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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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pissen. Der Wein, den er die ganze Nacht getrunken hatte, drückte auf seine Blase, aber er fürchtete, dass sich auch sein Darm entleeren würde, wenn er dem Druck nachgab. Ihm war nicht gut. Gott, dachte er, lass den Dauphin schnell gewinnen! Und warum dauerte das überhaupt so lange? Er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Wenigstens würde der Duc d’Orléans als Nächster in den Kampf ziehen. Der Comte de Labrouillade hatte Marschall Clermont mit Gold dafür bezahlt, dass er selbst und seine Waffenknechte der Einheit des Königs zugeteilt wurden, der Einheit, die als letzte angreifen würde, und er betete inbrünstig darum, dass die dreitausend Mann des Königs nicht gebraucht würden. Und warum kämpften sie zu Fuß? Jeder wusste doch, dass ein Edelmann zu Pferd kämpft! Aber ein paar von den verfluchten Schotten hatten den König dazu gebracht, zu Fuß zu kämpfen, wie es die Engländer machten. Wenn die Engländer und die Schotten wie Bauern kämpfen wollten, war das ihre Angelegenheit, aber ein französischer Edelmann sollte im Sattel sitzen! Wie konnte ein Mann flüchten, wenn er zu Fuß war? Labrouillade stöhnte.
    «Messire?» Sein Standartenträger glaubte, der Comte hätte etwas gesagt.
    «Sei still», sagte Labrouillade, und dann seufzte er vor Erleichterung, als er pisste. Der Urin lief warm an seinen Beinen herunter und tropfte unter den Stahlschuppen heraus, die seinen Schritt schützten. Er krampfte den After zusammen, und es gelang ihm, welches Glück, sich nicht zu beschmutzen. Er blickte nach rechts, wo immer noch die Oriflamme wehte, und er betete um den Moment, in dem sie eingerollt würde und er seine Männer losschicken konnte, damit sie Roland de Verrec suchten, der ihm durch den Mann, dessen Pferd er vor der gesamten französischen Armee getötet hatte, eine beleidigende und bedrohliche Botschaft hatte übermitteln lassen. Der Comte hatte geschworen, Roland das Gleiche anzutun, was er mit dem schamlosen Villon gemacht hatte. Er würde ihn für seinen Verrat kastrieren. Diese Aussicht munterte den Comte auf. «Boten», sagte jemand, und er schaute in Richtung des Kampfes und sah zwei Reiter durchs Tal herankommen. Sie bringen Neuigkeiten, dachte er und betete, dass es gute Neuigkeiten waren und er nicht kämpfen musste, sondern nur Gefangene machen konnte.
    Sculley, der furchterregende Schotte, stapfte an Labrouillade vorbei, der bei sich dachte, dass Sculley aussah wie eine Kreatur aus einem Albtraum. Blut hatte seinen Wappenrock durchtränkt, sodass das rote Herz der Douglas wirkte, als wäre es geplatzt. Blut war auf seine Panzerhandschuhe gespritzt und auf die Schienen, die seine Unterarme schützten. Sein Helmvisier war aufgeklappt. Er warf dem Comte einen wilden Blick zu und ging mit langen Schritten weiter zum Kardinal.
    «Ich will das magische Schwert», sagte Sculley zu Kardinal Bessières.
    «Was sagt dieses Tier?», fragte der Kardinal Vater Marchant, der auf einer Stute saß, die dicht hinter dem Pferd des Kardinals stand. Sculley hatte Englisch gesprochen, und selbst wenn der Kardinal diese Sprache beherrscht hätte, so hätte er doch niemals den Akzent des Schotten verstanden.
    «Was gibt es?», fragte Vater Marchant Sculley.
    «Sagt Eurem Mann, dass er mir das magische Schwert geben soll!»
    «La Malice?»
    «Gebt es mir! Die Bastarde haben meinen Herrn verwundet, und ich werde die Bastarde töten!» Er spuckte die Worte geradezu aus und funkelte den Kardinal dabei böse an, als hätte er vor, seine Rache damit zu beginnen, dass er Bessières’ gewaltigen Bauch aufschlitzte. «Dieser Bogenschütze», fuhr Sculley fort, «er ist ein toter Mann. Ich habe den Bastard beobachtet! Hat auf meinen Herrn geschossen, als er schon auf dem Boden war! Gebt mir einfach das magische Schwert!»
    «Euer Eminenz», Vater Marchant hatte wieder zu Französisch gewechselt, «das Vieh will
La Malice
. Er hat seinem Wunsch Ausdruck gegeben, den Feind abzuschlachten.»
    «Gott sei Dank, dass es jemand tut», sagte der Kardinal. Er hatte schon darüber nachgedacht, was die beste Verwendung für die Reliquie sein könnte, und nun sah es so aus, als hätte dieser Mann die Wahl für ihn getroffen. Er streifte den Schotten mit einem Blick und erschauerte vor der Rohheit seiner Erscheinung, dann lächelte er, zeichnete einen Segen in die Luft und gab Sculley das Schwert.
    Und irgendwo wurde eine Trompete geblasen.
     
    Der Prince of Wales tauchte in der englischen Frontlinie auf,

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