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hin breiter wurde, waren Bäume, und hinter diesen Bäumen rechnete d’Audrehem mit Bogenschützen zur Bewachung der Furt.
Der Lord of Douglas ritt mit einem Dutzend seiner eigenen Schotten auf der rechten Seite. «Klappt eure Visiere herunter, wenn ihr einen Pfeil seht», ermahnte er sie, «und genießt das Töten!» Er jedenfalls würde es genießen. Engländer zu töten, es war die bevorzugte Beschäftigung des Douglas-Clans, und Douglas fühlte, wie bei der Aussicht auf die bevorstehende Schlacht ein wildes Hochgefühl in ihm aufstieg. Er hatte befürchtet, die Einmischung der Kirchenmänner würde der englischen Armee eine Ausflucht verschaffen, doch die Verhandlungen waren gescheitert, und er konnte zur Vernichtung aufrufen. «Und denkt dran: Wenn ihr meinen verfluchten Neffen seht, dann lasst ihn leben!» Er bezweifelte, dass sie Robbie in dem Schlachtgetümmel entdecken würden, aber er wollte den Jungen trotzdem lebend haben. Er wollte ihn lebend haben und ihn dann leiden lasen. «Der kleine Bastard soll vor mir heulen.»
«Ich bringe ihn zum Heulen», sagte Sculley, «er wird heulen wie ein Säugling!»
Die Reiter wurden langsamer, als sie sich unter den niedrig hängenden Ästen der Bäume hindurchduckten. Immer noch keine Pfeile. Immer noch kein Gegner. Gott gebe, dass d’Audrehem recht hat, dachte Douglas. Ritten sie auf verlassenes Gebiet zu? Zogen sich die Engländer wirklich zurück? Oder jagten die Reiter einem Irrlicht hinterher? Der Hufschlag der Schlachtrösser klang nun anders, und Douglas erkannte, dass sie in sumpfiges Gelände ritten. Hier gab es Weiden und Erlen statt Eichen, grasbewachsene Erhebungen und grüne, schwammige Erde statt Laubmulch. Die Pferde sanken mit ihren schweren Hufen tief in den Morast, aber sie bewegten sich weiter, und dann sahen sie den Fluss vor sich, ein helles Band in all der grünen Düsternis, und Douglas sah Männer, Männer und Fuhrwerke, und dort waren Bogenschützen!
Marschall d’Audrehem sah sie ebenfalls, und er sah, dass ein Fuhrwerk umgestürzt war und dass bei den Engländern Verwirrung herrschte und dass ein Pfeil durch die Luft zuckte. Er sah nicht, wohin er flog, aber der Pfeil sagte ihm, dass er die richtige Entscheidung getroffen und die Bogenschützen gefunden hatte. Mit einer heftigen Bewegung klappte er sein Helmvisier herunter, sodass seine Welt dunkel wurde, rammte seine Sporen zurück und griff an.
Weil Thomas’ Bogenschützen geübt und erfahren waren, wählten sie Fleischpfeile. Mit diesen Pfeilen wurden Pferde getötet, denn Pferde waren verletzlich, und jeder Bogenschütze wusste, dass man auf die Pferde zielen musste, wenn man einen Angriff Berittener niederschlagen wollte. So war Crécy gewonnen worden, und deshalb suchten sie unwillkürlich Fleischpfeile heraus, die dreieckige Spitzen hatten, Spitzen mit Widerhaken, und die zwei Pfeilkanten waren scharf wie ein Rasiermesser, bohrten sich durch Fleisch, zerschnitten Adern und durchtrennten Muskeln. Sie zogen die Bogensehnen bis zu ihren Ohren zurück, wählten ihr Ziel und ließen den Pfeil abschnellen.
Die Bogenschützen zielten auf die Brust der Pferde, um die Fleischpfeile tief in die angestrengt arbeitenden Lungen zu treiben. Thomas wusste, was nun geschehen würde. Die Pferde würden taumeln und stürzen. Blutiger Schaum würde aus ihren Nüstern und Mäulern quellen. Männer würden schreien, wenn die sterbenden Pferde auf sie rollten. Andere Männer würden von den am Boden liegenden Pferden zu Fall gebracht, und immer noch würden die Pfeile niedergehen, unaufhörlich, und wild würden sie den weiß befiederten Tod bringen, angetrieben von Holz und Hanf, nur dass es nicht geschah.
Die Pfeile trafen. Die Pferde kamen weiter auf die Bogenschützen zu.
Männer riefen Warnungen. Kutscher sprangen von den Fuhrwerken und flohen über den Fluss. Der Reiter, der versucht hatte, den Rückzug zu beschleunigen, starrte ungläubig auf die angreifenden Franzosen. Die ersten Bogenschützen des Earls of Warwick kamen beim Fluss an, und ihre Ventenare brüllten ihnen zu, sie sollten mit dem Beschuss anfangen.
Immer weiter kamen die Franzosen heran. Inzwischen waren die Ersten von ihnen nur noch hundertfünfzig Schritt entfernt.
Thomas schoss einen zweiten Pfeil ab, beobachtete seinen Flug, sah ihn eine niedrige Kurve in der Luft beschreiben und mitten auf eine Schabracke mit blauen und weißen Schrägstreifen treffen, doch das Pferd kam nicht einmal aus dem Tritt, und Thomas sah
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