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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schlamassel verursacht hatte. Nur zwei Dutzend Fuhrwerke waren über den Miosson, und mindestens dreimal so viele steckten nun auf dem falschen Ufer fest.
    «Oh Gott!», wiederholte Sam den Schrei des Reiters. Aber nicht, weil der Karren umgekippt war, sondern weil nun noch mehr Banner in Sicht waren. Doch diese Banner waren nicht auf dem Hügel. Sie waren in dem bewaldeten Tal zwischen den Hügeln, dem Tal, das immer noch im Schatten lag, weil die Sonne es noch nicht erreicht hatte, und zwischen den Bäumen waren Flaggen, und zwischen den Flaggen waren Reiter. Viele Reiter.
    Die auf den Fluss zukamen.
     
    Marschall d’Audrehem und der Lord of Douglas führten die schwerbewaffneten Reiter an, deren Aufgabe es war, die Bogenschützen auf der linken Flanke der englischen Armee auszuschalten. Sie hatten dreihundertzwanzig Männer, alle erfahren und geachtet, alle imstande, sich einen Rossharnisch zu leisten, der einem englischen Pfeil widerstehen konnte. Die Schlachtrösser trugen Stirnschilde, einen metallenen Kopfschutz mit Augenlöchern, und ihre Brust war mit Leder, Kettenrüstungen und sogar Panzerplatten geschützt. Die Rüstung ließ die großen Pferde langsam, aber nahezu unverwundbar werden.
    D’Audrehem und Douglas planten, durch das Tal und über den langgestreckten Hang hinauf in Richtung des Waldes von Nouaillé vorzurücken und dann um das Ende der Hecke zu schwenken, von der die gegnerischen Truppen verborgen und geschützt wurden. Einmal um die Hecke, würden sie die Schlachtrösser in den Galopp treiben und so in die Masse der englischen Bogenschützen einbrechen, die sie dort vermuteten. Sie rechneten mit tausend Bogenschützen. Und die großen Pferde würden ihre Reiter tief in die entsetzten Reihen tragen, wo sie mit Schwertern und Äxten auf die Gegner einschlagen würden. Sie würden die Bogenschützen niedermachen, sie zwingen, vom Schlachtfeld zu flüchten, und dann würden die Reiter zur französischen Linie zurückkehren, absteigen und die Sporen ablegen, und danach würden sie sich dem großen Angriff anschließen, der zu Fuß vorrücken würde, um in der Mitte der englischen Armee zuzuschlagen.
    Das war der Schlachtplan: mit den schwergepanzerten Pferden die englischen Bogenschützen ausschalten, dann die Waffenknechte niedermachen; doch als d’Audrehem und Douglas ihre Männer über die Kuppe des westlichen Hügels geführt hatten, sahen sie die Spitzen englischer Banner hinter der Hecke, und diese Banner bewegten sich Richtung Süden.
    «Was machen die Bastarde da?» D’Audrehem hatte die Frage an niemand Bestimmten gerichtet.
    «Abhauen», antwortete Douglas dennoch.
    Der Horizont im Osten leuchtete hell im Licht der aufgehenden Sonne, und der Wald hob sich vor dieser Helligkeit dunkel ab, dennoch waren die Banner vor den Bäumen zu sehen. Es waren ein Dutzend Flaggen, alle bewegten sich südwärts, und als d’Audrehem in diese Richtung sah, entdeckte er das Glitzern von Wasser in der Talsenke. «Die Bastarde gehen über den Fluss!», sagte er.
    «Sie laufen davon», sagte Douglas.
    Marschall d’Audrehem zögerte. Er war fünfzig Jahre alt und hatte beinahe sein gesamtes Erwachsenenleben als Soldat verbracht. Er hatte in Schottland gekämpft und dort gelernt, Engländer umzubringen, und dann in der Bretagne, der Normandie und bei Calais. Er kannte den Krieg. Wenn er nun zögerte, dann nicht weil er fürchtete, was geschehen könnte, sondern weil er erkannte, dass der Schlachtplan geändert werden musste.
    «Da unten ist eine Furt», sagte ein Mann und deutete auf den glitzernden Fluss.
    «Woher wisst Ihr das?»
    «Ich bin keine drei Meilen von hier aufgewachsen, Sire.»
    «Wir gehen zu der Furt», entschied d’Audrehem. Er ließ sein Pferd umdrehen, das eine Schabracke aus grauem Tuch mit den breiten blauen und weißen Schrägstreifen seines Wappens trug. Seinen Schild schmückten die gleichen strahlenden Farben, und auf seinem Visierhelm steckten eine weiße und eine blaue Feder. «Hier entlang!», rief er und führte die Reiter südwärts.
    Das war einfacher, als das Tal zu durchqueren. Nun ritten sie hügelabwärts, statt die schweren Pferde den langen Hang des englisch besetzten Hügels hinauftreiben zu müssen. Sie ritten im Trab. Die Rossharnische rasselten und klirrten; die Hufe klangen dumpf auf der Erde. Einige Männer trugen Lanzen, die meisten aber hatten sich mit Schwertern bewaffnet. Sie ritten auf offenes Grasland, doch weiter voraus, wo das Tal abfiel und zum Miosson

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