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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Bogenschützen hoben ihre Waffen. «Nicht mit Pfeilen!», rief Bessières. «Lasst
La Malice
ihre Pflicht tun und der Kirche dienen, wie es ihr bestimmt ist. Lasst sie ihr ruhmreiches Werk verrichten!»
    Die Bogenschützen ließen die Sehnen abschnellen, und die Pfeile flogen.

Zwölf
    D er Pfeil traf Sculley mitten auf dem Brustpanzer. Das Geschoss hatte eine Ahlspitze, einen Pfeilkopf, der Rüstungen durchbohren sollte. Ahlspitzen waren lange, schlanke Pfeilspitzen ohne Widerhaken, und bei diesem Pfeil war zudem das vorderste Stück des Eschenschaftes durch schwerere Eiche ersetzt worden. Wenn irgendein Pfeil Stahl durchbohren konnte, dann war es ein schwerer Ahlspitzenpfeil, in dem sich das Pfeilgewicht und die Kraft, mit dem er durch die Luft schnellte, in der kleinen Spitze konzentrierten, doch dieser Pfeilkopf wurde zusammengedrückt wie billiges Eisen. Nur wenige Schmiede wussten, wie guter Stahl hergestellt wurde, und manche Schmiede betrogen und schickten Pfeilspitzen aus Eisen anstelle von Stahl, doch obwohl die Ahlspitze Sculleys Brustpanzer nicht durchdrungen hatte, war der Aufprall heftig genug, um den Riesen drei Schritte zurücktaumeln zu lassen, sodass er auf der Altartreppe stolperte und sich unwillkürlich schwer niedersetzte. Er hob den Pfeil auf, der ihn getroffen hatte, betrachtete die verbogene Spitze und grinste.
    «Wenn irgendwer in dieser verdammten Kirche tötet», hallte eine Stimme von der Kirchentür her, «bin ich es. Und jetzt will ich wissen, was zum Teufel hier los ist.»
    Thomas wandte sich um. Der Eingangsbereich der Kirche füllte sich mit Waffenknechten und Bogenschützen, die alle das gleiche Abzeichen trugen: einen aufsteigenden goldenen Löwen vor einem Hintergrund aus goldenen Fleurs-de-Lys auf blauem Feld. Es war dasselbe Zeichen, das Benjamin Rymer trug, der Wappenrock des Earls of Warwick. Die herrische Stimme und das Selbstbewusstsein des Neuankömmlings legten nahe, dass es der Earl selbst war, der jetzt durch das Kirchenschiff nach vorne kam. Er trug einen guten, schlammbespritzten Harnisch, der beim Gehen klirrte, und sein Schritt in den stahlbeschlagenen Stiefeln hallte geradezu gewalttätig laut durch die Kirche. Er trug keinen Wappenrock und zeigte damit auch kein Wappenzeichen, allerdings tat eine kurze, dicke Goldkette, die er über einem blauen Seidenschal trug, seine Stellung kund. Er war nur wenige Jahre älter als Thomas, hatte ein schmales, unrasiertes Gesicht und widerspenstiges braunes Haar, das von dem Helm zusammengedrückt worden war, den jetzt ein Knappe in der Hand hielt. Er machte ein böses Gesicht. Sein schneller Blick huschte durch die Kirche, und alles, was er sah, schien seine Ablehnung noch zu steigern. Ein zweiter Mann, älter und mit ergrauendem Haar, einem kurzen Bart und einer vielbenutzten Rüstung, folgte ihm, und sein offenes, sonnengebräuntes Gesicht wirkte vertraut auf Thomas.
    Der Kardinal rammte seinen Stab auf die Altartreppe. «Wer seid Ihr?», wollte er wissen.
    Der Earl, wenn es der Earl war, beachtete ihn nicht. «Wer zum Teufel bringt hier wen um?»
    «Das ist eine kirchliche Angelegenheit», sagte der Kardinal hochtrabend, «und Ihr werdet gehen.»
    «Ich werde gehen, wenn ich gottverdammt dazu bereit bin zu gehen», sagte der Neuankömmling, und dann wirbelte er herum, weil hinten in der Kirche ein Handgemenge begonnen hatte. «Wenn es irgendwelchen gottverdammten Ärger gibt, lasse ich meine Männer jeden Einzelnen hier vom Klostergelände schaffen. Wollt Ihr auf den gottverdammten Feldern übernachten? Wer seid Ihr?»
    Die letzte Frage war an Thomas gerichtet, der in der Annahme, es handle sich um den Earl, auf ein Knie niedersank. «Sir Thomas Hookton, Sire, dem Earl of Northumberland angeschworen.»
    «Sir Thomas war bei Crécy dabei, my Lord», sagte der Mann mit dem grauen Haar ruhig, «er war einer von Will Skeats Männern.»
    «Seid Ihr ein Bogenschütze?»
    «Ja, my Lord.»
    «Und in den Ritterstand erhoben?» Das klang zugleich überrascht und missbilligend.
    «So ist es, my Lord.»
    «Verdientermaßen zum Ritter geschlagen, my Lord», sagte der zweite Mann nachdrücklich, und Thomas fiel wieder ein, wer er war. Es war Sir Reginald Cobham, ein Mann, der sich als Soldat großen Ruhm erworben hatte.
    «Wir waren zusammen bei der Furt, Sir Reginald», sagte Thomas.
    «Blanchetaque!», ergänzte Cobham den Namen der Furt. «Lieber Gott, das war ein Kampf!» Er grinste. «Ihr habt mit einem Priester zusammen gekämpft,

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