Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
ausgegangen!»
    «Ihr könnt Eure Visiere offen lassen!», rief ein anderer Mann, und in genau diesem Augenblick zuckte ein Pfeil von links heran, jagte in die Reihen und prallte an einer Armschiene ab, bevor er sich in die Erde grub. Noch mehr Pfeile kamen, und überall in den französischen Reihen schlossen die Männer hastig ihre Visiere. Das Geräusch der Pfeile, die auf Rüstungen trafen, hörte sich an wie ein Hagel aus Metall. Ein Trommler wurde getroffen und fiel rücklings zu Boden, die riesige Trommel auf seinem blutenden Bauch, während er eine Mischung aus Erbrochenem und Blut spuckte.
    «Oh Gott», stöhnte der Comte de Labrouillade. Der Wein schwappte in seinem Bauch. Ihm war schlecht. Wie viele andere Männer hatte er sich Mut angetrunken, doch nun wurde der Wein in seinem Magen sauer, und er kämpfte sich stolpernd weiter. Durch die schmalen Sehschlitze seines Visiers konnte er kaum etwas erkennen. Alles, was er wollte, war, dass er seinen Darm beherrschen konnte und dass dieser Albtraum endete. Gebe Gott, dass die kampflustigen Narren an der Spitze schnell durch die englische Linie stürmten und die Narren auf der Gegenseite töteten. Mit etwas Glück würde er als Gefangener genommen werden, der ein üppiges Lösegeld einbrachte, aber in Wirklichkeit kümmerte ihn das nicht. Er wollte nur, dass es vorbei war.
    Die Pfeile wurden spärlicher. Die Bogenschützen auf der rechten Seite der englischen Linie hatten nur noch eine Handvoll übrig, und die meisten legten ihre Bögen weg, nahmen ihre Streitäxte oder Keulen und beobachteten, wie der Gegner dicht an die Hecke vorrückte.
    Der König von Frankreich ging auf die breiteste Lücke in der Hecke zu, wo er das große Banner gesehen hatte, das die Anwesenheit des Prince of Wales verkündete. Sein Sohn Philippe war an seiner Seite, und um sich hatte er seine Leibgarde. Siebzehn weitere Männer trugen die Farben des Königs, um die Engländer zu täuschen. Sie alle waren Ritter von hohem Ansehen, Mitglieder des königlichen Ordens des Sterns, und die Hoffnung lag darin, dass viele Engländer starben, wenn sie die Ritter angriffen. «Du bleibst dicht bei mir, Philippe», sagte der König zu seinem Sohn.
    «Ja, Vater.»
    «Heute Abend feiern wir in Poitiers», sagte der König. «Wir werden Musik haben!»
    «Und Gefangene?»
    «Dutzende von Gefangenen», sagte König Jean. «Hunderte von Gefangenen! Und aus dem Wappenrock des Prince of Wales machen wir dir ein Nachthemd.»
    Philippe lachte. Er trug ein Schwert und einen Schild, doch niemand erwartete, dass er kämpfte, und vier Ritter des Sterns waren dazu eingeteilt, ihn zu schützen.
    Die ersten Reihen der Franzosen hatten nun die Lücke in der Hecke erreicht. «Montjoie Sankt Denis!», riefen sie. «Montjoie Sankt Denis!» Die Angriffslinie war unregelmäßig. Die kampflustigsten Männer waren vorgestürmt, die zögerlichen waren absichtlich langsamer marschiert, und die französische Kampflinie war nicht geschlossen. Die Engländer schwiegen. Der König sah sie durch die Reihen der Männer vor sich, er sah eine graue Linie aus zerbeultem Stahl unter zerfledderten Bannern. «Sankt Denis!», rief er. «Montjoie Sankt Denis!»
    Kardinal Bessières war hundert Schritt hinter der französischen Angriffseinheit. Er saß immer noch im Sattel und wurde von Vater Marchant und drei Waffenknechten begleitet. Der Kardinal war wütend. Die französische Armee wurde offenkundig von Männern geführt, die ihr Handwerk verstanden, kriegserfahrenen Männern, doch der erste Reiterangriff war vollständig gescheitert, dennoch war der zweite Angriff zurückgeschlagen worden, und nun hatten zumindest zwei Drittel der Armee das Schlachtfeld verlassen, und darunter waren viele Männer, die nicht einmal den Versuch unternommen hatten zu kämpfen. Was zu einem leichten Sieg hätte werden sollen, hing nun in der Schwebe, doch trotz seines Ärgers war Bessières zuversichtlich. Er überlegte, ob er ein Gebet sprechen sollte, doch er hatte nie auf Gottes Hilfe vertraut, sondern es vorgezogen, sich auf seine eigene Klugheit und List zu verlassen. «Wenn das Debakel vorbei ist», sagte er zu Vater Marchant, «dann sorgt dafür, dass diesem schottischen Vieh
La Malice
wieder abgenommen wird.»
    «Gewiss, Euer Eminenz.»
    Und zur Überraschung des Kardinals ließ der Gedanke an das Petrusschwert mit einem Mal Hoffnung in ihm aufsteigen. Gerade er wusste besser als sonst jemand, welcher Tand die meisten Reliquien waren und wie die

Weitere Kostenlose Bücher