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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Verlauf der Schlacht dicht beim Prinzen gehalten hatte, ritt näher zu ihm. «Sire?»
    «Was haben die Teufel vor?»
    «Einen berittenen Angriff?», vermutete der Captal, klang aber unsicher. Wenn die Franzosen einen Angriff von Rittern zu Pferd planten, dann waren ihre Tiere zu weit von der englischen Kampflinie entfernt. Einige waren schon hinter der Kuppe des nächsten Hügels verschwunden. «Oder wollen sie vielleicht als Erste in den Freudenhäusern von Poitiers sein?», lautete die nächste Vermutung des Captals.
    «Was für kluge Kerle», sagte der Prinz. Stirnrunzelnd beobachtete er die abrückenden Truppen. Etwa die Hälfte der Einheiten des Ducs d’Orléans zog nach Norden, die andere Hälfte blieb, wo sie war, und schloss sich mit den Männern des Dauphins zusammen, die schon gekämpft hatten. Dann begannen einige Verbände des Dauphins dem Banner des Ducs d’Orléans nordwärts zu folgen. Dieses Banner wurde nicht in Richtung der rechten englischen Flanke getragen, sondern immer weiter nach Nordwesten. «Bei Gott», sagte der Prinz erstaunt, «ich glaube, Ihr habt recht. Sie beeilen sich, um die besten Huren zu kriegen! Hüa, Freunde!», rief er dem abziehenden Feind aufmunternd zu, dann klopfte er seinem Pferd auf den Nacken. «Nicht du, alter Freund. Du musst hierbleiben.» Er sah sich nach den Truppen des französischen Königs um, die auf seine Stellung vorrückten. «Er muss sehr sicher sein», sagte er, «wenn er Einheiten wegschickt.»
    «Oder sehr närrisch», sagte der Earl of Warwick.
    Der Prinz hatte etwa ein Dutzend Reiter um sich. Es waren kluge Männer, erfahrene Männer, um ihre Augen hatten sich Falten gebildet, weil sie so oft nach dem Gegner in der Ferne Ausschau gehalten hatten, ihre Haut war von der Sonne braun gebrannt, ihre Rüstungen waren zerkratzt und eingedellt, und die Hefte ihrer Waffen waren glatt vom häufigen Gebrauch. Sie hatten in der Normandie gekämpft, in der Bretagne, der Gascogne, Frankreich und Schottland, sie vertrauten einander – und wichtiger, der Prinz vertraute ihnen. «Kaum vorstellbar», sagte der Prinz, «dass ich heute Morgen erwartete, als Geisel genommen zu werden.»
    «Ich bin sicher, dass Jean de Valois dieses Angebot jetzt gerne annehmen würde, Sire», sagte der Earl of Warwick, der sich weigerte, Jean mit dem Titel König von Frankreich zu benennen, mit dem Titel, den Edward von England für sich beanspruchte.
    «Ich kann nicht glauben, was ich hier vor mir sehe», sagte der Prinz. Zweifelnd sah er den französischen Truppen auf dem Rückzug nach, die wahrhaftig das Schlachtfeld zu verlassen schienen, und zwar nicht nur die erschöpften Einheiten des Dauphin, sondern auch die frischen Einheiten des Duc d’Orléans. Einige Männer waren auf dem Feld geblieben und schlossen sich den Truppen des Königs an. «Ich vermute, sie gehen davon aus, dass diese Männer ausreichen.» Der Prinz deutete auf die anrückenden Waffenknechte. Die große Standarte des Königs, prachtvoll in Blau und Gold, war in der Talsenke angekommen, und nun begannen die weit auseinandergezogenen Einheiten der gerüsteten Männer den Anstieg auf den Hügel. «Messire», der Prinz wandte sich zum Captal um, «habt Ihr Reiter?»
    «Ich habe sechzig Berittene, Sire. Die übrigen stehen in der Kampflinie.»
    «Sechzig», sagte der Prinz nachdenklich. Er warf einen Blick auf die anrückenden Franzosen. Sechzig genügten nicht. Seine angeschlagene Armee mochte etwa genauso umfangreich sein wie die anrückenden Truppen des Königs von Frankreich, aber der Gegner war ausgeruht, und die Männer des Prinzen waren erschöpft, und er wollte die Kampflinie nicht schwächen, indem er Männer aus den Reihen nahm. Aber dann hatte er eine Idee. «Nehmt hundert Bogenschützen. Alle beritten.»
    «Sire?», fragte der Earl of Warwick, der nicht wusste, worauf der Prinz hinauswollte.
    «Sie haben vor, uns einen schweren Schlag zu versetzen», sagte der Prinz, «also stellen wir doch einmal fest, wie es ihnen schmeckt, wenn sie selbst einen Schlag abbekommen.» Dann wandte er sich wieder an den Captal. «Wir lassen sie angreifen, Sire, und dann fallen wir ihnen in den Rücken.»
    Der Captal lächelte. Es war kein angenehmes Lächeln. «Ich brauche eine englische Flagge, Sire.»
    «Damit sie wissen, wer sie umbringt?»
    «Damit Eure Bogenschützen nicht unsere Pferde für ihre Zielübungen benutzen, Sire.»
    «Mein Gott», sagte Warwick, «Ihr wollt eine ganze Armee mit hundertsechzig Mann

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