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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Armee würde ausbrechen.

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    TEIL VIER
Schlacht

Vierzehn
    D ie Achsen kreischten wie Schweine, die zu Winteranfang geschlachtet werden. Die Karren, Fuhrwerke und anderen Vehikel, von denen keins wie das andere aussah, schlingerten auf dem holprigen Weg, der am Nordufer des Flusses entlangführte. Die meisten waren hoch beladen, doch womit, war unmöglich zu sagen, denn über die Ladungen waren grobe Tuchplanen gespannt worden. «Beute», sagte Sam missbilligend.
    «Ich frage mich, wie viele Klöster, Burgen und Kirchen ausgeraubt worden sind, um nur diesen einen großen Bauernwagen zu füllen», sagte Thomas, als er das erste Gefährt in die Furt rollen sah. Es wurde von vier mächtigen Pferden gezogen, und zu seiner Erleichterung kam der schwerfällige Wagen reibungslos über den Fluss, wobei das Wasser kaum bis an die beiden Achsen reichte.
    «Sie haben nicht nur Beute bei den Reichen gemacht», sagte Sam, «sie nehmen alles! Spieße, Eggen, Mistgabeln, Kochkessel. Ich hätte nichts dagegen, wenn sie es nur von den Reichen holen würden, aber sie nehmen alles, was aus Metall ist.»
    Ein Reiter, der den Wappenrock des Earls of Warwick trug, trabte an der Reihe der Karren und Wagen entlang. «Schneller!», rief er.
    «Jungfrau im Himmel», sagte Sam verärgert, «die armen Bastarde können nicht schneller!» Die Kutscher mussten die Fuhrwerke in einem Bogen in die Furt lenken, und das war für die größten Gefährte eine heikle Stelle. «Langsam und mit Bedacht, dann klappt es.»
    Dutzende Frauen und Kinder gingen neben den Fuhrwerken. Sie gehörten zu den Mitläufern, die jede Armee anzog. Ein enormer Bauernwagen wurde von einer Frau gefahren. Sie selbst hatte ebenfalls einen enormen Umfang und einen Schopf widerspenstiger brauner Locken, auf dem eine Kappe saß wie ein kleiner Vogel in einem großen Nest. Zwei kleine Jungen hockten neben ihr, einer hielt ein Holzschwert in der Hand, der andere klammerte sich an die weiten Röcke seiner Mutter. Ihr Bauernwagen war hoch mit Beute beladen und mit Stoffbändern in allen Regenbogenfarben geschmückt. Sie grinste Thomas und Sam zu. «Er glaubt, die verfluchten Franzmänner sind uns auf den Fersen!», sagte sie und machte eine Kopfbewegung in Richtung des Reiters. Dann ließ sie über einem ihrer Leitpferde die Peitsche knallen, und der Wagen rollte in die Furt. «Hüa! Hüa!», schrie sie. «Seht zu, dass ihr nicht zurückbleibt, ihr Burschen», rief sie Thomas’ Bogenschützen fröhlich zu, dann ließ sie die Zügel vorschnellen, sodass die vier Pferde ihr Gewicht ins Geschirr legten und den Wagen am anderen Ufer aus der Furt zogen.
    Einige der Frauen und Kinder fuhren auf leeren Karren, mit denen Proviant und Futter transportiert worden war, das die Armee inzwischen verbraucht hatte, während auf anderen Karren nur leere Fässer standen. Die Fässer hatten die kostbaren Pfeile enthalten. Es gab viele von diesen Wagen, und die Fässer erinnerten Thomas an seine Flucht aus Montpellier. «Weiter!», rief der Reiter. Er warf unruhige Blicke über die Schulter Richtung Norden auf das ansteigende Tal, das zwischen dem von England besetzten Hügel und dem Champ d’Alexandre lag.
    Als Thomas seinem Blick folgte, sah er Banner auf dem englischen Hügel. Sie bewegten sich in seine Richtung, waren bislang aber kaum mehr als ein farbiges Aufblitzen auf der Hügelkuppe. Also war der Rückzug eingeleitet worden. Es hatte keine Trompetenstöße gegeben, keine sieben langen Töne. Stattdessen gab es einen Fluss zu überqueren und, so vermutete Thomas, einen langen Tag, an dem die Franzosen daran gehindert werden mussten, diese Überquerung zu stören.
    «Trödelt nicht herum, zum Teufel!», schrie der Reiter erbost, weil ein schwerbeladener Karren an der Stelle angehalten hatte, wo der Weg die Kurve zur Furt beschrieb, er galoppierte neben die beiden Zugpferde und schlug einem von ihnen mit der flachen Seite seines Schwerts auf die Kruppe. Das Pferd erschrak, stieg halb auf die Hinterbeine, wurde aber von dem Geschirr behindert. Das Tier taumelte nach rechts, zog das andere Pferd mit, und beide wollten durchgehen, der Kutscher zog mit aller Macht an den Zügeln, konnte jedoch nicht verhindern, dass der Wagen langsam über den Rand des Damms kippte. Die Pferde schrien. Mit einem lauten Krachen stürzte der ganze Karren seitlich um und blockierte die Furt. Erbeutete Kessel fielen scheppernd in den Morast. «Oh Gott!», kam es entsetzt von dem Reiter, der den

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