pferd herumdrehen ließ, um dem Angriff zu begegnen – der Mann hatte weder Lanze noch Schild, nur ein Schwert hatte er gezogen –, und der Captal drückte seinem Schlachtross das linke Knie in die Seite, und das Pferd schwenkte gehorsam nach rechts. Es schien zu ahnen, wohin der Captal wollte, überquerte in vollem Galopp die Straße, und der Captal ließ die Lanze in den Bauch des Gegners gleiten, und es gab nur einen kleinen Ruck, als sich die Waffe durch das Kettenhemd bohrte und dann an einer unteren Rippe entlangstreifte, woraufhin der Captal die Lanze losließ und die rechte Hand ausstreckte, sodass ihm sein Knappe die Streitaxt reichen konnte. Er zog die Axt einem Schwert vor. Eine Axt konnte Kettenrüstungen durchschlagen, sogar Plattenharnische, und er lenkte sein Pferd mit den Knien weiter und verfolgte einen Fliehenden, schwang die Axt und spürte, wie die Klinge das Schädeldach spaltete. Er riss die Klinge frei, hob den Schild, um einen schwachen Schwerthieb von seiner Linken abzuwehren, und sah den Angreifer in einer stäubenden Blutwolke verschwinden, weil Guillaumes Morgenstern einen weiß befiederten Hut, einen Schädel und ein Gehirn zerschmettert hatte.
    Die Reiter aus der Gascogne stießen mitten in die gegnerische Einheit vor. Es war ein ungleicher Kampf. Die französische Nachhut hatte Erholung gesucht, war davon überzeugt, dass allenfalls die französische Vorhut einen Feind zu Gesicht bekäme, doch nun war dieser Feind mitten unter ihnen und tötete sie. Der Captal tötete und galoppierte weiter, verhinderte, dass die Franzosen irgendeine Kampfordnung aufstellen konnten. Am dichtesten drängten sie sich bei der Furt. Dort standen viele Männer und Pferde unter einer Weidengruppe, also schwenkte der Captal in ihre Richtung. «Mir nach!», rief er. «Mir nach! Sankt Quiteira!»
    Seine Männer lenkten ihre Schlachtrösser herum und folgten ihm. Männer in Rüstung, mit blitzenden Waffen, auf kraftstrotzenden Pferden. In den Augen der Schlachtrösser war das Weiße zu sehen, sie hatten die Zähne gebleckt, und ihre

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