1356
Pferde ein und band sie an dem niedrigen Ast einer Eiche an. Die Bogenschützen spannten ihre Bögen, doch sie hatten keine Ziele, denn die Waffenknechte verdeckten den Feind. «Sam! Bewach das Ende der Hecke!», rief Thomas. «Sag Bescheid, wenn die Bastarde versuchen, dort herumzukommen.» Er bezweifelte, dass die Franzosen das tun würden, denn der Hang wurde dort wesentlich steiler, deshalb würde man an dieser Stelle nur schwer angreifen können.
Die eigentliche Gefahr drohte auf der Innenseite der Hecke, wo die Franzosen, die ahnten, dass sie am Ende der gegnerischen Linie ankamen, immer neue Vorstöße machten. Gruppenweise und ihren Kriegsruf brüllend, griffen sie an. Die Trommeln wurden weiter geschlagen. Trompetenklänge hallten über die Hecke und ermutigten die Franzosen, die gegnerische Linie aufzubrechen. Die Linie aufzubrechen, die Gegner zu zerstreuen und sie in den Wald zurückzutreiben, in dem sie gejagt und niedergemetzelt werden konnten. Das wäre ihre Rache für all die Zerstörung, die von den Engländern in Frankreich angerichtet worden war, für die niedergebrannten Hütten und das abgeschlachtete Vieh, für die besetzten Burgen und die schluchzenden Witwen, für die ungezählten Schändungen und die gestohlenen Schätze. Und so kamen sie mit neu angefachter Wut.
Auch Thomas’ Waffenknechte kämpften mittlerweile. Wenn sie ihre Linie auflösten, hatten sie niemanden hinter sich, aber Karyl stand wie ein Fels und forderte die Franzosen auf, sich in die Reichweite seiner Keule zu wagen. Sie wagten es. Es gab einen Schrei, einen Vorstoß, und Männer hieben mit Äxten, Keulen und Kriegshämmern aufeinander ein. Ein Franzose hakte seine Streitaxt über das Schulterstück von Ralph of Chesters Rüstung, zog heftig, und der Engländer stolperte nach vorn, woraufhin ein Keulenhieb ihn seitlich am Helm traf. Er stürzte, und ein anderer Franzose schwang eine Axt, um seinen Rückenpanzer aufzubrechen. Thomas sah Ralph zucken, seine Schreie konnte er über den Schlachtenlärm hinweg nicht hören, aber dann fuhr die Axt herab, und Ralph wurde still. Karyl traf den Franzosen, der Ralph getötet hatte, mit einem Streifhieb, der genügte, um ihn zurückzutreiben, aber dann griff der Franzose erneut an, witterte den Sieg, und der Lärm, mit dem Stahl auf Holz und Stahl auf Eisen prallten, war ohrenbetäubend.
Thomas legte seinen Bogen und seine Pfeiltasche am Waldrand ab und kämpfte sich zurück in die Linie. Er hob eine Kampfaxt vom Boden auf. «Geht zurück», sagte jemand. Thomas trug nur Kettenrüstung und Leder, und hier waren die Männer mit Stahl gepanzert, aber Thomas drängte sich in die zweite Reihe vor und setzte seine Bogenschützenkräfte ein, um die Axt über dem Kopf zu schwingen und sie auf einen französischen Helm niederfahren zu lassen, und die Waffe grub sich durch Federn, Stahl und den Schädel. Mit derartiger Wucht hatte er die Axt herabgeschmettert, dass sich ihre Klinge bis in die Brusthöhle des Gegners gebohrt hatte, wo sie in einem Gewirr aus Rippen, Fleisch und Stahl hängen blieb. Blut sprühte in die Morgensonne, als Thomas versuchte, die Waffe freizuziehen, und ein gedrungener Mann, der einen Helm mit schnauzenförmigem Visier trug, sah seine Gelegenheit gekommen und rammte eine gekürzte Lanze auf Thomas’ Bauch zu. Arnaldus, der Gascogner, traf den Mann mit einer Axt, sodass sein Kopf zur Seite ruckte, und Thomas ließ seine Axt los, packte die Lanze und zog daran, um den Mann in seine Reihen zu ziehen, wo er getötet werden konnte, und der Mann zog ebenfalls. Karyl schwang eine Keule und schlug an das Schnauzenvisier, sodass es nur noch an einem Scharnier baumelte, und noch immer wollte der Franzose die Lanze nicht loslassen. Er knurrte, schrie Beleidigungen, und Karyl schlug ihm die Keule in das schnurrbärtige Gesicht, brach das Nasenbein und Zähne aus dem Kiefer, und nun versuchte der Mann, dessen Gesicht nur noch eine blutige Maske war, die Lanze wieder vorzurammen, aber Karyl versetzte dem Mann einen weiteren Hieb, und Arnaldus schlug ihm die Axt in die Schulter, spaltete das Schulterstück seiner Rüstung, und der Gegner ging in die Knie, spuckte Blut und Zähne, und Arnaldus erledigte ihn mit einem mächtigen Schwung seiner Axt und beförderte den knienden Mann mit einem Fußtritt in Richtung der Franzosen zurück.
Der Kampf spielte sich nun auf Armeslänge, auf die Reichweite einer Waffe ab. Die Gegner rochen sich, rochen die Exkremente, wenn sich Därme vor
Weitere Kostenlose Bücher