1356
stellte
le Bâtard
sie vor, «und mein Sohn. Hugh. Das ist Bruder …» Er unterbrach sich, denn er kannte den Namen des Mönchs nicht.
«Bruder Michael», sagte der Mönch, unfähig, den Blick von Genevieve abzuwenden.
«Er hat eine Nachricht gebracht», sagte
le Bâtard
zu seiner Frau und bedeutete dem Mönch mit einer Geste, dass er Genevieve das gefaltete und recht mitgenommen wirkende Pergament geben sollte, auf dem das Siegel des Earls inzwischen ausgetrocknet, gesprungen und angebrochen war.
«Sir Thomas Hookton», las Genevieve von dem gefalteten Pergamentbogen ab.
«Ich bin
le Bâtard
», sagte Thomas. Er war auf den Namen Thomas getauft worden und hatte sich die längste Zeit seines bisherigen Lebens nur Thomas of Hookton genannt, obwohl er sich auch mit weiteren Titeln hätte schmücken können, denn der Earl of Northampton hatte ihm sieben Jahre zuvor den Ritterschlag erteilt, und Thomas hatte, auch wenn er als Bastard geboren war, einen Anspruch auf eine Grafschaft in der östlichen Gascogne. Dennoch war er lieber als
le Bâtard
bekannt. Das jagte den Gegnern höllische Angst ein, und ein ängstlicher Gegner war schon halb besiegt. Er nahm seiner Frau das Schreiben aus der Hand und schob einen Finger unter das Siegel, doch dann beschloss er, mit der Lektüre des Briefs noch zu warten, steckte ihn unter seinen Schwertgürtel und klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit seiner Männer auf sich zu lenken. «Wir reiten in ein paar Minuten Richtung Westen ab! Macht euch bereit!» Er wandte sich wieder zu dem Abt um und verbeugte sich. «Meinen Dank», sagte er höflich, «die Rechtsgelehrten werden zweifellos kommen und mit Euch sprechen.»
«Sie werden göttlichen Beistand erhalten», sagte der Abt beflissen.
«Und das hier», Thomas gab dem Abt noch mehr Geld, «ist für meine verwundeten Männer. Ihr werdet sie pflegen, und diejenigen, die sterben, bestattet Ihr und lest eine Messe für sie.»
«Gewiss, Herr.»
«Ich werde zurückkommen, um festzustellen, ob meine Männer gut behandelt werden.»
«Ich sehe Eurer Rückkehr mit Freude entgegen, Sire», log der Abt.
Die Hellequin stiegen auf die Pferde, und die schlechten Münzen wurden in Lederbeutel geschoben und auf die Packpferde geladen, während Thomas seinen Männern in der Krankenstation Lebewohl sagte. Dann, die Sonne stand immer noch niedrig am Osthimmel, ritten sie nach Westen. Bruder Michael saß auf einem geliehenen Pferd neben Sam, der trotz seines jugendlichen Aussehens offenkundig einer der Anführer der Bogenschützen war. «Setzt
le Bâtard
häufig Rechtsgelehrte ein?», fragte der Mönch.
«Er hasst Rechtsgelehrte», sagte Sam. «Wenn er könnte, wie er will, würde er die Rechtsgelehrten allesamt in die Hölle fahren lassen, damit der Teufel auf sie scheißt.»
«Und dennoch setzt er sie ein?»
«Er setzt sie ein?» Sam lachte. «Das hat er dem Abt erzählt, stimmt’s?» Er wies mit dem Kinn Richtung Osten. «Dahinten, Bruder, folgt uns ein halbes Dutzend Männer. Sie sind nicht besonders geschickt, wir haben sie nämlich entdeckt, und inzwischen sind sie bestimmt beim Abt und reden mit ihm. Und anschließend kehren sie zu ihrem Herrn zurück und sagen, dass sie uns nach Westen haben reiten sehen und dass seine fette Lordschaft mit einem Mann des Gesetzes rechnen muss. Bloß wird der nicht kommen. Stattdessen kommen die hier.» Er tätschelte die Gänsefedern an den Pfeilen in seiner Tasche. Einige der Federn waren seit dem Kampf bei Villon mit getrocknetem Blut besprenkelt.
«Du meinst, wir werden gegen ihn kämpfen?», sagte Bruder Michael und bemerkte nicht, dass er das Wort wir benutzt hatte, genauso wenig wie er darüber nachgedacht hatte, warum er eigentlich noch bei den Hellequin war statt auf dem Weg nach Montpellier.
«Natürlich kämpfen wir gegen ihn, verdammt», sagte Sam verächtlich. «Der verdammte Comte wollte uns aufs Kreuz legen, oder? Also werden wir südwestlich weiterreiten, sobald diese einfältigen Bastarde ihr Geplauder mit dem Abt beendet haben. Die werden uns nämlich nicht folgen, um auch wirklich sicher sein zu können, dass wir nach Westen unterwegs sind. Die gehören nämlich zu der Sorte Schafsköpfe, die nicht über ihren nächsten Becher Ale hinausdenken, aber Thomas macht das. Thomas ist ein Zwei-Becher-Denker, genau das ist er.»
Thomas hörte das Kompliment und drehte sich im Sattel um. «Nur zwei Becher, Sam?»
«So viele Becher, wie Ihr wollt», sagte Sam.
«Alles hängt davon
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