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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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einer seiner Vorfahren ihn aber auch für Gefangene benutzt oder für die wilden Mastiffs, die bei der Eberjagd eingesetzt wurden, doch ganz gleich, was seine ursprüngliche Funktion gewesen war, nun diente der Karren als Käfig für seine Frau. Der Comte de Villon, blutverschmiert und geschwächt, wurde auf einem anderen Karren gefahren. Falls der Mann die Fahrt überlebte, wollte ihn der Comte nackt und in Ketten auf dem Hof seiner Festung ausstellen, damit die Leute ihn verhöhnen und die Hunde ihn anpissen konnten, und diese Aussicht heiterte den Comte auf, während sie langsam Richtung Süden vorankamen.
    Er hatte ein Dutzend leichtbewaffnete Reiter nach Osten geschickt. Ihre Aufgabe war es, die Söldner
le Bâtards
auszuspähen und Meldung zu geben, falls der Engländer ihn verfolgte. Doch das schien nun unwahrscheinlich, denn der Kaplan des Comtes hatte gute Nachrichten. «Ich glaube, er ist von seinem Lehnsherrn angefordert worden, Sire», erklärte er dem Comte.
    «Wer ist sein Lehnsherr?»
    «Der Earl of Northampton, Sire.»
    «In England?»
    «Ein junger Mönch ist von dort mit einer Nachricht gekommen, Sire», sagte der Kaplan, «und hat vermutet, dass
le Bâtard
den Befehl erhält, sich den Streitkräften des Prince of Wales anzuschließen. Er hat gesagt, die Nachricht sei dringend.»
    «Ich hoffe, damit habt Ihr recht.»
    «Es ist die beste Erklärung, Sire.»
    «Und wenn Ihr recht habt, verschwindet
le Bâtard
nach Bordeaux, eh? Verschwindet einfach!»
    «Allerdings könnte er zurückkommen, Sire», gab Vater Vincent zu bedenken.
    «Irgendwann vielleicht, irgendwann», sagte Labrouillade leichthin. Er war unbesorgt, denn wenn
le Bâtard
in die Gascogne ging, hatte er genügend Zeit, seine Truppen zu verstärken und seine Festung zu sichern. Er zügelte sein Pferd, ließ die Karren aufholen, sodass er auf seinen nackten, blutbeschmierten Gegner herabsehen konnte. Der Comte war zufrieden. Villon stand Qualen aus, und Bertille hatte die Bestrafung einer Ehebrecherin vor sich. Das Leben, dachte der Comte, war gut.
    Seine Frau schluchzte. Die Sonne stieg höher, und es wurde wärmer. Bauern knieten nieder, als der Comte vorbeikam. Die Straße stieg zu den Hügeln an, von denen die Ländereien der Villons und der Labrouillades getrennt wurden, und auch wenn es in Villon Tote gegeben hatte, würde man in Labrouillade jubeln, denn der Comte war gerächt.
     
    Paville lag nur einen zweistündigen Ritt von der besiegten Burg entfernt. Einst eine blühende Stadt, berühmt für ihr Kloster und ihren Wein, waren nur noch zweiunddreißig Mönche übrig, und kaum noch zweihundert Menschen lebten hier. Die Pest war gekommen, und die Hälfte der Bevölkerung lag begraben auf den Feldern neben dem Fluss. Die Stadtmauern fielen ein, und die Weinberge des Klosters wurden von Unkraut überwuchert.
    Die Hellequin sammelten sich auf dem Marktplatz vor dem Kloster; die Verwundeten wurden in die Krankenstation getragen. Erschöpfte Pferde wurden zum Abkühlen herumgeführt, und Pfeile wurden repariert. Bruder Michael wollte etwas zu essen suchen, doch da kam
le Bâtard
auf ihn zu. «Sechs von meinen Männern sterben dadrin», er machte eine Kopfbewegung zum Kloster, «und es kann sein, dass auch vier andere nicht überleben. Sam hat mir erzählt, dass Ihr in einem Hospital gearbeitet habt.»
    «Das habe ich», sagte der Mönch, «aber ich habe auch ein Schreiben für Euch.»
    «Von wem?»
    «Dem Earl of Northampton, Herr.»
    «Nennt mich nicht so. Was will Billy?»
Le Bâtard
wartete auf eine Antwort, und als keine kam, runzelte er die Stirn. «Erzählt mir bloß nicht, dass Ihr den Brief nicht gelesen habt! Was will er?»
    «Ich habe den Brief nicht gelesen!», protestierte Bruder Michael.
    «Ein ehrlicher Mönch? Also gibt es doch noch Wunder.»
Le Bâtard
beachtete das Schreiben nicht, das ihm Bruder Michael entgegenstreckte. «Geht und kümmert Euch um meine Verwundeten. Ich lese den Brief später.»
    Bruder Michael arbeitete eine Stunde, half zwei anderen Mönchen, Wunden auszuwaschen und zu verbinden, und als er fertig war, ging er wieder hinaus in die Sonne, wo er zwei Männer erblickte, die einen großen Haufen schäbig aussehender Münzen zählten. «Die Vereinbarung lautete», sagte
le Bâtard
zu dem Abt, «dass die Bezahlung in Genovini erfolgen soll.»
    Der Abt sah ihn besorgt an. «Der Comte hat darauf bestanden, die Münzen umzutauschen», sagte er.
    «Und das habt Ihr erlaubt?», fragte
le Bâtard
. Der Abt

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