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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zuckte mit den Schultern. «Er hat uns betrogen», sagte
le Bâtard
, «und Ihr habt es zugelassen!»
    «Er hat Waffenknechte geschickt, Herr», sagte der Abt unglücklich. Labrouillade hatte zugestimmt,
le Bâtards
Entgelt in Genovini zu bezahlen, guten Goldmünzen, deren Wert überall anerkannt war, doch seit der ersten Überprüfung der Bezahlung durch
le Bâtards
Männer hatte der Comte Männer geschickt, um die Genovini durch ein Sammelsurium aus Oboli, Écus, Agneaus, Florins, Deniers und säckeweise Pence-Münzen zu ersetzen. Keine dieser Münzen war aus Gold, und die meisten waren im Wert gefallen oder gestutzt, und auch wenn der Nennwert der Münzen die vereinbarte Summe ergab, war ihr tatsächlicher Wert nur halb so hoch. «Seine Männer haben mir versichert, dass der Wert der gleiche ist, Herr», fügte der Abt hinzu.
    «Und Ihr habt ihnen geglaubt?», fragte
le Bâtard
säuerlich.
    «Ich habe Widerspruch eingelegt», verkündete der Abt, der sich Sorgen darüber machte, ob er nun die übliche Vergütung für die Aufbewahrung des Geldes womöglich nicht erhalten würde.
    «Ich bin sicher, dass Ihr das getan habt», sagte
le Bâtard
in einem Ton, der das Gegenteil nahelegte. Er trug immer noch seine schwarze Rüstung, hatte aber seine Beckenhaube abgenommen, sodass man sein schwarzes, kurzgeschnittenes Haar sehen konnte. «Labrouillade ist ein Narr, findet Ihr nicht auch?»
    «Ein raffgieriger Narr», stimmte der Abt eifrig zu. «Sein Vater war noch schlimmer. Das Lehen Labrouillade hat einmal sämtliches Land von hier bis zum Meer umfasst, aber sein Vater hat den größten Teil der südlichen Besitzungen verspielt. Der Sohn geht vorsichtiger mit seinem Geld um. Er ist reich, gewiss, sogar sehr reich, aber er ist nicht freigebig.» Die Stimme des Abts erstarb, und er betrachtete die Haufen aus schäbigen, verformten und geknickten Münzen. «Was werdet Ihr tun?», fragte er beklommen.
    «Tun?»
Le Bâtard
schien darüber nachzudenken, dann zuckte er mit den Schultern. «Ich habe das Geld», sagte er schließlich, «so könnte man jedenfalls meinen.» Er hielt inne. «Das ist eine Angelegenheit für die Rechtsgelehrten», beschloss er dann.
    «Für die Rechtsgelehrten, ja.» Der Abt konnte seine Erleichterung nicht verbergen.
    «Aber nicht für die am Gerichtshof des Comtes», sagte
le Bâtard
.
    «Man könnte vielleicht am Gerichtshof des Bischofs verhandeln», schlug der Bischof vor.
    Le Bâtard
nickte, dann sah er den Abt mit strengem Blick an. «Ich muss mich auf Eure Zeugenaussage verlassen können.»
    «Gewiss, Herr.»
    «Und werde gut dafür bezahlen», fügte
le Bâtard
hinzu.
    «Ihr könnt auf meine Unterstützung zählen», sagte der Abt.
    Le Bâtard
ließ eine der Münzen von der Handfläche seiner verkrüppelten Hand hochspringen, die aussah, als wären die Finger von einem großen Gewicht zerquetscht worden. «Also überlassen wir es den Rechtsgelehrten», verkündete er. Dann befahl er seinen Männern, den Abt mit den besten Münzen zu bezahlen, die sie in dem Ausschuss finden konnten. «Mit Euch habe ich keinen Streit», fügte er, an den erleichterten Gottesmann gewandt, hinzu. Dann drehte er sich zu Bruder Michael um, der ein Pergament aus seinem Beutel genommen hatte und versuchte, es ihm zu übergeben. «Gleich, Bruder», sagte
le Bâtard
.
    Eine Frau und ein Kind näherten sich. Sie waren Bruder Michael zuvor noch nicht aufgefallen, denn sie waren mit den anderen Frauen gereist, die den Hellequin folgten und die außerhalb von Villon abgewartet hatten, als die Burg angegriffen wurde. Jetzt allerdings fiel ihm die Frau auf, sie fiel ihm auf, und er begann zu zittern. Den ganzen Tag hatte ihn schon das Bild Bertilles verfolgt, doch diese Frau war ebenso schön, wenn auch auf ganz andere Art. Bertille war dunkelhaarig, weich und sanft gewesen, während diese Frau blond, kühl und strahlend war. Sie war groß, beinahe so groß wie
le Bâtard
, und ihr goldfarbenes Haar schien in der frühen Wintersonne zu leuchten. Sie hatte einen klugen Blick, einen breiten Mund und eine lange Nase, und ihr schlanker Körper steckte in einem Kettenhemd, das mit Draht, Sand und Essig geschrubbt worden war, sodass es wie Silber glänzte. Lieber Gott, dachte der Mönch, es sollten wahrhaft Blumen in ihren Fußabdrücken emporsprießen. Das Kind, ein Junge, der etwa sieben oder acht Jahre alt sein mochte, hatte ihr Gesicht, aber sein Haar war so schwarz wie das von
le Bâtard
.
    «Meine Frau Genevieve»,

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