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vierundzwanzigtausend Mann, dreißigtausend, vierzigtausend! Sie beobachteten, wie ihre Befehlshaber zu einer Besprechung vor die Mitte der Kampflinie ritten. «Die haben kein Problem», knurrten sie. «Wer würde einen gottverdammten Prinzen oder Earl töten? Sie zahlen einfach nur das verfluchte Lösegeld und gehen zu ihren Huren zurück. Wir sind die gottverdammten Bastarde, die sterben müssen.» Männer dachten an ihre Frauen, Kinder, Huren, Mütter. Kleine Jungen trugen bündelweise Pfeile zu den Bogenschützen, die an den Flanken der Kampflinie standen.
Der Prinz musterte den Hügel im Westen und entdeckte keine Menschenseele. Schliefen die Franzosen? «Sind wir bereit?», fragte er Sir Reginald Cobham.
«Gebt den Befehl, Sire, und wir rücken vor.»
Was der Prinz vorhatte, war eines der schwierigsten Dinge, die ein Befehlshaber versuchen konnte. Er wollte entkommen, während der Feind in der Nähe war. Er hatte nichts von den Kardinälen gehört und musste annehmen, dass die Franzosen angreifen würden, also würden seine Truppen die Angreifer aufhalten müssen, während der Gepäcktross und die Vorhut den Miosson überquerten und abzogen. Wenn es ihm gelang, wenn er den Tross über den Fluss brachte und der Rückzug Schritt für Schritt weiterginge, konnte er einen ganzen Tagesmarsch gewinnen, doch die Gefahr, die schreckliche Gefahr, bestand darin, dass die Franzosen die Hälfte seiner Armee auf dem einen Flussufer in die Enge treiben und niederschlagen würden, um dann die andere Hälfte zu verfolgen und auch sie abzuschlachten. Für den Prinzen hieß es zugleich Kampf und Rückzug, Kampf und Rückzug, und dabei musste er den Gegner mit einer immer kleiner werdenden Anzahl Männer in Schach halten. Das Risiko war so hoch, dass er sich bekreuzigte, doch dann nickte er Sir Reginald Cobham zu. «Geht», sagte er, «sorgt dafür, dass sich der Gepäcktross in Bewegung setzt!» Die Entscheidung war getroffen; die Würfel waren gefallen. «Und Ihr, my Lord», er drehte sich zum Earl of Warwick um, «Eure Männer werden der Furt Deckung geben.»
«Das werden wir, Sire.»
«Dann sei Gott mit Euch.»
Der Earl und Sir Reginald galoppierten nach Süden, und der Prinz, prächtig anzusehen in seinen königlichen Farben auf seinem großen schwarzen Pferd, folgte ihnen langsam. Stahl umrahmte sein gutaussehendes Gesicht. Sein Helm war mit einem Kronreif und drei Straußenfedern geschmückt. Alle paar Schritt hielt er an und sprach mit den Männern, die sich schon so lange bereithielten. «Heute kommt es sicher zum Kampf! Und wir werden hier tun, was wir schon bei Crécy gemeinsam vollbracht haben! Gott ist auf unserer Seite; Sankt Georg wacht über uns! Und ihr werdet in der Kampflinie bleiben! Habt ihr gehört? Kein Mann bricht die Kampflinie auf! Selbst wenn ihr in den gegnerischen Reihen eine nackte Hure seht, bleibt ihr in der Kampflinie! Wenn ihr die Linie auflöst, wird uns der Gegner überwältigen! Bleibt in der Linie! Brecht die Linie nicht auf! Gehorcht Euren Befehlshabern! Bleibt zusammen, Schild an Schild. Lasst den Gegner auf uns zukommen. Brecht die Linie nicht auf!»
«Sire!» Ein Bote galoppierte von der Mitte der Linie heran, wo sich eine breite Lücke in der dicken Hecke befand. «Der Kardinal kommt!»
«Reite ihm entgegen, stell fest, was er will!», sagte der Prinz, dann drehte er sich wieder zu seinen Männern um. «Ihr bleibt in der Linie! Ihr bleibt bei eurem Nebenmann! Ihr verlasst nicht die Reihe! Ihr bleibt Schild an Schild!»
Dann brachte der Earl of Salisbury die Nachricht, dass der Kardinal weitere fünf Tage Waffenruhe anbot. «In fünf Tagen sind wir verhungert», gab der Prinz zurück. Der Armee war die Verpflegung für Männer und Pferde ausgegangen, und die Nähe des Gegners bedeutete, dass keine Versorgungstrupps in die Umgebung geschickt werden konnten. «Er tut nur, was der französische König von ihm verlangt hat», sagte der Prinz, «also erklärt ihm, dass er seine Gebete aufsagen und uns in Ruhe lassen soll. Wir sind jetzt in Gottes Hand.»
Die Mission der Kirche war gescheitert. Bogenschützen spannten ihre Waffen. Die Sonne war beinahe ganz über den Horizont aufgestiegen und der Himmel von einem blassen Schimmer erfüllt. «Bleibt in der Linie! Ihr werdet die Reihen nicht verlassen! Habt ihr gehört? Bleibt in der Kampflinie!»
Hinter dem Hügel bei dem Fluss, wo sich noch nächtliche Schatten hielten, bewegten sich die ersten Fuhrwerke auf die Furt zu.
Denn die
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