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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schaffen.»
    Roland nickte. Er beobachtete weiter die heranrückenden Truppen. «Und ich muss meinen Frieden mit Frankreich machen», sagte er sehnsüchtig.
    Robbie tätschelte den Hals seines Pferdes, das gescheckte Streitross war ein Geschenk von Thomas. «Ich dachte, Eure Ländereien liegen in der Gascogne.»
    «So ist es.»
    «Dann huldigt dem Prince of Wales. Er wird Euch Eure Ländereien zurückgeben.»
    Roland schüttelte den Kopf. «Ich bin Franzose», sagte er, «und ich werde um die Vergebung Frankreichs bitten.» Er seufzte. «Ich vermute, das wird einiges kosten, aber mit Geld ist alles möglich.»
    «Stellt nur sicher, dass Ihr ihn schnell tötet», sagte Robbie. «Ich werde Euch helfen.»
    Roland antwortete nicht sofort. Er hatte ein grünes Aufblitzen in den gegnerischen Reihen gesehen und behielt die Stelle im Auge. War es die Flagge mit dem grünen Pferd? «Schnell?», fragte er nach einer Weile, ohne den Blick von den Truppen abzuwenden. «Habt Ihr geglaubt, ich würde Labrouillade zu Tode foltern?» Er klang gekränkt. «Es mag sein, dass er die Folter verdient hat, aber er wird einen schnellen Tod haben.»
    «Ich meinte, ihn töten, bevor er die Gelegenheit hat, sich zu ergeben.»
    Roland wandte endlich den Blick von den Franzosen ab. Sein Helmvisier war hochgeklappt, und er hatte die Stirn gerunzelt. «Ergeben?»
    «Labrouillade ist ein Vermögen wert», sagte Robbie. «Wenn die Schlacht für ihn ungünstig verläuft, wird er sich ergeben. Er zahlt viel lieber ein Lösegeld, als sich beerdigen zu lassen. Würdet Ihr das nicht ebenso machen?»
    «Mein Gott», sagte Roland. An diese Möglichkeit hatte er nicht gedacht, dabei war es so offensichtlich! Er hatte davon geträumt, Bertille mit dem Schwert zu befreien, aber Robbie hatte recht. Labrouillade würde niemals kämpfen. Er würde sich ergeben.
    «Also tötet ihn schnell», sagte Robbie. «Gebt ihm keine Gelegenheit, irgendetwas zu sagen. Stürmt auf ihn zu, beachtet sein Gewinsel um Gnade nicht, sondern tötet ihn.» Er hielt inne, musterte Roland, der wieder zu dem anrückenden Feind hinüberschaute. «Wenn er überhaupt da ist», fügte Robbie hinzu.
    «Er ist da», sagte Roland bitter. Nun hatte er das grüne Pferd gesehen. Es war auf der linken Flanke der Franzosen und etwas hinter den Einheiten des Königs. Irgendwie musste es ihm gelingen, durch diese Einheiten zu kommen, wenn er Bertille jemals Freiheit verschaffen wollte, und er wusste, dass es hoffnungslos war. Er würde zu viele Männer töten müssen, und selbst wenn es ihm gelang, hätte Labrouillade viel zu viel Zeit, um zu entdecken, dass der Tod auf ihn zukam. Robbie hatte recht, er musste Labrouillade schnell töten, aber er sah keine Möglichkeit, wie ihm das gelingen könnte.
    Und in demselben Moment hörte er dumpfen Hufschlag. Er drehte sich um, sah Reiter, die sich am Waldrand sammelten, und erriet, dass sie einen Angriff vorhatten. «Ich brauche eine Lanze», sagte er.
    «Wir brauchen zwei Lanzen!», sagte Robbie.
    Sie ließen ihre Pferde umdrehen und suchten sich Lanzen.
     
    Der Comte de Labrouillade stolperte über irgendetwas. Sein Visier war noch offen, aber es war schwer, am unteren Rand seines Helms vorbeizuschauen, der sein Kinn bedeckte, über das Kettengeflecht seines Halsschutzes schabte und an den oberen Rand seines dicken Brustpanzers stieß, doch er erhaschte einen Blick auf eine zu Boden gefallene Keule, an der Blut und Menschenhaare klebten. Sein Magen hob sich. Da war noch mehr Blut auf dem Boden, offensichtlich von einem Verwundeten, der von dem ersten Angriff auf die englische Linie zurückgehinkt oder zurückgekrochen war. Labrouillade verlangsamte seinen Schritt und versicherte sich, dass er ganz am Ende der königlichen Einheiten war. Die Trommler waren dicht hinter ihm und schlugen einen ohrenbetäubend lauten Takt auf den straffgespannten Ziegenfellen. Rüstungen klirrten. Der Comte war schweißgebadet, Schweiß lief ihm übers Gesicht und brannte in seinen Augen. Er war müde von dem langen Marsch den Hügel hinunter, und nun wurde es noch schlimmer, denn es ging leicht hügelan, jeder Schritt kostete ihn Anstrengung, seine Beinmuskeln waren nur noch Schmerz, ihm war schlecht, und er hatte den Eindruck, dass sich sein Darminhalt verflüssigt hatte. Er strauchelte über niedergetrampelte Reben, konnte sich aber im Gleichgewicht halten. Trompeten wurden geblasen.
    «Keine Pfeile!», schrie jemand.
    «Den Bastarden sind die Pfeile

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