1356
nicht wahr? Der Bastard hat mit einer Axt Franzosenköpfe gespalten.»
«Vater Hobbe», sagte Thomas.
«Sind die Herren bald fertig?», knurrte der Earl.
«Ganz und gar nicht, my Lord», sagte Cobham heiter, «wir könnten noch ein paar Stunden lang Erinnerungen austauschen.»
«Immer das verdammte letzte Wort haben, was?», sagte der Earl, allerdings ohne jeden Ärger. Er mochte ein englischer Earl sein, aber er wusste sehr genau, dass er besser auf den Rat von Männern wie Sir Reginald Cobham hörte. Solche Männer wurden vom König zum Berater ernannt und allen großen Herren zur Seite gestellt. Ein Mann konnte mit Reichtum, Rang, Titel und Privilegien geboren sein, aber das machte ihn noch nicht zum Soldaten, und deshalb sorgte der König dafür, dass seine Adeligen von Männern geringeren Standes beraten wurden, die mehr wussten. Der Earl führte den Befehl, aber wenn er klug war, erteilte er erst dann einen Befehl, wenn Sir Reginald die Entscheidung getroffen hatte. Der Earl of Warwick hatte Erfahrung, er hatte bei Crécy gekämpft, doch er war vernünftig genug, auf guten Rat zu hören. In diesem Moment allerdings wirkte er zu wütend, um besonnen zu sein, und seine Wut wurde noch größer, als er das rote Herz auf Sculleys schmuddeligem Wappenrock sah. «Ist das womöglich das Wappen der Douglas?», fragte er mit bedrohlicher Stimme.
«Es ist das hochheilige Herz Jesu», antwortete der Kardinal, bevor Sculley etwas sagen konnte. Nicht dass Sculley die Frage verstanden hätte, die auf Französisch gestellt worden war. Der Schotte war wieder aufgestanden und starrte Warwick derartig böse an, dass ihn der Kardinal, der befürchtete, der knochenbehangene Sculley könnte einen Kampf anfangen, zu der Gruppe Mönche beim Altar zurückschob. «Diese Männer», Bessières deutete auf die Armbrustschützen und Waffenknechte mit dem Wappenrock Labrouillades, «dienen der Kirche. Wir sind auf einer Mission für Seine Heiligkeit den Papst, und Ihr», er hob anklagend den Finger in Warwicks Richtung, «hindert uns bei der Erfüllung unserer Pflicht.»
«Ich verhindere gottverdammt gar nichts!»
«Dann verlasst den Klosterbezirk und erlaubt, dass wir unseren Gottesdienst fortsetzen», forderte der Kardinal großartig.
«Gottesdienst?», fragte der Earl, an Thomas gewandt.
«Mord, my Lord.»
«Rechtmäßige Hinrichtung», donnerte der Kardinal. Sein Finger zitterte, als er auf Thomas deutete. «Dieser Mann ist exkommuniziert. Er ist verhasst bei Gott, verabscheut von den Menschen und ein Feind der Mutter Kirche!»
Der Earl sah Thomas an. «Seid Ihr das?», fragte er und klang ernstlich verärgert.
«Das behauptet er, my Lord.»
«Ein Ketzer!» Der Kardinal, der sich im Vorteil sah, setzte nach. «Er ist verdammt! Ebenso wie diese Hure, seine Frau, und die zweite Hure, eine Ehebrecherin!» Er zeigte auf Bertille.
Der Earl sah Bertille an, und ihr Anblick schien seine schlechte Laune verfliegen zu lassen. «Ihr wolltet auch diese beiden Frauen töten?»
«Das Urteil Gottes ist gerecht, es ist unfehlbar, es ist gnädig», sagte der Kardinal.
«Aber nicht, solange ich hier bin», sagte der Earl streitlustig. «Stehen die Frauen unter Eurem Schutz?», fragte er Thomas.
«Ja, my Lord.»
«Steht auf, Mann», sagte der Earl. Thomas kniete noch immer. «Und Ihr seid Engländer?»
«Das bin ich, my Lord.»
«Er ist ein Sünder», sagte der Kardinal, «und von der Kirche verdammt. Er steht außerhalb des menschlichen Gesetzes, er ist nur dem Urteil Gottes unterworfen.»
«Er ist Engländer», sagte der Earl entschieden, «und ich auch. Und die Kirche tötet nicht! Sie übergibt Männer der weltlichen Obrigkeit, und im Moment bin ich diese Obrigkeit! Ich bin der Earl of Warwick, und ich werde der Kirche zu Gefallen keinen Engländer töten, es sei denn, der Erzbischof von Canterbury gibt mir dazu Anweisung.»
«Aber er ist exkommuniziert!»
Darauf antwortete der Earl mit einem höhnischen Lachen. «Vor zwei Jahren», sagte er, «haben Eure gottverdammten Priester zwei Kühe exkommuniziert, eine Raupe und eine Kröte, und das allein in Warwick! Ihr setzt die Exkommunikation ein wie eine Mutter die Rute, um ihre Kinder zu bestrafen. Ihr könnt ihn nicht haben, er gehört mir, er ist Engländer.»
«Und gerade jetzt», fügte Sir Reginald Cobham leise und auf Englisch hinzu, «brauchen wir jeden englischen Bogenschützen, den wir auftreiben können.»
«Und warum seid Ihr hier?», fragte der Earl den Kardinal und
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