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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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konnte fünfzehn Pfeile in der Minute abschießen, und inzwischen waren über zweihundert Bogenschützen auf der französischen Flanke, und die Franzosen waren besiegt. Sämtliche Reiter an der Spitze waren zu Boden gegangen, ihre Pferde starben oder waren schon tot, und einige Pferde waren umgedreht und geflohen, hatten mit lautem Wiehern versucht, den schrecklichen Verletzungen am Fluss zu entgehen. Die Waffenknechte des Earls of Warwick rückten in den Tumult vor und schlugen mit Kriegshämmern und Streitäxten auf die heruntergefallenen Reiter ein. Die Reiter weiter hinten drehten um. Zwei Waffenknechte des Earls of Warwick führten einen Gefangenen zur Furt zurück, und Thomas sah, dass der Mann einen Wappenrock mit leuchtenden blauen und weißen Streifen trug. Dann suchte er nach dem roten Herzen der Douglas und sah, dass das Pferd gestürzt war und den Reiter unter sich eingeklemmt hatte, er schoss eine Ahlspitze auf den Mann, und der Pfeil durchbohrte eine Oberarmschiene. Er schoss erneut, trieb dem Mann knapp unter der Achsel einen Pfeil in die Seite, doch bevor er einen dritten Pfeil abschnellen lassen konnte, hasteten drei Männer zu dem eingeklemmten Reiter, packten ihn und zogen ihn unter seinem Pferd heraus. Pfeile trafen sie, doch zwei überlebten, und Thomas erkannte Sculley. Er trug einen Helm mit Visier, aber sein langes Haar mit den gelblichen Knochen hing unter dem Rand heraus. Thomas spannte seinen Bogen, doch zwei verwundete Pferde galoppierten zwischen ihn und Sculley, dem es gelungen war, den gestürzten Reiter auf ein unverwundetes, reiterloses Pferd zu hieven. Sculley schlug dem Pferd auf die Kruppe. Die verwundeten Pferde galoppierten weiter, und Thomas schoss, aber sein Pfeil prallte an Sculleys Rückenpanzer ab. Das Pferd mit dem geretteten Mann kämpfte sich aus dem Morast in den Schutz der Bäume, gefolgt von Sculley und vier weiteren Männern, die den Wappenrock mit dem roten Herzen trugen.
    Und dann war es mit einem Mal still, bis auf das beständige Rauschen des Flusses und das Vogelgezwitscher und die Schreie der Pferde und das Schlagen der Hufe, die im Todeskampf der Tiere auf den Boden trommelten.
    Die Bogenschützen nahmen die Sehnen von ihren Bogenstäben, sodass sich die Eibenstäbe gerade richteten. Gefangene, einige verwundet, wurden zur Furt gebracht, während Engländer von toten Pferden und Gegnern die wertvollen Waffen, die Harnische und das Sattelzeug einsammelten. Einige erlösten Pferde von ihren Qualen, indem sie ihnen die Stirnschilde abschnallten und ihnen dann eine Kriegsaxt zwischen die Augen hieben. Andere Männer schnallten Plattenpanzer von toten Rittern ab und zerrten ihnen die Kettenhemden vom Leib. Ein Bogenschütze legte den Schwertgurt eines französischen Ritters an. «Sam», rief Thomas, «hol die Pfeile zurück!» Sam grinste und führte ein Dutzend Männer auf das blutige Schlachtfeld, um Pfeile einzusammeln. Der Befehl bot zugleich eine Gelegenheit, Beute zu machen. Ein verwundeter Franzose versuchte sich aufzurichten. Er hob eine Hand in Richtung eines englischen Waffenknechtes, der sich neben ihn kniete. Die beiden Männer wechselten ein paar Worte, dann klappte der Engländer das Visier des Franzosen auf und stach ihm einen Dolch ins Auge. «Zu arm, um Lösegeld aufzubringen, vermute ich», sagte der Reiter hinter Thomas. Er sah zu, wie der Waffenknecht seinen Dolch wieder in die Scheide schob und begann, den Toten auszuplündern. «Bei Gott, wir sind grausam, aber wir haben Marschall d’Audrehem gefangen genommen, und das ist schon einmal ein guter Anfang für einen schlechten Tag, oder?»
    Thomas drehte sich um. Das Helmvisier des Mannes war hochgeklappt, sodass ein grauer Schnurrbart und nachdenkliche blaue Augen zu sehen waren, und Thomas ließ sich unwillkürlich auf ein Knie hinab. «My Lord.»
    «Thomas of Hookton, nicht wahr?»
    «Ja, Sire.»
    «Ich habe mich gefragt, wer in Gottes Namen hier Northamptons Farben trägt», sagte der Mann auf Französisch. Thomas hatte seinen Männern befohlen, die Wappenröcke mit dem Zeichen Northamptons zu tragen, denn es war ein Wappen, das die meisten Männer in der englischen Armee kannten. Einige wenige hatten die Armbinde mit dem roten Sankt-Georgs-Kreuz um ihren Oberarm gebunden, doch er hatte nicht genügend Armbinden für alle seine Männer. Der Reiter, der Thomas angesprochen hatte, trug den weißen Stern auf seinem rot-gelben Wappenrock, und die Goldkette um seinen Hals tat seinen Rang kund. Der

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