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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kirchenschiff hörten ihn, und als sich die meisten von ihnen umdrehten, sahen sie Genevieve und Bertille. «Frauen!», zischte einer von ihnen aufgeschreckt.
    Ein zweiter Mönch hastete zu Thomas. «Pilger haben nur zwischen der Matutin und der Non Zutritt zur Kirche», sagte er empört, «nicht jetzt! Ihr alle! Geht!»
    Robbie, Keane, Sire Roland und die drei Gascogner waren Thomas in die Kirche gefolgt, und der aufgebrachte Mönch breitete die Arme aus, um sie zu vertreiben. «Ihr tragt Schwerter!», protestierte der Mann. «Ihr müsst gehen!» Noch mehr Mönche drehten sich um, der Gesang wurde von einem Knurren begleitet, und Thomas erinnerte sich, dass sein Vater gesagt hatte, eine Horde Mönche sei furchterregender als jede Diebesbande. «Die Leute halten sie für nichts weiter als kastrierte Weichlinge», hatte sein Vater Ralph gesagt, «aber das sind sie nicht, bei Gott, das sind sie nicht! Sie können kämpfen wie die Wilden!» Diese Mönche hier schienen auf einen Kampf zu brennen, und es waren wenigstens zweihundert. Sie glaubten wohl, dass es kein Waffenknecht wagen würde, in einer Klosterkirche das Schwert zu ziehen, und der Mönch bei Thomas war ganz sicher davon überzeugt, denn er legte Thomas seine fleischige Hand auf die Brust und drängte ihn kräftig weg, während in demselben Moment am Hochaltar heftig mit einer Glocke geläutet wurde. Das wilde Läuten wurde von dem Klopfen eines Stabes auf den Steinboden unterstützt. «Lasst sie bleiben!», bellte eine laute Stimme. «Ich befehle ihnen zu bleiben!» Was noch von dem Gesang zu hören war, setzte nach und nach aus, bis es ganz erstarb. Der Mönch hatte immer noch die Hand auf Thomas’ Brust.
    «Nimm die Hand weg», sagte Thomas leise. Der Mann sah ihn feindselig an, und Thomas griff nach der Hand. Er bog sie zurück, der Mönch drückte dagegen, doch als er die Kraft des Bogenschützen spürte, weiteten sich seine Augen vor Angst. Er versuchte, seine Hand wegzuziehen, und Thomas bog sie noch stärker zurück, bis er spürte, wie die Handgelenksknochen brachen. «Ich habe dir gesagt, du sollst sie wegnehmen», sagte er.
    «Thomas!», keuchte Genevieve.
    Thomas blickte zum Hochaltar und sah, wie sich dort eine Gestalt erhob, ein wuchtiger Mann, der in ein rotes Gewand gehüllt war, abstoßend und groß und gebieterisch. Die Pilgergruppe wurde von Kardinal Bessières angeführt. Und er war nicht allein. Seitlich im Kirchenschiff standen Armbrustschützen, und Thomas hörte das Klicken, mit dem die Sehnen in den Auslösemechanismus einrasteten. Es waren mindestens ein Dutzend Armbrustschützen, alle trugen den Wappenrock mit dem grünen Pferd auf weißem Feld, und bei ihnen waren Waffenknechte, und dort, auf der obersten Stufe der Altartreppe, stand neben dem Kardinal der Comte de Labrouillade. «Du hattest recht», sagte Thomas leise, «ich hätte die Bogenschützen mitbringen sollen.»
    «Führt sie her!», befahl Bessières. Der Kardinal lächelte, und das war kein Wunder; seine Feinde waren ihm geradewegs in die Arme gelaufen und seiner Gnade ausgeliefert, doch Kardinal Bessières, Erzbischof von Livorno und päpstlicher Legat am Hofe Frankreichs, kannte keine Gnade. Vater Marchant, hager und grimmig, stand direkt hinter dem Kardinal, und Thomas entdeckte, während er zwischen den Mönchen, die ihnen eine Gasse frei machten, nach vorn gedrängt wurde, noch mehr Waffenknechte in den Schatten der Abteikirche. «Willkommen», sagte der Kardinal, «Guillaume d’Evecque.»
    «Thomas of Hookton», sagte Thomas herausfordernd.
    «Le Bâtard»
, kam es von Vater Marchant.
    «Und seine Ketzerhure von einem Weib!», sagte der Kardinal.
    «Und auch meine Frau», murmelte Labrouillade.
    «Zwei Huren!», sagte der Kardinal belustigt. «Sie sollen dort stehen bleiben!», befahl er den beiden Armbrustschützen, die Thomas bewachten. «Thomas of Hookton», sagte er, «
Le Bâtard
. Nun? Was habt Ihr hier an diesem Ort des Gebets verloren?»
    «Mir wurde eine Aufgabe übertragen», sagte Thomas.
    «Eine Aufgabe! Und worin besteht sie?» Der Kardinal redete mit spöttischer Höflichkeit, als wollte er einem kleinen Kind gegenüber Nachsicht üben.
    «Eine heilige Reliquie davor zu bewahren, in die falschen Hände zu fallen.»
    Um den Mund des Kardinals zuckte ein Lächeln. «Um welche Reliquie handelt es sich, mein Sohn?»
    «La Malice.»
    «Ah! Und welche Hände?»
    «Eure», sagte Thomas.
    «Ihr seht, zu welcher Infamie
le Bâtard
fähig ist!» Der Kardinal

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