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ließ nach einer absichtlich beleidigenden Pause folgen: «Euer Eminenz.»
Der Kardinal verzog das Gesicht vor Zorn, weil er daran gehindert wurde, seine Rache zu nehmen, doch dann beherrschte er sich. «Seine Heiligkeit der Papst», sagte er, «hat uns geschickt, um sowohl Euren Prinzen als auch den König von Frankreich dringlich um einen Friedensschluss zu ersuchen. Wir reisen unter dem Schutz Gottes und sind von Eurem König, Eurem Prinzen und Eurer Kirche als Unterhändler anerkannt.»
«Frieden?» Der Earl spuckte das Wort geradezu aus. «Erklärt dem Thronräuber Jean, dass er die Krone Frankreichs an ihren rechtmäßigen Besitzer geben soll, Edward von England, dann bekommt Ihr Euren Frieden.»
«Der Heilige Vater glaubt, dass schon zu viel getötet worden ist», sagte der Kardinal.
«Und Ihr wolltet gerade damit weitermachen», erwiderte der Earl. «Ihr werdet keinen Frieden schaffen, indem Ihr in einer Klosterkirche Frauen tötet, also geht! Ihr findet den Prinzen in dieser Richtung.» Er deutete nach Norden. «Wer ist der Abt hier?»
«Ich, Sire.» Ein großer, kahlköpfiger Mann mit einem langen, grauen Bart trat aus den Schatten der Apsis.
«Ich brauche Korn, ich brauche Bohnen, ich brauche Brot, ich brauche Wein, ich brauche Trockenfisch, ich brauche alles, was Männer oder Pferde essen oder trinken können.»
«Wir haben sehr wenig», sagte der Abt unruhig.
«Dann nehmen wir das wenige, das Ihr habt», sagte der Earl, dann sah er den Kardinal an. «Ihr seid immer noch hier, Euer Eminenz, und ich habe Euch gesagt, dass Ihr gehen sollt. Also geht. Dieses Kloster ist nun in englischer Hand.»
«Ihr könnt mir keine Befehle erteilen», sagte Bessières.
«Ich habe es gerade getan. Und ich habe mehr Bogenschützen, mehr Schwerter und mehr Männer als Ihr. Also geht, bevor ich die Geduld verliere und Euch hinaustragen lasse.»
Der Kardinal zögerte, dann entschied er, dass Vernunft besser war als Widerstand. «Wir gehen», verkündete er mit einer Geste an seine Gefolgschaft und stolzierte durchs Kirchenschiff zum Ausgang. Thomas wollte sich in Bewegung setzen, um Sculley abzufangen, dann sah er, dass der Schotte verschwunden war.
«Sculley», sagte er, «wo ist er?»
Der Abt deutete auf einen düsteren Bogengang neben der Apsis. Thomas rannte hin, drückte eine Tür auf, doch da war nichts außer vom Fackellicht beschienenes Kopfsteinpflaster und die Ringmauer des Klosters. Das Schwert des Fischers war fort.
Der Mond schien zwischen unbeständigen Wolken hindurch und gab, zusammen mit den Fackeln, ausreichend Licht, um zu erkennen, dass der gepflasterte Hof hinter der Kirche leer war. Thomas spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten, und weil er fürchtete, der Schotte könne ihm irgendwo in den dunklen Schatten auflauern, zog er sein Schwert. Die lange Klinge fuhr schabend durch die Scheidenkehle.
«Wer war er?», fragte eine Stimme, und Thomas wirbelte mit rasendem Herzschlag herum. Es war der blutbeschmierte Predigermönch, der ihn angesprochen hatte.
«Ein Schotte», sagte Thomas. Er starrte in die Schatten des Hofes. «Ein gefährlicher Schotte.»
«Er hat
La Malice
», sagte der Predigermönch rundheraus.
Thomas drehte sich nach einem Geräusch um, aber es war nur eine Katze, die aus dem niedrigen Gebüsch kam und zu einem Gebäude auf der anderen Hofseite hinüberwechselte. «Wer seid Ihr?», fragte er den Predigermönch.
«Mein Name ist Fra Ferdinand», sagte dieser.
Thomas musterte ihn. Ein alter Mann, das wettergegerbte Gesicht mit Blut beschmiert. «Wie kommt es, dass Eure Nase und Lippen aufgeschlagen sind?»
«Ich habe mich geweigert zu sagen, wo
La Malice
war.»
«Also haben sie Euch geschlagen?»
«Der Schotte hat es getan, auf Befehl des Kardinals. Dann hat ihnen der Abt gesagt, wo sie versteckt war.»
«In dem Grabmal?»
«In dem Grabmal», bestätigte Fra Ferdinand.
«Ihr wart in Mouthoumet», sagte Thomas anklagend.
«Der Comte de Mouthoumet war ein Freund», sagte der Predigermönch, «und gut zu mir.»
«Und der Comte de Mouthoumet war ein Planchard», sagte Thomas. «Die Planchards waren Ketzer.»
«Er war kein Ketzer», erwiderte Fra Ferdinand hitzig. «Vielleicht war er ein Sünder, aber wer von uns ist das nicht? Er war kein Ketzer.»
«Der letzte der Schattenfürsten?», fragte Thomas.
«Es heißt, einer lebt noch», sagte der Predigermönch und schlug das Kreuz.
«Das stimmt», sagte Thomas, «und sein Name ist Vexille.»
«Das waren die
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