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weitere Pfeile, die sich in der gestreiften Schabracke verfingen. Sein Pfeil war genau ins Ziel geflogen, genau auf die Brust des Pferdes, und hatte dennoch nichts bewirkt. «Sie haben Harnische unter den Schabracken!», rief er seinen Männern zu. «Ahlspitzen! Ahlspitzen!» Er zog einen Pfeil mit Ahlspitze aus dem weichen Boden, in den er eine Handvoll Pfeile gesteckt hatte. Er spannte den Bogen, suchte nach einem Ziel, sah das rote Herz der Douglas auf einem Schild und schoss den Pfeil ab.
Die Pferde kamen immer näher.
Doch sie waren langsam. Das war kein Galopp, nicht einmal leichter Galopp. Die großen Schlachtrösser waren mit Kettenrüstungen und Plattenharnischen behängt, wurden von dicken Schurzen aus gekochtem Leder behindert, trugen Männer in voller Rüstung und mussten sich durch den sumpfigen Streifen am Fluss arbeiten. Der Morast ließ sie langsamer werden, das Gewicht ließ sie langsamer werden, und Thomas sah einen Pfeil am Knie des Reiters entlangstreifen und in die Kruppe des Pferdes treffen, und das Tier scheute vor Schmerz, also trug es nur an der Vorderseite einen Harnisch!
«Hellequin! Mir nach!», rief er. «Hellequin! Mir nach!»
Er raffte seine Pfeile zusammen und rannte nach links. Er rutschte im Morast des Sumpfstreifens aus und hastete weiter. Ich muss auf ihre Seite kommen, sagte er sich, ich muss auf ihre Seite kommen. «Mir nach!», rief er noch einmal und warf einen Blick über die Schulter, um festzustellen, ob ihm seine Männer folgten. «Lauft!», rief er und hoffte zu Gott, dass niemand glaubte, sie würden flüchten.
Nach vierzig oder vielleicht fünfzig Schritt steckte er seine Pfeile wieder in den Boden, nahm einen Fleischpfeil, legte ihn an, hob den Bogen und spannte die Sehne, zielte erneut auf das Pferd mit dem roten Herzen auf der farbenprächtigen Schabracke. Nun zielte er auf die Flanke des Pferdes, etwas hinter das Vorderbein und vor den Sattel. Er dachte nicht nach. Er sah dorthin, wo der Pfeil treffen sollte, und seine Muskeln gehorchten seinem Blick, seine zwei Finger ließen die Sehne los, und der Pfeil zuckte über den Sumpf und bohrte sich in das Pferd. Das Pferd bäumte sich auf, und nun flogen mehr Pfeile über das Marschland, endlich bohrten sich die Pfeile ins Ziel, und die Pferde stürzten. Die Bogenschützen des Earls of Warwick hatten verstanden, was zu tun war. Die Pferde des Gegners waren nur an der Vorderseite gerüstet und nicht an den Flanken oder der Kruppe. Ein Reiter in einem Wappenrock mit einem Geviert in Rot und Gelb und einem weißen Stern in einer Ecke rief den Bogenschützen des Earls zu, sich Thomas’ Männern anzuschließen. «Geht auf die Flanke! Geht, Männer, geht, geht, geht!»
Die Franzosen waren dicht herangekommen. Ihre Visiere waren heruntergeklappt, sodass man ihre Gesichter nicht sehen konnte, aber Thomas sah, wo die Schabracken von den Sporen aufgerissen und mit Blut verschmiert waren. Sie trieben ihre Pferde weiter, und er schoss erneut, und dieses Mal traf die Ahlspitze ein Pferd zwischen die überlappenden Schuppen des Halsharnischs. Das Tier taumelte und ging in die Knie, und sein Reiter, der zwischen dem hohen Sattelknauf und dem Hinterzwiesel auf dem Sattel saß, versuchte verzweifelt, die Steigbügel abzuschütteln, bevor das Pferd auf die Seite fiel. Das Tier stand immer noch auf den Hinterbeinen, kippte dann nach vorn, und der Reiter fiel auf den Hals des Pferdes zu, als zwei Pfeile seinen Brustpanzer trafen. Einer der Pfeile wurde beim Aufprall zerdrückt, der andere durchbohrte die Rüstung, und der Mann wurde von der Wucht der Pfeilschüsse wieder nach hinten geworfen. Dann fiel er erneut nach vorn und wurde noch einmal getroffen. Ein paar Bogenschützen jubelten. Rückwärts und vorwärts zuckte der Mann, wurde so lange gequält, bis ein Waffenknecht mit dem Löwen von Warwick auf dem Wappenrock vortrat und dem Mann eine Axt in den Helm hieb, sodass das Blut aufspritzte. Ein Reiter versuchte, den Engländer niederzustechen, doch nun hatte sich der Pfeilbeschuss von der Flanke auf die ungewappneten Seiten der Pferde verdichtet, und das Pferd des Angreifers wurde von drei Pfeilen in den Bauch getroffen, schrie, bäumte sich auf und ging durch.
«Mit Gott, tötet sie! Sankt Georg!» Der Reiter mit dem weißen Stern war dicht hinter Thomas. «Tötet sie!»
Und die Bogenschützen gehorchten. Sie waren von der Wirkungslosigkeit ihrer ersten Schüsse verunsichert worden, doch nun übten sie Rache. Jeder von ihnen
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