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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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letzte Einheit führen würde. Drei schwere Angriffe nacheinander, geführt von Prinzen und einem König, würden auf die Engländer zurollen.
    «Gebt Befehl, dass alle Lanzen gekürzt werden», ordnete der König an. Männer, die zu Fuß kämpften, konnten keine langen Lanzen schwingen, also mussten diese auf ein handhabbares Maß gekürzt werden. «Und nun geht zu Euren Einheiten, Messires.»
    Die Franzosen waren bereit. Die Banner flatterten. Der König war mit dem besten Stahl gepanzert, den Mailand hervorbringen konnte. Es hatte vier Stunden gedauert, dem König seinen Plattenpanzer anzulegen, von dem jedes Stück vom Bischof von Châlons gesegnet wurde, bevor die Waffenmeister das Rüstungsteil mit Riemen, Bändern oder Schnallen festmachten. Die Beine des Königs wurden von Beinschienen, Kniebuckeln und Schenkelstücken geschützt, und seine Stiefel waren mit überlappenden Stahlschuppen besetzt. Er trug ein Lederwams, in das Stahlstreifen eingearbeitet waren, und darüber, eng über ein Kettenhemd geschnallt, seine Brustplatte und den Rückenpanzer. Seine Arme wurden von Schulterstücken, Ober- und Unterarmschienen geschützt, und seine Hände steckten in Handschuhen, die ebenso wie die Stiefel mit Stahlschuppen besetzt waren. Sein Helm hatte ein schnauzenförmiges Visier und einen goldenen Kronreif, und über der Rüstung trug er den kurzen Wappenrock mit den goldenen Fleurs-de-Lys von Frankreich. Die Oriflamme war bereit; die Franzosen waren bereit. Dies war ein Tag, um in die Geschichte einzugehen, der Tag, an dem Frankreich seine Gegner niedermachte.
    Der Lord of Douglas hatte sich niedergekniet, um den Segen des Bischofs zu empfangen. Der Schotte wurde immer noch von dem Gedanken geplagt, der König könnte noch einmal seine Meinung ändern, doch er wagte keine Fragen zu stellen, denn er fürchtete, damit beim König neues Zögern auszulösen. Was Douglas allerdings nicht wusste, war, dass der König ein Zeichen des Himmels erhalten hatte. Während der Nacht, in der die Waffenmeister mit viel Aufregung gemessen und angepasst hatten, war Kardinal Bessières zum König gekommen. Ächzend vor Anstrengung war er auf die Knie gefallen und hatte zum König aufgeblickt. «Euer Majestät», hatte er gesagt und ihm auf beiden Händen eine rostige, schwach aussehende Klinge entgegengestreckt.
    «Ihr gebt mir eine Bauernwaffe, Euer Eminenz?», hatte der König gesagt, verärgert, dass der fette Kardinal seine Vorbereitungen unterbrach. «Oder wollt Ihr, dass ich ein wenig Gerste schneide?», fragte er, denn das grobe Schwert, dessen Klinge an der Spitze breiter war als am Heft, sah aus wie ein grotesk verlängertes Heumesser.
    «Es ist das heilige Petrusschwert, Euer Majestät», hatte der Kardinal gesagt, «das durch Gottes Vorsehung in Eure Hände gegeben wird, um Euren großen Sieg zu sichern.»
    Der König hatte zuerst erschrocken, dann ungläubig gewirkt, aber der Ernst, mit dem Bessières gesprochen hatte, hatte ihn die Hand ausstrecken lassen. Zaghaft hatte er
La Malice
berührt, und dann ließ er seine Finger auf der schartigen Klinge liegen. «Wie könnt Ihr da sicher sein?»
    «Ich bin sicher, Majestät. Die Mönche von Sankt Junien haben es bewacht, und sie haben es uns als Zeichen Gottes übergeben.»
    «Es wurde viele lange Jahre vermisst», sagte der Bischof von Châlons ehrfürchtig, dann kniete er sich neben die Reliquie und küsste die Klinge.
    «Also ist es echt?», hatte der König erstaunt gefragt.
    «Es ist echt», hatte Bessières zurückgegeben, «und Gott hat es Euch gesandt. Dies ist das Schwert, das unseren Retter beschützt hat, und der Mann, der dieses Schwert besitzt, kann nicht besiegt werden.»
    «Dann sollen Gott und Sankt Denis gepriesen sein», hatte der König gesagt, und er hatte das Schwert vom Kardinal genommen und es an seine Lippen geführt. Der Kardinal hatte ihn beobachtet und sein Behagen versteckt. Das Schwert würde den Sieg bringen, und der Sieg würde König Jean zum mächtigsten Monarchen der Christenheit erheben, und wenn der Papst starb, würde der König von Frankreich seine Überzeugungskraft mit den Stimmen der Männer vereinen, die Bessières’ Kandidatur für den Heiligen Stuhl unterstützten. Der König schloss für einen Moment die Augen und küsste die Klinge ein zweites Mal, bevor er sie zurück in die behandschuhten Hände des Kardinals legte.
    «Mit der Erlaubnis Eurer Hoheit», hatte der Kardinal gesagt, «werde ich diese heilige Klinge einem verdienten

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