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angreifen!»
«Nein, wir werden eine ganze Armee niedermachen», sagte der Prinz, «mit der Hilfe Gottes, Sankt Georgs und der Gascogne!» Der Prinz beugte sich im Sattel vor und ergriff die Hand des Captals. «Geht mit Gott, Messire, und kämpft wie der Teufel.»
«Nicht einmal der Teufel kämpft wie ein Gascogner, Sire.»
Der Prinz lachte.
Er witterte den Sieg.
Sechzehn
R oland hatte die Schlacht vom Pferderücken aus bestritten. Zu Fuß hätte er sich unbehaglich gefühlt, nicht weil er diese Form des Kampfes nicht beherrschte, sondern weil er keine Freunde oder Vertrauten in der Kampflinie hatte. Die Männer kämpften zu zweit oder in kleinen Gruppen, vereint durch Verwandtschaft oder Freundschaft, und hatten sich gegenseitigen Schutz geschworen. Roland de Verrec hatte keine Verwandten in dieser Armee, seine Freundschaften waren unsicher, und davon abgesehen, wollte er seinen Gegner suchen. Als die Franzosen durch die Lücken in der Hecke gestürmt waren, um die englische Kampflinie zurückzudrängen, hatte er unter den Bannern nach dem grünen Pferd von Labrouillade Ausschau gehalten und es nicht entdeckt. Also hatte er sich mit seinem Schlachtross dicht beim Prince of Wales gehalten, allerdings nicht so dicht, dass er auffiel, und er hatte durch die breiteste Lücke in der Hecke unter den beiden abwartenden gegnerischen Einheiten weiter nach dem grünen Pferd gesucht und es auch dort nicht gefunden. Das war wenig überraschend. Über den wartenden Einheiten hingen zahlreiche Banner, Flaggen und Wimpel, und es gab kaum Wind, der sie hätte wehen lassen können, der Wind war sogar so schwach, dass der Mann mit der Oriflamme die Flagge von einer Seite zur anderen schwenkte, damit sie gesehen wurde. Und diese leuchtend rote Flagge näherte sich nun dem englischen Hügel.
Robbie hatte sich Roland de Verrec angeschlossen. Der Schotte hatte ebenso wie Roland keine Freunde in dieser Armee. Wohl zählte er Thomas zu seinen Freunden, aber diese Freundschaft wurde durch Großzügigkeit auf der einen und Undankbarkeit auf der anderen Seite gekennzeichnet, und darüber empfand Robbie Scham. Mit der Zeit würde ihre Freundschaft wiederhergestellt werden, doch im Augenblick glaubte Robbie nicht, dass ihm Thomas als Nebenmann im Kampf vertrauen würde, und deshalb beobachtete er ebenso wie Roland die Schlacht von hinter der Linie aus. Er hatte gesehen, wie die Engländer den französischen Angriff abgefangen, aufgehalten und zurückgedrängt hatten. Er hatte das Elend der Schlacht gehört, die Schreie der Männer, die von Stahl zerfleischt wurden, er hatte zugesehen, als die Franzosen wieder und wieder vergeblich versucht hatten, die englische Linie aufzubrechen, und schließlich den Kampfesmut verloren. Sie hatten sich zurückgezogen. Sie hatten Tote zurückgelassen, mehr Tote, als die Engländer zu beklagen hatten, wesentlich mehr, aber es war immer einfacher, von der Verteidigungsstellung aus zu kämpfen. Die Engländer mussten ihre Kampflinie halten. Männern, die nicht kämpfen wollten, blieb kaum etwas anderes übrig, als zwischen ihren Nebenmännern stehen zu bleiben; sie mussten nicht vorrücken und einen Kampf auslösen, die Franzosen aber mussten vorrücken. Die Ängstlicheren von ihnen hielten sich im Hintergrund, sodass die Tapfersten an der Spitze waren, und das bedeutete, dass die Tapfersten häufig allein waren und sich einem halben Dutzend Verteidiger gegenübersahen. Und nun würde all das erneut beginnen.
«Was geschieht jetzt?», fragte Roland unvermittelt.
Robbie sah zu den anrückenden Franzosen hinüber. «Sie kommen, sie kämpfen, wer weiß?»
«Das habe ich nicht gemeint», sagte Roland. Auch er beobachtete die anrückenden Franzosen. «Sie haben ihre besten Kämpfer bis zum Schluss aufgespart», fügte er hinzu.
«Ihre besten Kämpfer?»
Roland konnte nun einige der Banner erkennen, denn die Standartenträger schwenkten sie hin und her. «Ventadour», sagte er, «Dammartin, Brienne, Eu, Bourbon, Pommiers. Und die königliche Standarte ist auch dabei.»
«Und was habt Ihr gemeint?»
«Ich meinte, was geschieht nach der Schlacht?»
«Ihr heiratet Bertille.»
«Mit Gottes Hilfe, ja», sagte Roland und berührte den blauen Seidenschal um seinen Hals. «Und Ihr?»
Robbie zuckte mit den Schultern. «Ich bleibe bei Thomas, denke ich.»
«Wollt Ihr nicht nach Hause?»
«Ich bezweifle, dass man mich in Liddesdale willkommen heißen würde, jetzt nicht mehr. Ich muss mir ein neues Zuhause
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